Klassik und Zen
Busoni, Schumann – und eine Performance auf der Zen-Flöte: Der Dirigent Markus Stenz debütiert am Pult des Haydn Orchesters im Konzerthaus Bozen.
Am 5. März um 20 Uhr leitet der deutsche Dirigent Markus Stenz – zum ersten Mal überhaupt – das Haydn Orchester im Konzerthaus Bozen. Auf dem Programm, das am 6. März im Auditorium in Trient (20.30 Uhr) wiederholt wird, stehen das Violinkonzert in D-Dur, op. 35a von Ferruccio Busoni – mit der Solistin Francesca Dego – und die zweite Sinfonie von Robert Schumann.
Eröffnet werden die beiden Konzerte vom Zen-Flötisten Prashantam im Rahmen der letzten von drei „Ouverture barbare“. Dieses vom künstlerischen Leiter des Haydn Orchesters Giorgio Battistelli konzipierte neue Format soll das Publikum in der sinfonischen Spielzeit 2023/24 mit der Magie uralter spiritueller Klänge und Instrumente bekannt machen.
Ebenso wie die Violinkonzerte von Beethoven und Brahms ist auch das Violinkonzert von Ferruccio Busoni in D-Dur geschrieben und knüpft an die Tradition der großen Konzerte für dieses Instrument des 19. Jahrhunderts an. Komponiert zwischen 1896 und 1897, zu einer Zeit, alsBusoni schon ein international gefeierter Pianist war, entstand das Werk für den niederländischenGeiger Henri Petri, der bei der Uraufführung mit den Berliner Philharmonikern unter der Leitungvon Busoni persönlich das Solo spielte. Auf diese Musik folgt mit der zweiten Sinfonie von Robert Schumann ein herausragendes Werk der Romantik.
Die langsame Entstehung der Sinfonie war ein Grund für ihren anfänglich bescheidenen Erfolg: Die ersten Entwürfe tauchten ein Jahr nachdem Umzug des Ehepaar Schumann nach Dresden auf, der Komponist benötigte aber noch beinahe ein Jahr für deren Fertigstellung. Für Schumann, dessen Werke oft in kurzen und intensiven Kreativitätsschüben entstanden, war das eine lange Zeit. Den Künstler plagten bereitsdepressive Schübe, Schlaflosigkeit und Anfälle jener Art, die ihn elf Jahre später in die Nervenheilanstalt Endenich bringen sollten.
Markus Stenz bekleidete zahlreiche bedeutende Positionen bei internationalen Orchestern und Opernhäusern etwa als Chefdirigent des Radio Filharmonisch Orkest, als Generalmusikdirektor der Stadt Köln und Gürzenich-Kapellmeister, als Principal Guest Conductor des Baltimore Symphony Orchestra oder als Conductor-in-Residence des Seoul Philharmonic Orchestra.
Als Operndirigent hat er zuletzt viele Ur- und Erstaufführungen sowie Wiederaufnahmen geleitet wie die Weltpremiere von György Kurtágs Oper „Fin de Partie“ an der Mailänder Scala (2018), an der Amsterdamer Dutch National Opera (2019) sowie an der Opéra National de Paris (2022), Benjamin Brittens „A Midsummernight’s Dream“ (2021) und „Death in Venice“ (2019) an der Deutschen Oper Berlin sowie Franz Schrekers „Die Gezeichneten“ an der Bayerischen Staatsoper(2018).
Seine Diskografie umfasst zahlreiche preisgekrönte CD-Aufnahmen, darunter den Gesamtzyklus der Sinfonien Gustav Mahlers mit dem Gürzenich-Orchester, wobei die Interpretation der 5. Sinfonie den Preis der Deutschen Schallplattenkritik erhielt und eineEinspielung von Arnold Schönbergs „Gurreliedern“, die bei den Gramophone Awards 2016 mit dem Choral Award ausgezeichnet worden war.
Francesca Dego gilt als eine der besten italienischen Violinistinnen der Gegenwart.
Nach dem Erfolg ihrer Debüt-CD für die Deutsche Grammophon mit Paganinis 24 Capricci legte sie ebenfallsfür die Deutsche Grammophon ein Gesamteinspielung der Beethoven-Sonaten für Violine und Klavier vor. Sie ist Preisträgerin zahlreicher internationaler Wettbewerbe und war 2008 die erste italienische Geigerin, die seit 1961 in das Finale des Paganini-Preises in Genua einzog, wo sie auch den Sonderpreis „Enrico Costa“ für die jüngste Finalistin oder den jüngsten Finalisten erhielt.
In den vergangenen Jahren ist sie weltweit mit den wichtigsten Orchestern sowie mit prominentenSolisten und Dirigenten aufgetreten wie Salvatore Accardo, Christopher Hogwood, Gianluigi Gelmetti, Donato Renzetti, Gabriele Ferro, Bruno Giuranna, Paul Goodwin, Peter Halffter, Julian Kovatchev, Wayne Marshall und vielen anderen.
Prashantam wurde in Portugal geboren, studierte Medizin in Paris und setzte seine Ausbildung in Indien fort.
1974 begegnete er in Japan dem Zen-Meister Koku Nishimura, der ihn mit denreligiösen Grundsätzen des Zen und mit der Kyotaku, einer zur Begleitung von Zen-Meditationeneingesetzten japanischen Flöte, bekannt machte. In Indien lernte er die Philosophie von Osho kennen und lehrte später in mehreren Ländern Musik und Meditation.
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