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„Wir brauchen faire Preise“

Lebensmittel im Überfluss sind für viele Menschen zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Leider, wie der neue Landesobmann des Südtiroler Bauernbundes, Daniel Gasser, am Samstag auf der 77. Landesversammlung im Waltherhaus in Bozen feststellte. Deshalb sei es wichtig, diese und andere Leistungen der Landwirtschaft noch besser zu kommunizieren.

Obwohl die Landwirtschaft weltweit Milliarden von Menschen satt macht, ist diese enorme gesellschaftliche Aufgabe den meisten Bürgern nicht bewusst. Dabei stecke viel Arbeit und Know-How dahinter. Die große Herausforderung sei deshalb, diese und alle anderen Leistungen der Bäuerinnen und Bauern besser zu kommunizieren. „Wir müssen die Lücke, die zwischen Produzenten und Konsumenten entstanden ist, wieder schließen!“, meinte der neue Landesobmann des Südtiroler Bauernbundes, Daniel Gasser.
Lebensmittel zu produzieren sei insgesamt schwieriger geworden, etwa durch die Verknappung der landwirtschaftlichen Flächen: „Wir wünschen uns, dass das Sanieren vor dem Bauen auf der grünen Wiese an erster Stelle steht, damit wertvoller Kulturgrund geschützt werden kann“, erklärte Gasser.

Sorgen bereitet den Bäuerinnen und Bauern die überbordende Bürokratie, die besonders den kleinstrukturierten familiengeführten Betrieben zu schaffen macht. Vieles was von Rom oder Brüssel auferlegt wird, mache wenig Sinn und sei ein Ärgernis. Als Beispiel nannte Gasser das Naturwiederherstellungsgesetz oder den Vorschlag, Pestizide pauschal um 50 Prozent zu reduzieren. Auch beim staatlichen Register für die Waldnutzung müsse man sich die Sinnfrage stellen. Dass solche und ähnliche Verordnungen zu Unmut führen, sei verständlich. Daher sei es richtig, dass Europas Bäuerinnen und Bauern gegen diese Behördenwillkür protestieren. Gasser versprach: „Wir als Südtiroler Bauernbund werden uns auch weiterhin für weniger Auflagen einsetzen!“

Daniel Gasser

Neben weniger Auflagen brauchen die Bäuerinnen und Bauern faire Preise. „Wenn das System richtig funktionieren würde, müssten wir von dem, was wir produzieren, leben können“, meinte Gasser. Er werde als neuer Landesobmann Rahmenbedingungen einfordern, die den Bäuerinnen und Bauern ein Einkommen und ein Auskommen ermöglichen. „Ziel muss es sein, dass die Landwirtschaft die wichtige Säule im ländlichen Raum bleibt, die sie bisher immer war“, sagte Daniel Gasser zum Abschluss.

Willi Kremer-Schillings, alias Bauer Willi, war Gastredner der 77. Bauernbund-Landesversammlung. Für den Bauer und Influencer aus dem Rheinland müsse mehr mit der Gesellschaft kommuniziert werden. Er empfahl, weniger zu jammern, sondern vielmehr als Unternehmer zu agieren. „Einfach tun und die Zügel selbst in die Hand nehmen“, erklärte er. Und er appellierte dazu, in der Kommunikation ehrlich zu sein: „Ja, wir greifen in die Natur ein, das ist unsere Aufgabe, denn wir wollen gesunde Pflanzen und Tiere.“ Zudem dürfe auch ein wenig Humor in der Kommunikation nicht fehlen: „Wieso sprechen wir nie von Kartoffeln aus Bodenhaltung oder von Tomaten aus Anbindehaltung.“

Leo Tiefenthaler

Einer der Höhepunkte der Landesversammlung des SBB war die Ehrung von Leo Tiefenthaler. Über 30 Jahre lang hat er die Geschicke des Südtiroler Bauernbundes mitgestaltet: zunächst als Obmann des Bauernbund-Bezirks Unterland, dann als Landesobmann-Stellvertreter und schließlich – seit 2009 – als Landesobmann des Südtiroler Bauernbundes. Die Laudatio für Leo Tiefenthaler hielt Landeshauptmann a. D. Luis Durnwalder: „Du hast dich immer für den Südtiroler Bauernbund und den Bauernstand eingesetzt. Dabei hast du nicht nur den Bauern, sondern allgemein den Familien am Land eine Stimme gegeben.“ Tiefenthaler habe aber immer auch darauf hingearbeitet, dass die bäuerlichen Familien ein Auskommen mit ihrem Einkommen haben. Auch dafür müsse gedankt werden. Der neue Landesobmann Daniel Gasser überreichte seinem Vorgänger Leo Tiefenthaler das goldene Ehrenzeichen und übertrug ihm die Ehrenobmannschaft des Südtiroler Bauernbundes. Dafür gab es stehende Ovationen.

Ulrike und Leo Tiefenthaler

Landeshauptmann Arno Kompatscher schloss sich dem Dank an Leo Tiefenthaler an. Es habe immer ein gemeinsames Ziel gegeben, über den Weg dorthin habe aber manchmal diskutiert werden müssen. Der Unmut der Bäuerinnen und Bauern, die europaweit auf die Straße gehen, müsse nun in etwas Positivem und Konstruktivem umgewandelt werden. „Es gibt viele Herausforderungen, vor allem für die Berglandwirtschaft. Und die müssen wir gemeinsam zu meistern versuchen“, schloss Kompatscher

Der EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann freute sich, im Saal viele neue und motivierte Gesichter zu sehen. Auch Dorfmann dankte Leo Tiefenthaler für seinen Einsatz, seine Professionalität und für seine Freundschaft.

