Die Kaderschmiede
Manuel De Luca, Lorenzo Sgarbi, David Wieser & Co: Ein Dutzend ehemalige Jugendspieler des FC Südtirol haben den Sprung in den Profifußball geschafft.
von Markus Rufin
Die bisherige Saison des FC Südtirol verläuft mit vielen Aufs und Abs. Nach einem äußerst schwierigen Winter haben sich die Weiß-Roten aber wieder gefangen und sind auf dem besten Weg den Klassenerhalt zu schaffen. Das alleine ist eigentlich schon ein kleines Wunder.
Dass ein Verein auch in Krisensituationen kühlen Kopf bewahrt, an seine Spieler und Trainer festhält, kommt in ansonsten chaotischen italienischen Fußball eher selten vor. Es beweist einmal mehr, wie seriös und professionell der FCS aufgestellt ist. Die Ziele, die sich der FCS setzt, sind nicht unrealistisch und völlig aus der Luft gegriffen.
Das gilt nicht nur für die erste Mannschaft, sondern für den gesamten Verein. So ist es eines der erklärten Ziele Südtiroler Fußballtalente zu fördern und diese in den Profifußball zu integrieren. Auch dieses Ziel erreicht der FCS Schritt für Schritt. Gerade erst haben mit Luis Buzi aus Bozen und Benedikt Rottensteiner aus Ritten (beide Jahrgang 2005) zwei Spieler aus der eigenen Jugendabteilung ihren ersten Profivertrag unterschrieben.
Damit sind der Bozner und der Rittner auf dem besten Weg in die Fußstapfen von Simone Davi und Raphael Kofler zu treten, die bereits vorgemacht haben, dass junge Südtiroler selbst in der Serie B Fuß fassen können, wenn ihnen nur die Chance gegeben wird. Ein Sonderfall ist übrigens Kapitän Fabian Tait. Der Salurner kam nur über Umwege zum einzigen Profi-Klub des Landes, spielte aber nicht für die Jugendmannschaften.
Zum aktuellen Zeitpunkt sind also gleich fünf Südtiroler Teil der Profi-Mannschaft und haben daher die Chance in der Serie B zu spielen, doch das sind nicht die einzigen Fußballprofis aus Südtirol. Noch vor wenigen Jahren hätte man die einheimischen Spieler, die in den oberen europäischen Ligen zum Einsatz kommen, an nur einer Hand abzählen können. Der FCS hat in den letzten Jahren gleich mehrere Profispieler hervorgebracht.
Inklusive Kofler und Davi hat die Kaderschmiede der Weiß-Roten ein Dutzend Spieler hervorgebracht, die in der dritten Liga oder sogar noch höher spielen.
Der wohl aktuell beste ehemalige Jugendspieler des FCS traf gerade erst vor eineinhalb Wochen auf seinen Ex-Verein: Manuel De Luca. Der 25-jährige Leiferer spielte bis 2015 beim FCS bevor Inter auf ihn aufmerksam wurde und den Stürmer verpflichtete. 2021 unterzeichnete er schließlich einen Vertrag mit Sampdoria Genua. Spätestens seit der Rückrunde gehört er zur Startelf des ehemaligen italienischen Meisters.
Ein Spieler, der bereits seit fast 15 Jahren Profifußballer ist, ist Manuel Fischnaller. Der Signater spielt aktuell bei Sassari Torres und beweist dort einmal mehr, dass er ein absoluter Ausnahmekönner ist. Die Sarden sind die Überraschungsmannschaft in der Gruppe B der Serie C und „Fisch“ ist mit elf Toren zweitbester Torschütze und damit maßgeblich am Erfolg beteiligt.
Auch Lorenzo Sgarbi zeigt in dieser Saison bei Avellino so richtig auf. In der Gruppe C ist die Mannschaft einen Spieltag vor Schluss auf Platz zwei und hat damit beste Chancen sich für das Playoff eine optimale Ausgangsposition zu sichern. Der 23-Jährige steht aktuell bei sieben Toren und 14 Vorlagen. Die Napoli-Leihgabe, die bis 2017 beim FCS spielte, zählt ohne Zweifel zu den besten Offensivspielern in der Serie C und empfiehlt sich damit für mehr.
Mit David Wieser hat ein Südtiroler Fußballtalent den Aufstieg bereits in der Tasche. Der Grödner steht bei Inter unter Vertrag und wurde an Mantova verliehen. In der Gruppe A sicherte sich der Traditionsklub bereits vor einigen Wochen den ersten Platz und kann so für die Serie B planen. Wieser kam bisher zumeist von der Bank, erzielte aber immerhin zwei Tore.
Ein weiterer Spieler, der in derselben Meisterschaftsgruppe zum Einsatz kommt, ist Eljon Toci. Der Meraner wechselte 2021 vom FCS zur Fiorentina, wo er an Pro Sesto weiterverliehen wurde. In 14 Spielen erzielte der 21-Jährige bisher vier Tore. Doch obwohl es für Toci selbst gut läuft, steht seine Mannschaft auf dem vorletzten Platz.
Deutlich besser sieht es bei Simone Zanon und Carrarese aus. Der 22-jährige Sinicher ist noch voll dabei um den Aufstieg in die Serie B (Platz drei) und ist Dauerbrenner im Mittelfeld.
Zwei weitere Südtiroler, die in der Serie C spielen, sind Leihspieler des FCS. Es handelt sich um Federico Davi, der bei Arzignano zum absoluten Stammpersonal auf der linken Abwehrseite gehört und um Jonas Heinz, der zur Winterpause zu Fermana gewechselt ist und zuvor für Taranto auflief.
Doch auch außerhalb Italiens haben sich Südtiroler Fußballer im Profifußball etabliert. Max Reinthaler spielt bereits seit Jahren in der 3. Liga in Deutschland. Aktuell steht er beim Traditionsverein TSV 1860 München unter Vertrag. Dort laboriert er zwar an einer Verletzung, gehört aber ansonsten zum Stammpersonal. In der österreichischen Bundesliga spielt dagegen Simon Straudi, der regelmäßig für Austria Klagenfurt zum Zug kommt.
Beeindruckend daran ist, dass die Südtiroler Fußballprofis bei ihren Vereinen vielfach nicht nur Bankdrücker sind, sie spielen häufig von Anfang an und unterstreichen damit, dass sich der FCS zu einem guten Ausbildungsverein entwickelt hat. Und wer weiß – vielleicht sieht man einen der Spieler ja wieder in Weiß-Roten Farben auflaufen.
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