„Sehen keinen Nutzen“
Die Südtiroler Baubranche sieht der geplanten Einführung des Punkteführerscheins für Arbeitssicherheit sehr kritisch entgegen.
Äußerst kritisch sieht die Südtiroler Baubranche das geplante Vorhaben der italienischen Regierung. In Südtirol herrsche bereits eine sehr gute Arbeitssicherheitskultur.
Erst vor kurzem wurde im Amtsblatt der Republik das Gesetzesdekret PNRR 4 (DL 19/2024) veröffentlicht, das eine Neuerung im Bereich Arbeitssicherheit für Unternehmen ab dem 1. Oktober 2024 einführt: den sogenannten Punkteführerschein.
Diese Maßnahme soll darauf abzielen, die Sicherheitsstandards am Arbeitsplatz zu erhöhen und Arbeitsunfälle zu reduzieren. Südtirols Baubranche sieht dem Vorhaben der italienischen Regierung skeptisch entgegen. „Unsere Befürchtung ist, dass der Punkteführerschein für Arbeitssicherheit mehr Bürokratie für Unternehmen schafft, ohne den tatsächlichen Nutzen für die Sicherheit am Arbeitsplatz zu erhöhen. Vor allem, da die genauen Modalitäten bis heute noch nicht klar formuliert sind.“, kommentiert der lvh-Berufsgruppenobmann Fritz Ploner. „Außerdem wird in Südtirol seit Jahren aktiv in die Sensibilisierung für die Sicherheit am Arbeitsplatz und die Gesundheit der Mitarbeitenden investiert.“
Funktionieren soll der Punkteführerschein wie folgt:
Jedes Unternehmen startet mit einem Guthaben von 30 Punkten. Bei Arbeitsunfällen oder Verstößen gegen die Arbeitssicherheitsvorschriften werden Punkte abgezogen. Unternehmen, die einen vorbildlichen Sicherheitsstandard bewahren, können hingegen Bonuspunkte erhalten.
Sollten Punkte verloren gehen, besteht die Möglichkeit, durch die Teilnahme an Aufholkursen das Punktekonto wieder aufzufüllen. „Kritisch zu sehen ist die Sanktion für Unternehmen, die auf 15 oder weniger Punkte fallen. Diese verlieren die Qualifikation für die Ausführung von Bauarbeiten und dürfen keine neuen Aufträge mehr übernehmen“, erklärt Ploner.
Zudem drohen Bußgelder zwischen 6.000 und 12.000 Euro bei Nichteinhaltung der Vorschriften. Von der neuen Regelung ausgenommen sind Unternehmen mit einer Soa-Zertifizierung, gemäß Artikel 100, Absatz 4, des GVD 36/2023.
Angesichts der Bedenken und der staatlichen Natur des Gesetzes ist der lvh in Kontakt mit der Confartigianato, dem nationalen Handwerkerverband.
Letzterer hat keine Abänderungsvorschläge eingereicht, sondern fordert mit einem sogenannten „Emendamento“ die komplette Abschaffung bzw. Nicht-Ratifizierung des Gesetzesdekrets. „In die Arbeitssicherheit zu investieren ist wichtig und richtig, allerdings nicht im Sinne von Mehraufwänden für die Wirtschaftstreibenden“, betont der Baugruppenobmann im lvh, Fritz Ploner.
Anders die Gewerkschaften. Der AGB/CGIL beklagt einen sehr starken Mangel an Arbeitsinspektoren und verweist auf die Zahlen vom Januar, die Südtirol im gesamtstaatlichen Vergleich als Schlusslicht aufzeigen, was die Sicherheit am Arbeitsplatz betrifft: vier Todesfälle allein in den ersten 31 Tagen des Jahres 2024.
Gewerkschafter Josef Lazzeri bedauert, dass in der Provinz Bozen der Ausschuss für Sicherheit und Gesundheitsschutz in den letzten vier Jahren nur auf dem Papier eingesetzt wurde, aber nie getagt hat.
