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Frauenexpedition zum K2 

 

Acht Frauen – vier Italienerinnen und vier Pakistanerinnen – werden im Juni zum Karakorum-Gebirge aufbrechen. Ihr Ziel ist der zweithöchste Gipfel der Welt, der zugleich einer der schwierigsten ist. Sie werden auf den Spuren der italienischen Expedition wandeln, die Lacedelli und Compagnoni 1954 auf den Gipfel des K2 führte.

Anlässlich des Jubiläums hat der italienische Alpenverein CAI (Club Alpino Italiano) dieses Projekt ins Leben gerufen. Das Ziel ist dieses Mal jedoch nicht nur der Gipfel, vielmehr ist es auch eine Initiative für Ausbildung, sowie für die Forschung und die Förderung kultureller und sozialer Werte. Dass es sich um eine reine Frauenseilschaft handelt, macht die Expedition zu einer einzigartigen Gelegenheit für die Wissenschaft: Forscherinnen und Forscher von Eurac Research werden die Expedition mit einer Studie begleiten, um mehr über die weibliche Physiologie in extremen Höhen herauszufinden, einen Bereich, über den – immer noch – nur wenig bekannt ist. Die Expedition und die medizinische Studie wurden heute auf einer Pressekonferenz in Mailand vorgestellt.

Der erste Teil der K2-Expedition beginnt in wenigen Tagen in Bozen. Ab dem 20. März werden sich die acht Bergsteigerinnen im terraXcube einer Reihe von Untersuchungen und ersten Tests unterziehen. Dazu gehören kognitive Tests sowie Untersuchungen der Kreislauf- und Atemfunktion in Ruhe und unter Belastung. Verschiedene Tests werden auch in simulierter Höhe im terraXcube durchgeführt, auf einer Höhe, die dem Basislager des K2 entspricht (ca. 5.000 m). Die Voruntersuchungen sind gleichzeitig die Grundlage, um die Bergsteigerinnen bei der Akklimatisierung und dem Training medizinisch beraten zu können.

Eurac Research hat die Studie ins Leben gerufen, um die physiologischen Vorgänge im Körper von trainierten Alpinistinnen vor und nach einer realen Besteigung zu untersuchen. Besonderes Augenmerk wird auf die Auswirkungen der extremen Höhe auf den menschlichen Körper nach erfolgter Akklimatisation gelegt. Dazu werden die Bergsteigerinnen nach ihrer Rückkehr in der hypobaren Kammer des terraXcube in Bozen einer simulierten Höhe von bis zu 8.849 Metern ausgesetzt.

Das Forschungsteam wird sich auch mit dem Prozess der De-Akklimatisierung befassen – damit, was im Körper passiert, wenn die Anpassung an die Höhe wieder nachlässt. Es handelt sich um ein innovatives Forschungsvorhaben, das physiologische Phänomene erforscht, die noch nie zuvor bei Frauen untersucht wurden. Was die Studie einzigartig macht, ist neben dem Fokus auf die weibliche Physiologie die Untersuchung der akklimatisierten Alpinistinnen in extremer Höhe im terraXcube und die Möglichkeit, den Prozess der De-Akklimatisierung zu beobachten.

Warum eine wissenschaftliche Studie zu einer Expedition?

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm das Interesse an den Achttausendern und ihrer Besteigung weltweit zu. Damals gab es nahezu keine Kenntnisse darüber, was im menschlichen Körper in diesen Höhen passiert. Die Expeditionen wurden von medizinischen Teams unterstützt, die die Alpinisten vor und nach der Besteigung begleiteten und ihre Beobachtungen notierten.

Im Laufe der Jahre wurden die Studien vertieft: Die „Himalayan Scientific and Mountaineering Expedition“ unter der Leitung von Edmund Hilary zwischen 1960 und 1961, die physiologischen Studien der Universität Mailand in dem 1973 im Everest-Basislager eingerichteten Labor und die „American Medical Research Expedition to Everest“ (AMREE) im Jahr 1981 sind einige der wichtigsten Studien, die die Forschung vorantrieben.

Die internationale wissenschaftliche Gemeinschaft wollte zudem verstehen, wie es möglich war, den Gipfel des Everest ohne Sauerstoff zu erreichen; eine Leistung, die aus wissenschaftlicher Sicht an das Unerklärliche grenzt, die aber bereits zuvor von Reinhold Messner und Peter Habeler vollbracht worden war. Auch im Labor wurde die menschliche Physiologie in der Höhe erforscht. In den Studien „Operation Everest I und II“ wurde der Aufstieg in extreme Höhen in hypobaren Kammern simuliert; es waren bahnbrechende Forschungsarbeiten, die 1946 und 1985 in den Vereinigten Staaten durchgeführt worden waren.

„Alle Freiwilligen, die an diesen Studien und Expeditionen teilnahmen, waren Männer. Heute, mehrere Jahrzehnte später, wissen wir immer noch zu wenig darüber, wie sich das Bergsteigen in extremen Höhen auf den weiblichen Körper auswirkt. Die Frauenexpedition zum K2 ist eine einzigartige Gelegenheit, um diesen Aspekt zu beleuchten, der sowohl für den Alpinismus als auch für die internationale medizinische und wissenschaftliche Gemeinschaft von großer Bedeutung ist, für die die Gender-Medizin immer wichtiger wird“, sagt Giacomo Strapazzon, Leiter des Instituts für Alpine Notfallmedizin von Eurac Research und wissenschaftlicher Leiter der Studie.

„Soweit es die physische und psychische Verfassung der Alpinistinnen nach ihrer Rückkehr zulässt, macht der terraXcube eine noch nie zuvor durchgeführte Studie möglich: Sie werden erneut einer maximalen Höhe von 8.849 Metern Meereshöhe ausgesetzt, um physiologische Veränderungen unter standardisierten Bedingungen und mit modernsten Methoden zu beobachten, wobei umweltbedingte und psychologische Störfaktoren minimiert werden“, erklärt Christian Steurer, der Leiter des terraXcube.

Neben dem Italienischen Alpenverein CAI, der die Expedition organisiert, sind mehrere Partner an der Studie beteiligt: Das Team von Eurac Research wird mit Kolleginnen und Kollegen des Instituts für klinische Physiologie des Consiglio nazionale delle ricerche (IFC CNR), der Italienischen Gesellschaft für Bergmedizin (SIMeM), der Organisation Ev-K2-CNR und zahlreichen italienischen und internationalen Universitäten und Einrichtungen zusammenarbeiten.

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