Women/Films/Festivals
Ab heute sind Finalspiele, aber die Luft ist noch nicht raus. Es wartet Nilpferd „Pepe“, „Procida“ kommt nahe, Preise gibt’s. „Linda e il Pollo“. Fazit kommt später.
von Renate Mumelter
Aus weiblicher Sicht gibt es beim BFFB keinen Grund zur Klage. Zwar sind Filmclub-Präsidentschaft und BFFB-Leitung in Männerhand, aber das ist wie ein Schichtwechsel. Es war ja schon anders. Eine private Zählung ohne statistischen Wert ergab heute, dass sich die Geschlechter bei den Festivalfilmen in etwa die Waage halten. Das ist in der Filmwelt nicht überall so. Daher der Talk heute.
Sangiorgi, Shafik, Thiele
Das BFFB macht die Frauen zum Thema und dazu gibt es 11.30 h einen Apero-Talk im Luna. Zu Wort kommen drei Frauen, die auf internationaler Ebene „mitspielen“ und deshalb sehr gut Bescheid wissen. Eva Sangiorgi leitet die Viennale, Viola Shafik ist deutsch-ägyptische Filmwissenschaftlerin, Kuratorin und Filmemacherin, Alessandra Thiele kommt vom Österreichischen Filmmuseum, einer wichtigen Film-Institutionen. Die drei sind gemeinsam mit zwei Männern (Patrick Wellinski, Franz Rodenkirchen) in der Jury. Heute Abend vergeben sie 3 Preise unter den Wettbewerbsfilmen.
Alessandra Thiele hat übrigens auch den Zugang zum gefeierten Eröffnungsfilm „Blind Husbands“ verschafft und zu den neun Kurzfilmen von Maria Lassnig. Die gibt es heute um 19.30h.
Maria Lassnig
steht beim BFFB gleich zwei Mal im Mittelpunkt. Wer sich ein bisschen in der Kunstwelt auskennt, weiß von ihr. „Maria Lassnig (1919–2014) gilt international als eine der wichtigsten Malerinnen des 20. und 21. Jahrhunderts. Das Leitmotiv ihrer Malerei, das Sichtbarmachen ihres Körperbewusstseins, fand Anfang der 1970er Jahre in New York auch filmischen Ausdruck“, schreibt das Filmmuseum. Zehn ihrer Arbeiten werden heute gezeigt.
Und Lokalbezug gibt’s auch: Erst 2018 war im Museion unter dem Titel „Body Check“ eine Ausstellung zu sehen, bei der die Arbeiten von Maria Lassnig und Martin Kippenberger in Dialog gesetzt wurden. Das Museion spielt also nicht in der falschen Liga, wie gern behauptet wird.
Mit einem Tiger schlafen
nennt Anja Salomonowitz ihre filmische Geschichte zu Maria Lassnig. Der Film ist in vielerlei Hinsicht besonders. Er ist kein Dokumentarfilm, ist aber auch kein reiner Spielfilm, eher schon ein poetisches Porträt. Er nimmt mit in die Welt der Maria Lassnig, eine Welt, die für die Künstlerin und die Frauen in diesen Jahren keine einfache war. Der viel jüngere Arnulf Rainer fand Lassnigs Arbeiten zwar lässig, zog mit ihr zusammen, aber am Kunstmarkt zog er an ihr vorbei. Später sollte sich das ändern: Er zog aus, und sie an ihm vorbei.
Salomonowitzs Film hört auch Menschen zu, die Maria Lassnig kannten wie die Fotografin Elfie Semotan. Einige Preise gab es für den Tiger, allein bei der Diagonale in Graz waren es 4 (Drehbuch, Szenenbild, Produktion) sowie der für die beste Hauptdarstellerin Birgit Minichmayr als Maria Lassnig.
Birgit Minichmayr
ist heuer zwar nicht persönlich da wie 2019, aber sie ist in zwei Filmen und in beiden sehr präsent. Mit und für Josef Hader spielt sie die Land-Polizistin Andrea, der Ungutes passiert. Für Anja Salomonowitz spielt sie die Maria Lassnig sehr überzeugend. Dies vor allem weil sie nicht eine 1:1 Abkupferung der echten Lassnig liefern musste, wie sie sagt. Biopics mag Minichmayr nämlich gar nicht. „Ich versuche meine Gefühle zu malen“, sagt Lassnig im Film und Minichmayr arbeitet damit.
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