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So viel kostet uns das Medizinstudium

Foto: lpa

35 Millionen Euro für Professoren und 22 Millionen für die Verwaltung. Die Kosten für den Medizinstudiengang an der Claudiana liegen jetzt schon bei über 64.000 Euro pro Student. Und weitere Ausgaben kommen dazu.

von Markus Rufin

Die Einführung des Medizinstudiums in Bozen wurde von der Landesregierung als großer Meilenstein gefeiert. Landeshauptmann Arno Kompatscher sieht darin ein „strategisches und prioritäres Projekt“, mit dem man mittelfristig dem Ärztemangel entgegenwirken möchte. So formulierte er es jedenfalls im vergangenen Juli, als er das Einvernehmensprotokoll mit der Universität „Cattolica del Sacro Cuore“ unterzeichnete.

Demzufolge werden ab dem Studienjahr 2024/25 60 Studienplätze in Bozen angeboten. Die Unterrichtssprache ist Englisch, die Praktika werden in deutscher und italienischer Sprache abgehalten. Bewerbungen dafür sind bereits möglich, im Mai findet die Aufnahmeprüfung statt.

Das Land bekommt die Medizinstudienplätze natürlich nicht geschenkt. Sowohl die Professoren als auch die Verwaltungskosten für den Studienplatz muss das Land selbst bezahlen. Das Team K hat nun im Rahmen der aktuellen Fragestunde ermittelt, wie hoch diese ausfallen. Und eines vorab: die Kosten haben es in sich.

Bereits im Juni hat das Land die Kosten für Professoren und Verwaltung für die kommenden 15 Jahre gebunden. Insgesamt werden 18 ordentliche Professoren beschäftigt.

Für das heurige Jahr sind dafür knapp über 700.000 Euro vorgesehen, allerdings beginnt das Semester auch erst im Herbst. In den darauffolgenden Jahren erhalten die Professoren zwischen 2,2 bis 2,5 Millionen Euro pro Jahr. Über die gesamten 15 Jahre gibt Südtirol 35.465.900 Euro alleine für die Professoren aus. Das sind 131.355 Euro pro Professor und pro Jahr. Ob dies Professoren der Universität Cattolica, Neuanstellungen oder Primare der Krankenhäuser sind, geht aus der Anfrage nicht hervor.

Dazu kommen noch die Verwaltungskosten. Hier kommen nicht nur Personalspesen, sondern auch Aufwandsspesen und ähnliches zum Tragen. Während in den ersten Jahren diese noch unter einer Million liegen, steigen diese kontinuierlich, da es auch mehr Studenten geben wird. Über 15 Jahre plant das Land mit Ausgaben in Höhe von 22.330.980 Millionen Euro.

Insgesamt gibt das Land damit in 15 Jahren rund 57,8 Millionen Euro für das Medizinstudium in Bozen aus, das sind fast 3,9 Millionen Euro pro Jahr. Die Kosten pro Studenten belaufen sich damit auf über 64.000 Euro pro Jahr – die indirekten Nebenkosten wie Heizkosten, Instandhaltung und Licht nicht miteinberechnet.

Maria Elisabeth Rieder, die gemeinsam mit Franz Ploner die Anfrage eingereicht hat, befürchtet, dass es noch weitere Kosten geben wird: „Mit so hohen Ausgaben hätte ich nicht gerechnet. Wir steuern jetzt schon auf massive Kosten zu. Noch dazu stellt sich die Frage, ob es an der Claudiana ausreichend Räumlichkeiten für die Medizinstudenten gibt.“

Auch dazu hat Rieder eine Anfrage eingereicht. Die Antwort: Zumindest im ersten Studienjahr ist es möglich, die 60 Studenten in der Claudiana beziehungsweise in Hörsälen des Krankenhauses auszubilden. Die Anmietung von externen Studienräume sei nicht vorgesehen. Im Umkehrschluss bedeutet das für Rieder aber, dass der Bau eines weiteren Gebäudes für die darauffolgenden Studienjahre nicht ausgeschlossen ist. Zudem gibt Rieder zu bedenken, dass es sich nur um veranschlagte Kosten handelt. Es könnten weitere Kosten dazukommen.

