Sissa Micheli & Thomas Riess
Sissa Micheli & Thomas Riess präsentieren sich in der Galerie Alessandro Casciaro in einer Duo Show.
Der Dialektik von zwei künstlerischen Welten, der fotografischen Welt von Sissa Micheli und der malerischen Welt von Thomas Riess wird in dieser Ausstellung eine Ode gesungen. Was verbindet nun diese sich hier begegnenden medial und vom künstlerischen Arbeitsprozess so divergierende Positionen? Die Figuren, die sowohl Michelis Fotografie als auch Riess Malerei prägen, sind ihrer Individualität enthoben. Sie sind präsent und doch versteckt, und dieses Verstecken führt uns zur Frage, was ist dahinter, hinter den Stoffkaskaden der Fotografie, hinter den Gesichter verbergenden Pinseldynamiken, die sich von ihrer beschreibenden Funktion lösten und zur reinen Malerei wurden. Der uns in beiden künstlerischen Konzepten bewusst gemachte Verlust von Identität ist als Ausdruck des aktuellen digitalen Gleichschaltens von Individualität zu sehen, des gesellschaftlichen Uniformierens zum Beispiel auch in den sozialen Medien und ihrem auf Individuen lastenden Druck.
Die Menschen sind, wie erwähnt, bei beiden Künstler:innen ein wesentliches Thema, aber sie sind nicht als Subjekt identifizierbar. Das gleiche gilt auch für den Raum, in den sie zentriert hineingestellt sind – er ist präsent, aber er entzieht sich aber auch seiner Loklaisierung oder Beschreibung. Dadurch entsteht ein zeitloser, imaginärer Bildraum für die Motive, die nur mit den bildnerischen Mitteln der Kunst so zu sehen sein können. Es sind dadurch Räume für existentielle Momente, die eben nicht individuell geprägt sind, sondern viel mehr allgemein menschlichen Fragestellungen offenstehen.
Micheli friert mit der Fotografie einen zeitlichen Moment ein, der in der Realität so nicht wahrnehmbar ist. Die Inszenierung wirkt durch die gleichzeitige Ausübung von Kontrolle, also der Platzierung der Modelle, der Ausleuchtung des Settings, der Auswahl des Stoffes und dem Verlust von Kontrolle als Moment des Zufalls durch den Wurf des Stoffs magisch. Gerade dieser kaum messbare, von der Linse erfasste Moment, eigentlich zeitlich fast ein Nichts, gebiert aber in dem Bild eine fast bildhauerische Monumentalität.
Riess findet seine Motive in den Werbemedien unserer Zeit, bei denen die handelnden Personen Individualität vortäuschen, aber nur Träger von Konsumbotschaften sind. Sie sind Vorlagen für seine Sujetkonstruktionen, die er in seine malerische Welt überführt. Er fügt äußerst subtil Beschreibendes und Abstraktes zusammen, wobei gerade da, wo die Pinselstriche sich vom Dienenden befreien, durch diese malerische Dialektik eine oft beunruhigende Wucht und Kraft entsteht. (Andreas Hoffer, Kurator Kunsthalle Krems)
Termin: Eröffnung am Freitag, 8. März um 18.00 Uhr in der Galerie Alessandro Casciaro. Bis 6. April.
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