Josef Geisler, der Bauernbund-Obmann Tirols, beschwor die Gemeinsamkeiten zwischen Nord- und Südtirol. Auch er dankte Leo Tiefenthaler für seine konstruktive Arbeit für die Landwirtschaft der alpinen Regionen, die viel weniger von Hofaufgaben betroffen sei als die in Gunstlagen. Das sei ein Zeichen dafür, dass man auf dem richtigen Weg sei.

Steinkeller-Stiftungspreis

Wie immer bei der Bauernbund-Landesversammlung wurde auch in diesem Jahr wieder der Stiftungsbeitrag der „Dr.-Steinkeller-Stiftung“ für den Erhalt bäuerlicher Baukultur vergeben. Stiftungspräsident Siegfried Brugger überreichte den Preis an die Familie Walter und Paula Weissenegger vom Daiml-Hof in Ums. „Wir vergeben heute die 39. Förderung für den Erhalt bäuerlicher Baukultur. Das ist ein Erfolg, nicht nur für die Bäuerinnen und Bauern, sondern für die gesamte Gesellschaft. Denn diese Höfe sind ein wichtiger Teil unserer Kulturlandschaft.“

Der Daimlhof wurde von Walter Weissenegger und seiner Familie zwischen 2018 und 2021 von Grund auf mustergültig saniert, wobei traditionelle Elemente mit modernen ergänzt wurden. „Wir haben diesen Hof ausgewählt, weil er mit viel Feingefühl saniert wurde und die Familie es damit geschafft hat, ihn zu erhalten und für sich und Gäste zu einem wohnlichen Zuhause zu machen“, lobte Siegfried Brugger.

Bauer Willi

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (21)

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  • morgenstern

    Der Markt macht den Preis, das gilt für Handwerk ,Industrie, Tourismus und leider auch für die Landwirtschaft.

  • ich

    Ehrlichkeit in der Kommunikation wäre wirklich das wichtigste.einfach zugeben dass das Güllen bis auf die Almen den Boden kaputt macht und die Gewässer vergiftet.in der Talsohle die verpackten Plantagen zwischen Hagelnetz und PVC Folie am Boden nur mehr wenig mit der Natur zu tun haben uvam.

    • rumer

      @ich
      schreib keinen Schwachsinn. Gülle ist biologischer Dünger und muss dorthin, wo die Kühe das Futter herhaben. Ohne Düngung würde der Boden kaputtgehen. Solche Leute ohne Hirn gibt es leider zu viele in Regierung und Medien.

      • olle3xgscheid

        Man kann’s auch übertreiben oder?

        Böden gehn kaputt ohne Gülle, ba so ein Schmarrn

        • rumer

          @olle3 x nicht gscheid
          Wenn du den Böden dauernd das Gras wegnimmst, kann sich der Boden nicht selbst düngen. Es kommt zu Mangelwiesen.
          Man gibt Mist, Jauche oder Gülle zurück und die Bodenlebewesen haben genug zu tun, diese in Humus und damit Wachstumsgrundlage zu bilden.
          Hast du in Biologie nicht aufgepasst?

          • olle3xgscheid

            Es besteht ein Unterschied zu den 3 genannten, auch zu deren Funktion.
            Aber mach du mal 😉

          • sougeatsnet

            Wenn dem Boden nur das zurück gegeben wird, was er hergegeben hat, dann ist das richtig. Wenn aber durchwegs ca 1/2 der Energie extern dazugekauft wird (Kraftfutter, Stroh, ev. Heu, Dünger), dann werden die Böden überdüngt, und dies ist leider meist der Fall. Die Preise für diese Zukäufe sind jetzt kräftig angestiegen und der Milchpreis deckt die Kosten nicht mehr. Andere Gebiete können wesentlich günstiger produzieren, leider ist aber unsere Milch letztlich nicht besser. Zum Thema Äpfel und Gift sagt der Rückzug der Klage zum Umweltverein München von Schuler alles.

          • rumer

            @sogeatsanet
            deine Zahl stimmt nicht. Es wird nicht die Hälfte zugekauft. Generell gilt eine Flächenbindung, man darf nur eine bestimmt Anzahl Tiere pro Fläche halten.
            Die Kuh gibt 80% der Nährstoffe wieder als Gülle zurück, somit kann man schon mal 20% wieder zukaufen ohne zu überdüngen. Ausserdem ist es eh ein Ziel der EU, den Humusgehalt der Böden zu erhöhen….Thema CO2.

      • ich

        Rumer ja geht’s noch? Die Wiesen sind nicht gegüllt die sind zugekleistert mit Gülle. Der Boden geht dadurch kaputt.

  • tirolersepp

    Der Markt regiert den Milchpreis!

    Jeder einzelne Bauer sollte genau seine Kosten prüfen!!!

    Nebenerwerb ist die Lösung, blos nicht zu groß den Hof. !!!

  • olle3xgscheid

    …und ja , der Bauer soll von seinen Produkten leben können, aber eben nicht nur Äpfel…

  • ummagumma

    Rumer du nervst und dass noch hoch drei. Es gibt zig Beweise dafür dass bei uns eine totale Überdüngung stattfindet!!!

  • dn

    Der Markt bezahlt Gülle und Pestizide. Gäbe es einen fairen Preis, könnte auch besser produziert werden. Den meisten Konsumenten ist Hauptsache billig.

  • tirolersepp

    Milch kann nicht teurer angeboten werden,dazu müssten auch die Löhne der Käufer ansteigen!!!!

    Lösung jeder Bauer verkauft ab Hof — funktioniert auch nicht. !!!

    Nebenerwerb ist die Lösung !!!

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