Aufklärung und Satire
Mit Werken von Beethoven und Schostakowitsch debütiert die Dirigentin Alevtina Ioffe mit dem Haydn Orchester im Konzerthaus Bozen und bei Musik Meran. Solisten sind die Pianistin Anna Kravtchenko und der Trompeter Nicola Baratin.
Am 9. April steht Alevtina Ioffe – eine der interessantesten Vertreterinnen der weiblichen Dirigentenszene – zum ersten Mal am Pult des Haydn Orchesters. Auf dem Programm im Konzerthaus Bozen stehen an diesem Abend die Ouvertüre zu „Die Geschöpfe des Prometheus“ und die fünfte Sinfonie von Ludwig van Beethoven sowie das erste Klavierkonzert von Dimitri Schostakowitsch „mit obligater Trompete“. Das Konzert in Bozen beginnt um 20 Uhr wird am 10. April in Trient (Auditorium, 20.30 Uhr) und am 11. April in der Reihe Musik Meran“ im Kursaal (20 Uhr) wiederholt. Solisten sind die Busoni-Preisträgerin Anna Kravtchenko und der Stimmführer der Trompeten im Haydn Orchester Nicola Baratin.
Alevtina Ioffe ist Russin und Anna Kravtchenko wurde in der Ukraine geboren: Bei diesen drei Konzerten zeigt Musik, dass sie in schwierigen Zeiten unterschiedliche Menschen verbinden und auch Trost spenden kann. „Als Musiker können wir die aktuellen Geschehnisse in der Welt nicht ändern oder beeinflussen. Was wir tun können, ist, weiterhin der Musik zu dienen und Kultur und Musik so lange wie möglich zu unterstützen und zu fördern“, erklärt die Dirigentin. „Seit dem Paläolithikumbegleitet die Musik die menschliche Seele. Sie liefert keine Nahrung und bietet auch kein physisches Zuhause, aber sie lässt einen Emotionen spüren und kann große Gefühle wecken. Sie bringt uns dem Göttlichen näher“, sagt die Pianistin.
„Wer half mir wider der Titanen Übermut?” Im Jahr 1800 komponiert Beethoven die Ballettmusik „Die Geschöpfe des Prometheus“, die man auch als Huldigung an eine Aufklärung hören kann, die – wie der gefesselte Gott bei Goethe und Aischylos – „frei das Menschenvolk macht vom Los, zerschmettert in des Hades Reich zu gehen“. Vor Beethovens 5. Sinfonie steht das erste Klavierkonzert von Dimitri Schostakowitsch, das dieser als „spöttische Herausforderung an den seriösen Charakter des klassischen Konzert-Gestus“, bezeichnet hatte. In den 1920er Jahren hält sich der wegen „jugendlicher Unreife“ vom Petrograder Konservatorium verwiesene Komponist als Klavierspieler in Kinosälen über Wasser und einiges vom damaligen Stummfilm-Slapstick steckt in diesem Werk. Das Stück mit dem ungewöhnlichen Wechselspiel zwischen Klavier und Trompete kombiniert 1933 Music-Hall-Melodien, Walzer, Kinderlieder und Zitate aus dem klassischen Repertoire von Grieg und Haydn bis zu Beethovens „Apassionata“ zu einer komisch-frechen, effektvollen und parodistischen Mixtur, die das Publikum mutwillig auf den Arm nimmt.
Alevtina Ioffe studierte am Konservatorium an ihrer Heimatstadt Moskau Klavier, Komposition und Dirigieren und lebt seit 2022 in Berlin. 2018 debütierte sie als Dirigentin mit Tschaikowskys „Schwanensee“ an der Deutschen Oper Berlin. Es folgten das Debüt an der Bayerischen Staatsoper mit Tschaikowskys Diptychon „Yolanta“ und Strawinskys komischer Oper „ Mavra“ sowie Engagements an der Komischen Oper Berlin und der Oper Stuttgart (mit Humperdincks „Hänsel und Gretel“), am Opernhaus Zürich, am Teatro Filarmonico di Verona und an der Seattle Opera mit „Le nozze di Figaro“. Im Frühjahr 2023 kehrte sie in die USA zurück und leitete die Aufführung von „La Bohème“ an der Washington National Opera. Alevtina Ioffe ist auch im symphonischen Bereich aktiv: Seit 2020 hat sie zahlreiche Symphonieorchester in Frankreich, Deutschland und Österreich dirigiert, wo sie im April 2023 im Musikverein in Wien mit dem Berner Symphonieorchesters erfolgreich debütierte.
Die 1976 in der ostukrainischen Stadt Charkiw geborene Anna Kravtchenko wurde von der niederländischen Zeitung „Het Parool“ als Tastenwunder“ bezeichnet. In der internationalen Klavierszene gehört sie zu den Top-Pianistinnen, seit sie 1992 im Alter von nur 16 Jahren den ersten Preis beim Internationalen Busoni-Wettbewerb in Bozen gewonnen hatte. Im Laufe ihrer Karriere hat sie mit den wichtigsten europäischen Musikinstitutionen und Orchestern zusammengearbeitet. 15 Jahre lang unterrichtete sie Klavier an der Accademia Pianistica di Imola. Seit 2013 ist sie Dozentin im Fach Klavier am Conservatorio della Svizzera Italiana in Lugano. Ihre jüngste Aufnahme für DECCA mit Werken von Franz Liszt wurde von den renommierten italienischen Musikzeitschriften „Amadeus“, „Classic Voice“, „Suonare News“ und „Musica“ mit fünf Sternen bewertet und als „CD des Monats“ ausgezeichnet.
Nicola Baratin stammt aus Monselice und besuchte bereits im Alter von acht Jahren die Musikschule „G. Verdi“ in Conselve. Anschließend studierte er Trompete am Konservatorium „C. Pollini“ in Padua und schloss 2006 sein Studium am Konservatorium „A. Buzzolla“ in Adri ab. 2008 begann seine Zusammenarbeit mit dem Orchestra Cherubini unter der Leitung von Riccardo Muti, die bis 2016 – zuletzt als Stimmführer der Trompeten – andauerte. Von 2017 bis 2020 arbeitete er mit der Filarmonica del Teatro alla Scala zusammen. Seit 2020 ist er Stimmführer der Trompeten im Haydn-Orchesters von Bozen und Trient.
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Kommentare (2)
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dn
Wäre Putin bloß Kunstmaler oder Musiker geworden.
cosifantutte
Das war in der Tat Adolf Hitler. Seine Kunstwerke kannst du hier bewundern:
https://www.wikiart.org/de/adolf-hitler