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Kommentare (14)
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opa1950
Nur mit dem Punkte Führerschein kann man die Schwarzarbeit im Baugewerbe unterbieten.
rumer
@opa
so ein Blödsinn….Kontrollieren und Strafen ausstellen. Nicht mehr und nicht weniger braucht es.
Dieser Punkteführerschein ist nur ein bürokratisches Monster, damit viele neue Beamte angestellt werden können und Firmen spriessen, die Punktekurse anbieten.
Ein Idiotensystem all`italiana.
hf90
In Sachen Arbeitssicherheit herrscht in Südtirol dringender Aufholbedarf. Dass wir hier seit Jahren nationales Schlusslicht sind ist ein Unding!
opa1950
Und das Dank der ganzen Ausländer die bei uns schwarz auf dem Bau arbeiten.Wo bleiben die Kontrollen Mister Kompatscher?
markp.
@hf90
In welcher Statistik ist Südtirol italienweit Schlusslicht? Bitte Quelle. In der offiziellen Statistik – ich interpretiere es so, wenn ich falsch liege, man möge mich verbessern – ist Südtirol, wie der Norden Italiens, nach wie vor gelb. Rot wird es, wenn man sich in Richtung Mitte und dem Süden bewegt.
Also bitte Quelle und Statistik, wo Südtirol Schlusslicht ist. Danke.
https://www.vegaengineering.com/wp-content/uploads/2022/03/Report-Annuale-Statistiche-Infortuni-sul-lavoro-Lavoro-Osservatorio-Sicurezza-Ambiente-Vega-Engineering-31-12-23.pdf
bananajoe
@hf90. Wo gehobelt wird fallen Spähne und wo viel gearbeitet wird, dort passieren leider öfters Unfälle. Südtirol ist in Sachen Sensibilisierung und Fortbildung seiner Mitarbeiter sogar sehr fleißig zu restlichen Italien.
meintag
Ob dann auch in der Landwirtschaft dieselben Kontrollen gemacht werden?
meinemeinung
etwas blöderes kann diese Bürokraten nicht einfallen??
Jeder der einen Bau realisieren will braucht einen Sicherheitskoordinator und der wird auch bezahle. Mehr Verantwortung und mehr Zeit auf Baustellen und nicht Protokolle schreiben sondern koordinieren bei jeder Situation am Bau sein. Das ist die Lösung. Sicherheitskoordinatoren kosten Geld und sonst nichts , wie es Heute ist.
Dem Bauern sollte man noch mehr Sicherheitsausbildung vermitteln, sei es mit Traktoren oder mit anderen Maschinen. Meine Meinung
andreas
Und was soll der Sicherheitskoordinator machen, wenn die Arbeiter, sobald er hinter der Ecke ist, den Helm wieder absetzen?
Das Problem sind wohl eher die Vorgesetzten auf der Baustelle, welche teilweise zu tolerant sind.
meinemeinung
@andreas das hört schnell auf, wenn der erste von der Baustelle gehen muß, oder der Sicherheitstyp die Baustelle schließ. Jeder hat die Ausbildung und weis was zu tun ist. Vorgesetzte müssen mit diese Mitarbeiter weiter arbeiten und nicht streiten müssen.
und es geht meistens nicht um den Helm, eher arbeiten ohne Hirn und bei jedem Wetter.
Meine Meinung
kritischerbeobachter
Punkteführerschein für Betriebe… auf diesen Schwachsinn muß man erst mal kommen. Haben diese Politier wirklich nichts mehr zu tun, als auf solche Schnapsideen zu kommen. Die halben Politier abschaffen, damit die Verbleibenden ausgelastet sind.
jorge
kritischerbeobachter,
du scheinst wohl ein „halber Politier“ zu sein. Sag mir was das sein möge, denn „halbe“ Menschen gibt es nicht.
summer1
Jergile
Natürlich gibt es halbe Politiker, d3nn es gibt auch halbe Menschen, so wie du einer bist!
romy1988
Was für ein Schwachsinn, typische Einfälle von Beamten, die zeigen müssen, dass es sie auch noch gibt.