Radon im Computerraum
Erhöhte Radonwerte sind nicht nur in Bruneck ein Problem: Auch in der Grund- und Mittelschule waren Schüler erhöhten Messwerten ausgesetzt. Trotzdem wurde nur ein Teil der betroffenen Räumlichkeiten saniert.
von Hannes Lentsch
Wenn festgestellt wird, dass sich ein für den menschlichen Körper giftiger Stoff in einem öffentlichen Gebäude ausbreitet, möchte man meinen, dass sofort alle erdenklichen Maßnahmen ergriffen werden, um das Problem dauerhaft zu lösen. Offenbar sieht man das in Südtiroler Schulen aber lockerer.
Im Jahr 2020 wurde der Grenzwert für Radon (ein radioaktives Edelgas, das bei hoher Konzentration in einem Raum das Krebsrisiko erhöhen kann) in Italien von 500 Becquerel pro Kubikmeter auf 300 reduziert. In Südtirol wurden in den darauffolgenden Jahren in allen öffentlichen Gebäuden Messungen vorgenommen. Dabei hat man in mehreren öffentlichen Gebäuden einen erhöhten Wert festgestellt. Vergangene Woche berichtete die TAGESZEITUNG über die erhöhten Radonwerte in der Grundschule „Josef Bachlechner“ in Bruneck. Die Schule ist offensichtlich kein Einzelfall.
Auch in mehreren Räumen des Schulsprengels Tramin wurden die Grenzwerte überschritten. „Das Land hat damals für Gemeinden, die solche Probleme in öffentlichen Gebäuden haben, eine Firma beauftragt, um die Situation bewerten zu lassen. Nach dieser Bewertung haben wir mit der Sanierung begonnen“, erklärt Bürgermeister Wolfgang Oberhofer. Weiter fügt er hinzu: „Den größten Raum, den Werkraum, haben wir bereits saniert, indem wir Anlagen zum Luftaustausch installiert haben, ebenso im Lehrerzimmer der Grundschule.“
Zwar erhielten die Schülereltern direkt keine Information, allerdings wurde der Schulrat, indem auch die Elternvertreter sitzen, von der Direktion über die Lage in Kenntnis gesetzt.
Doch damit ist das Problem der erhöhten Radonwerte in den Gebäuden des Schulsprengels nicht gelöst, diese wurden nur zum Teil durchgeführt. Einige Räume, in denen die Grenzwerte überschritten worden, sind nach wie vor in Verwendung. Betroffen ist ein Raum der Musikschule, der in der Grundschule untergebracht ist und der EDV-Raum der Mittelschule.
Wie Direktor Andreas Meraner erklärt, reiche es aus, die Räume gut durchzulüften, um die vorgeschriebenen Werte einzuhalten: „Der EDV-Raum wird bei uns nur sehr sporadisch genutzt und dabei sind immer die Fenster gekippt und die Tür offen. Ich habe mich bei der Gemeinde und bei meiner Vorgängerin informiert und laut deren Informationen sei das Lüften vorerst ausreichend, bis eine Sanierung erfolgt.“ Er unterstreicht, dass keine große Gefahr für die Schüler bestehe: „Im EDV-Raum sind die Schüler nur zwei Stunden in der Woche anwesend. Die Exposition ist daher nicht besonders hoch.“
Auch Bürgermeister Wolfgang Oberhofer ist davon überzeugt, dass das Lüften in den betroffenen Räumen vorübergehend Abhilfe schafft: „Mit dem Lüften vor dem Unterricht geht die Radonbelastung rapide zurück, aber natürlich ist das kein Dauerzustand.“ Dafür will man nun sorgen: „Für die Sanierung der betroffenen Räume sind bereits Finanzmittel im Haushalt vorgesehen. Teilweise ist diese bereits während des Schulbetriebs möglich.
Dass die erhöhte Strahlung selbst für die Direktion nicht unbedenklich ist, zeigt der Kunstraum, der seit Schulbeginn geschlossen ist. Warum die Schließung nicht direkt nach der Feststellung der erhöhten Werte beschlossen wurde, wisse dieser nicht: „Ich bin erst seit September im Schulsprengel tätig. Wir haben jedoch beschlossen, dass der Raum nicht verwendet wird, bis die Sanierungsarbeiten fertig sind.“ Doch warum wurde der Kunstraum geschlossen, wenn angeblich keine Gefahr für Schüler besteht, da sie ihn nur für kurze Zeit nutzen? Problematisch sei die Situation laut Meraner eher für die Lehrpersonen, die, wie es im Kunstraum der Fall gewesen sei, wöchentlich 20 – 25 Stunden im Raum verbringen.
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Kommentare (8)
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steve
Wie im Artikel steht sind 2020 die Referenzwerte (nicht Grenzwerte!) von 500 auf 300 Bq/m^3 abgesenkt worden.
Was vorher in Ordnung war wird nicht auf einmal absolut tödlich sein, besonders wenn man sich nur zwei Stunden darin aufhält!
Immer ruhig Blut, Lüften hilft!
tirol
……Ergebnisse von medizinischen Studien zeigen, dass ab einer Belastung von 100-200 Becquerel pro Kubikmeter eine nachweisbare Zunahme des Lungenkrebsrisikos festgestellt werden kann aja und: Der Wert von 100 Bq/m³ wird derzeit von verschiedenen Institutionen, einschließlich des Bundesamtes für Strahlenschutz, des Umweltbundesamtes (durch den Ausschuss für Innenraumrichtwerte AIR) und der Weltgesundheitsorganisation WHO, als empfohlener Richtwert betrachtet.
steve
100Bq/m^3 entspricht bei Daueraufenthalt ca. 1mSv und damit ca. der jährlichen natürlichen Strahlenbelastung.
Zwischen Daueraufenthalt und 2 Stunden wöchentlich liegt ein Faktor 100!
gulli
Wir müssen ein Sportzentrum in Antholz sanieren, eine Bobbahn in Cortina mitfinanzieren und einen zweistöckigen Kreisverkehr in Olang bauen, dann bleibt kein Geld mehr für Nebensächlichkeiten wie der Sanierung einer Schule.
steve
Ersparen sie sich ihre Polemik: die vom Gesetz vorgesehenen Maßnahmen werden sicher umgesetzt!
2xnachgedacht
@steve
da stimme ich ihnen zu.
sportzentrum,bobbahn und kreisverkehr sind auch gesetzlich vorgesehene maßnahmen?oder nur vom gesetz zugelassen?
steve
Lach… was jammert ihr hierzulande wegen einer Bobbahn rum!
Fahrt doch nach Rom zum Infrastrukturminister a Gsatzl rearn!
Auch Blödsinn schreiben ist vom Gesetz nicht vorgesehn!
placeboeffekt
@ gulli
Bevor Sie hier Sarkasmus verbreiten, sollten Sie sich der Tragweite der zusätzlichen Strahlungsbelastung im klaren sein.
Diese ist tatsächlich vernachlässigbar
Bei einer Mammographie zB wird eine Frau 500mikroSievert ausgesetzt.
Die entspricht ein Viertel der jährlichen Belastung durch die unvermeidbare natürliche Strahlung, und der Nutzen ist erwiesenermaßen gering.
(Gigerenzer, Unstatistik des Monats, 2011 und 2014)
Bei einem Flug nach New York setzen Sie sich 200 mikroSievert zusätzlich aus- erhöhen also ihre Belastung auf einen Schlag um 10 Prozent
Und jetzt rechnen Sie mal nach , wie hoch die zusätzliche Belastung der Schüler im Vergleich ist.