Die effektiven Kosten für die Studienplätze kann eine Universität freilich nur schätzen. In Österreich werden die Ausgaben pro Student auf 55.000 bis 63.000 Euro geschätzt. Das Medizinstudium in Bozen wäre also nicht sonderlich viel teurer, allerdings war die bisherige Methode, Studienplätze an anderen Universitäten für Südtiroler zu „kaufen“ wesentlich günstiger. Einer weiteren Anfrage des Team K zufolge gab das Land für die Studienplätze an der Paracelsus-Universität in Salzburg 44.000 Euro je Studienplatz, während die Kosten bei der UMCH in Hamburg bei 36.400 Euro lagen.

Die theoretischen Vorteile eines Medizinstudiums in Bozen liegen aber auf der Hand: Speziell Südtiroler Studenten wird der Einstieg an ihrem späteren Arbeitsplatz wesentlich erleichtert. Doch in der Praxis sieht das anders aus.

 

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Kommentare (13)

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  • steve

    Den Römern das Geld vor die Füße zu werfen konnte nur einem Widmann einfallen.
    Zusätzlich wird der Sanitätsbetrieb noch mit Praktikanten belastet.

    Solcher Größenwahn kann nur von Widmann kommen!

    • rumer

      Schlechte Medizinunis gebt es schon genügende, warum brauchen wir auch eine?
      Unsere Landesuni mit einer sehr guten Ärzteausbildung steht in Innsbruck. Kompi baut eine Schmalspurversion mit vielem unserer Steuergeldern und wird sich damit blamieren.

  • unglaublich

    Wahnsinn!
    Wir sollten in die Vorsorge investieren und viel weniger in die Reparatur!

  • andreas

    Im Verhältnis zu den anderen Unis sind die Kosten, aufgrund der Größe, nicht mal so hoch.

    Bei der Aussage Rieders merkt man, dass sie zwar recht vorschnell beim Fordern ist, von Wirtschaft aber genau 0 Ahnung hat

    Dass die Fixkosten bei 60 Studenten höher als bei 500 sind, würde ich jetzt als logisch ansehen.

    • leser

      anderle
      dass deine kenntnisse von wirtschaften auch nicht recht viel besser sind zeigt einmal mehr dein geschreibsel
      der aufbau dieser fakultät mag vielleicht eine gute investition zur befriedigung des südtiroler Egos sein
      aber es dürfte mit ein bisschen logischem denken so ziemlich jedem klar sein dass es ausser ein paar lehrstellen und einbringliche nebenjobs für dozenten recht wenig bringt
      haben wir doch die recht hichwertige und anerkannte UNI innsbruck vor unserer haustür, nein man kocht eine eigene suppe
      eben eine aktion der ignoranten strammen lederhosenträger
      aber sie müssen es ja nicht bezahlen und es ist wohl kaum davon auszugehen dass es mehr südtiroler mediziner geben wird
      aber muss dir rechtgeben dass deine behauptung , rieder als recht ignorante schreierin zu betitelt, völlig korrekt ist

    • leser

      anderle
      im gegensatz zu dir leide ich wenn deine lieblingskaste geld von mir verbrennt

  • nochasupergscheiter

    Wenn man mit der Hälfte des Geldes, ja mit einem Viertel in der Hand in Innsbruck angefragt hätte, wären die Innsbrucker wohl sofort bereit gewesen unsere möchtegernärzte auszubilden….
    Dass nur Leute mit einer 10er Matura die Chance hatten sich ausbilden zu lassen, und wie spät die Politik gesehen hat auf welchen Mangel man zusteuert verdeutlicht die Unfähigkeit von allen Verantwortlichen, und dass sie niemand zuhören…
    100te Millionen für Software die niemals funktioniert oder alt ist wenn sie fertig ist, das Geld an schwindlige Firmen mit schwindligen Verträgen verteilen, das schafft man…
    Aber die ganzen Leute die sich für ein medizinstudium interessiert haben in den letzten 20 Jahren, die hat man alle in regen stehen lassen… Und die ärzte weggegrault… Naja nun meint man es mit Geld in die falschen Hände geworden richten zu können…
    Wer italiener englisch reden hört, wird an der Qualität des Unterrichts wohl keine Zweifel haben oder?

  • nochasupergscheiter

    Nochwas zur Sprache…
    Wer den Unsinn kennt der herauskommt, wenn ein südtiroler sich mit einem Italiener in englisch über Medizin Unterhält, der wird wohl kapieren dass das ganze gut gemeint, aber schlecht getroffen ist… Letztendlich wird wohl eh alles wieder in italienisch abgehalten werden

  • dn

    Innsbruck ist die Landes-Uni.

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