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Taskforce „Wolf“

Das Land will im Kampf gegen das Großraubwild jetzt auch Hubschrauber einsetzen. Im Landtag sind nicht alle von dem 30.000 Euro teuren Vorhaben überzeugt.

von Matthias Kofler

Als Andreas Leiter Reber den letzten Haushaltsvoranschlag der Landesregierung durchforstet hat, ist ihm ein Posten mit einem kuriosen Titel aufgefallen, der mit 30.000 Euro dotiert ist: „Hubschrauberübungen für Großraubtiergruppe“. Auf die Nachfrage des „freien“ Mandatars, was dieser Posten eigentlich bedeute, konnte ihm der neue Agrarlandesrat Luis Walcher keine zufriedenstellende Antwort geben.

Damit nicht zufrieden, ging Leiter Reber der Sache auf den Grund und bat in der April-Fragestunde erneut um Auskunft. Die kuriose Antwort: Laut Walcher sind die Hubschrauberflüge für den Transport von Mitgliedern der „Einsatzgruppe Sicherheit“ bestimmt, die bei großen Raubtiereinsätzen zum Einsatz kommt und für den Transport von Material und die Bergung von Kadavern verantwortlich ist. Die Finanzierung erfolgt durch das Landesamt für Forstwesen. Der Bedarf ergebe sich aus den veränderten Rahmenbedingungen durch das „Landeswolfsgesetz“ und der „jährlich steigenden Großraubwildpräsenz“. Wie der Landesrat weiter ausführt, wurden in Südtirol bisher keine derartigen Rettungsflüge durchgeführt.

Im Landtag sind nicht alle von dem Vorhaben der Landesregierung überzeugt. Dass plötzlich Hubschrauberflüge für 30.000 Euro nötig sein sollen, um Kadaver von Wölfen abtransportieren zu können, ist für Leiter Reber vor dem Südtiroler Steuerzahler kaum zu rechtfertigen. „Unsere Jäger tragen kapitale Hirsche und Gämsen vom Berg herunter – da wird es die Einsatzgruppe des Landes wohl auch schaffen, den einen oder anderen toten Wolf bis zum nächsten Forstweg zu tragen“, meint der „freie“ Abgeordnete. „Zudem muss LH Arno Kompatscher ein völlig neues Tempo bei seinen Abschussermächtigungen an den Tag legen, denn bisher hatten er und seine SVP-Mehrheit vor den letzten beiden Landtagswahlen sehr viele große Worte zu den Abschüssen verloren, doch die ‘Einsatzgruppe Sicherheit‘ hatte noch keinen einzigen Wolfskadaver zu bergen. Es passt schlecht zusammen, wenn die öffentliche Hand einerseits knausert und den Haltern von Herdeschutzhunden lediglich einen einmaligen Anschaffungsbeitrag gewährt oder Almbauern das jährliche Auf- und Abbauen der Herdeschutzzäune unentgeltlich zu machen haben, während hier ohne echte Notwendigkeit Gelder für Hubschrauberflüge bereitgestellt werden“, so Leiter Reber.

Der Ex-Freiheitliche fordert den LH auf, endlich Abschüsse freizugeben, und zwar konsequent und möglichst zu Beginn der Weidesaison und nicht wieder erst im Herbst. Wenn dann die „Einsatzgruppe Sicherheit“ die Flüge dafür benötige, um aus dem Hubschrauber heraus möglichst schnell und konsequent die Wölfe abzuschießen, dann hätten sie jeden Rückhalt der Tierhalter und Almbauern. Rundflüge allein zu Zwecken des Monitorings oder der Beobachtung würden hingegen nur für Kopfschütteln sorgen, denn die vielen Jagdaufseher, aber auch die Forstbeamten im Land wüssten genau, in welchen Revieren sich die Wölfe aufhalten, findet Leiter Reber. Laut Antwort von Neo-Landesrat Luis Walcher sollen die Flüge auch dazu dienen, die Mitglieder der „Einsatzgruppe Sicherheit“ in die Wolfsgebiete zu bringen, worauf sich der freie Abgeordnete ein Augenzwinkern nicht verkneifen kann: „So weit muss die Einsatzgruppe nicht durch die Wälder pirschen, wenn sie einen Wolf finden und erwischen will, denn mit dem Hubschrauber muss man in Südtirol schon lange keinen Wolf mehr suchen, in der Tourismushochburg St. Ulrich läuft der Wolf längst mitten durchs Dorf oder über die Skipiste und in Ulten oder im Passeiertal laufen Wölfe mitten auf den Landestraßen durchs Tal oder wechseln bei helllichtem Tag über die Wanderwege.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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