Ärger mit den Spechten
Kleiner Schnabel, großer Schaden: Drei Grünspechte leisten an der Algunder Pfarrkirche ganze Arbeit. Die jüngste Inspektion hat über 100 Löcher im Turmdach ergeben, die nun kostenintensiv geflickt werden müssen. Eine Handhabe gegen die gefiederten Gäste gibt es kaum.
von Karin Gamper
Grünspechte sind geschützt, nicht jagdbar und zum Anschauen eine Pracht. Sie können jedoch auch erhebliche Schäden an Hausfassaden und Dachkonstruktionen anrichten.
So wie in Algund, wo drei Exemplare besonderen Geschmack an den Lärchenschindeln der Pfarrkirche gefunden haben. Seit Längerem schon werden die Tiere vor allem im Winter regelmäßig am Kirchturm gesichtet, wo sie fleißig das Holzdach bearbeiten. Das hat Folgen: Vor drei Jahren musste die Pfarrei die beschädigten Schindeln durch neue ersetzen. Kostenpunkt: 20.000 Euro.
Jetzt ist es erneut so weit. Die jüngste Inspektion eines Turmrestaurators hat ergeben, dass die Grünspechte wieder über 100 Löcher in das Holzdach gepickt haben.
„Wir müssen die betreffenden Schindeln wieder austauschen“, bestätigt Pfarrer Josef Wieser. Die Kosten werden auch diesmal hoch sein. Denn der Restaurator hat festgestellt, dass die drei Vögel nicht nur die Lärchenschindeln bearbeitet haben, sondern bis zur darunter liegenden Verschalung vorgedrungen sind. „Das Regenwasser hat deshalb Schäden an einigen Balken angerichtet“, weiß Pfarrer Wieser. Der Geistliche nimmt das Ganze gelassen, auch weil eine Handhabe gegen die ungebetenen Gäste kaum möglich ist.
Verscheuchen geht nicht, da sich die Grünspechte am Turm in großer Höhe aufhalten. „Wir haben uns die verschiedensten Maßnahmen überlegt, wie wir dem Problem Herr werden“, erzählt Pfarrer Wieser. So habe man sogar daran gedacht, Turmfalken anzusiedeln, wie sie in den Pfarrtürmen in Rabland und Partschins anzutreffen sind. Diese Idee wurde dann wieder verworfen, ebenso wie die Kompletteindeckung des Daches mit neuen Schindeln in der Hoffnung, damit den drei Grünspechten den Garaus zu machen.
Überlegt wurde auch, den Pfarrturm mit einem Metalldach zu überziehen.
„Das wäre ewig schade und ganz gewiss nicht im Sinne des Projektanten“, meint dazu der Algunder Naturfotograf Martin Geier. Er erinnert daran, dass die Pfarrkirche nach den Plänen des bekannten und mittlerweile verstorbenen Architekten Willy Gutweniger 1966-1971 erbaut wurde und für eine moderne Architektur steht.
Pfarrer Wieser kann beruhigen: „Von einem Metalldach war nie ernsthaft die Rede“, versichert er, „diese Option war lediglich eine von vielen Überlegungen, die jedoch mit Sicherheit nicht umgesetzt wird“.
Die Pfarrei setzt weiter auf Lärchenschindeln. Und zwar auf die Originalen. „Nur imprägniert und nicht bemalt“, wie der Pfarrer betont.
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Kommentare (6)
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robby
Spechte fressen ja kein Holz sondern Insekten die sich ins Holz fressen. Demzufolge sind die Schindeln wohl von Schädlingen befallen.
2xnachgedacht
@robby
also sind neue styropordämmungen auch von schädlingen befallen?
robby
Dumme Frage. Nein sind sie nicht. Aber sehr oft an der Innenseite von Schimmel befallen. Aber wo im Dach sind Styroporschindeln ?
Von Bauphysik scheinst du eine ganze Menge zu verstehen
2xnachgedacht
@robby
und sie eine jede menge von gedämmten wohnhäusern.
robby
Stimmt. Nach 45 Jahren in leitender Position im Baugewerbe.
sougeatsnet
In Berlin gibt es mittlerweile ein neues Geschäft: „Spechtlöcher flicken“. Wie das beim Algunder Pfarrturm ist, kann ich nicht sagen, aber für die Spechte klingen die Isolierungen wie hohle Bäume, und dann wird der Wurm gesucht. Natürlich kann im Gebälk auch mancher Holzwurm unterwegs sein. Der Turm wird wohl nicht isoliert sein.