Reparieren statt wegwerfen
In der EU soll ein Recht auf Reparatur für bestimmte Alltagsgeräte wie Handys, Staubsauger oder Waschmaschinen eingeführt werden. Dadurch sollen Ressourcen gespart und Müll reduziert werden.
von Lisi Lang
Wenn der Staubsauger kaputt wird, das Handy plötzlich nicht mehr funktioniert oder der Kühlschrank seinen Dienst nicht mehr tut, fällt der erste Blick meist auf die Garantie des Geräts. Ist die Garantie abgelaufen, landen viele Geräte im Müll. Reparaturen sind aktuell nämlich langwierig und teuer – oft lohnt es sich oder ist es sogar günstiger, ein neues Gerät anzuschaffen als das kaputte zu reparieren.
Das soll sich jetzt ändern. In der EU soll ein Recht auf Reparatur für Verbraucher eingeführt werden. Demnach sollen Hersteller verpflichtet werden für bestimmte Geräte wie Handys, Waschmaschinen, Staubsauger und Co. auch über die gesetzliche Garantie hinaus Reparaturen anzubieten. Und um die Entwicklung des Reparaturmarktes zu fördern, sollen die neuen Vorschriften zudem sicherstellen, dass Ersatzteile für technisch reparierbare Güter „zu einem vernünftigen Preis“ verfügbar sind und die Hersteller Informationen über die Reparaturdienste und Richtpreise zu deren Kosten veröffentlichen müssen. Ziel ist es, die Reparatur als eine nachhaltigere Konsumoption im Vergleich zum einfachen Austausch zu fördern, und somit zu den klimatischen und umweltbezogenen Zielen des europäischen Green Deals beizutragen.
Kürzlich haben sich Unterhändler des Europaparlaments und der EU-Staaten auf dieses Recht auf Reparatur geeinigt, diesem Vorschlag müssen jetzt noch die Staaten und das Parlament zustimmen.
Ein genauer Rechtstext mit den neuen Regeln liegt zwar derzeit noch nicht vor, Verbraucherschützer begrüßen aber diesen „Schritt in die richtige Richtung“. „Im Moment sprechen wir noch von einem Vorschlag, aber allein die Tatsache, dass auch nach dem Gewährleistungszeitraum Ersatzteile zur Verfügung stehen und diese auch Dritten zur Verfügung gestellt werden müssen, sorgt sicher für eine größere Reparierbarkeit von Geräten“, ist Gunde Bauhofer, Geschäftsführerin der Verbraucherzentrale Südtirol, überzeugt.
Gunde Bauhofer glaubt zudem, dass durch diese Neuerung Reparaturen günstiger werden. „Man geht davon aus, dass sich auch Dritte in diesen Reparaturprozess einklinken und die Kosten dadurch nach unten gehen werden“, so Gunde Bauhofer. Wenn nur ein Hersteller einen Service anbietet, kann das teuer werden, wenn es aber verschiedene Anbieter gibt, könnten die Preise nach unten gehen – und Verbraucher sind sehr wohl bereit eine Reparatur zu zahlen, wenn die Kosten dafür in etwa unter einem Drittel des Neukaufpreises liegen, weiß die VZS-Geschäftsführerin.
Man müsse jetzt sicher noch auf den konkreten Gesetzestext warten, aber schon die Absicht der EU, in diese Richtung zu gehen, sei als wichtiger Schritt zu betrachten, meint Gunde Bauhofer.
Das Recht auf Reparatur soll in erster Linie auch dem Umweltschutz dienen und zum Sparen von Ressourcen beitragen. Der Verhandlungsführer des EU-Parlaments, René Repasi, erklärte, dass die europäischen Verbraucher bisher 35 Millionen Tonnen Müll im Jahr produzieren, weil Produkte nicht repariert, sondern diese durch neue ersetzt werden. Durch das Recht auf Reparatur könnte man diese Zahlen drastisch ändern. „Aktuell werden einfach Tonnen von Elektroschrott erzeugt und wenn man es schaffen würde, diese zu reduzieren, wäre das sicher ein wichtiger Schritt“, sagt auch Gunde Bauhofer.
Die Handwerker in Südtirol begrüßen die Stärkung des Reparaturmarktes ebenfalls. Das Gesetz komme nicht nur vielen Verbrauchern, sondern auch den unabhängigen Reparaturbetrieben, viele davon sind laut lvh handwerkliche KMUs, zugute. „Endlich eine Maßnahme, welche die Rolle des Handwerks und der kleinen Unternehmen bei der Erreichung der Nachhaltigkeitsziele anerkennt“, sagt lvh-Vizepräsident Hannes Mussak. „Von Installateurfirmen über Schneidereien und Kfz-Betrieben bis hin zu Haushaltsgerätetechnikern; viele unabhängige Unternehmen werden ihre Reparaturaktivitäten weiter ausbauen und unter fairen Bedingungen am Markt agieren können, indem sie qualitativ hochwertige, zugängliche und kostengünstige Dienstleistungen anbieten. Dadurch fördern sie die Kultur der Reparatur und Wiederverwendung im Sinne einer nachhaltigen Gesellschaft“.
Auch die vorgesehene Online-Plattform für Reparaturen, die es Verbrauchern erleichtern soll, geeignete Reparaturbetriebe zu finden, begrüßen Handwerker und Verbraucherschützer. „Dadurch bekommt man einen Überblick, wer in meiner Nähe welche Reparaturdienste anbietet“, sagt Gunde Bauhofer. „So wird der Reparaturmarkt gestärkt und gleichzeitig ein nachhaltiger Konsum gefördert“, ergänzt Hannes Mussak.
An der Garantie bzw. dem Gewährleistungszeitraum soll dieser neue Vorschlag nichts ändern. Allerdings gab es auch diesbezüglich Ansätze für große Elektrogeräte, weiß Bauhofer. „Hier hat man überlegt, den Gewährleistungszeitraum auf mindestes fünf Jahre auszuweiten, was durchaus Sinn machen würde, aber hier gibt es bislang keine Neuerungen“, sagt die VZS-Geschäftsführerin.
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Kommentare (4)
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brutus
Ein guter Ansatz!
ABER:
die Artikel werden teurer!
Lager für Ersatzteile und sinkende Verkaufszahlen werden auf den Kunden abgewälzt!
lucky
Da wird sich nicht viel ändern, da der Händler bei einer Reperatur zur Antwort gibt:
Ist nicht möglich, muss eingeschickt werden und kostet dann viel mehr als ein neues Gerät. (kleine Geräte). Bei älteren größeren Geräten bekommt man die Antwort – diese Fa. gibt es nicht mehr, oder deise Bestandteile kann man nicht austauschen oder werden nicht mehr produziert. Alles nur bla bla bla.
Es gab jetzt schon ganz wenige Ausnahmen, die Reperaturen gemacht haben.
andreas
„…Unternehmen werden ihre Reparaturaktivitäten weiter ausbauen und unter fairen Bedingungen am Markt agieren können….“
Mal schauen was die Handwerker unter „fair“ verstehen.
Habe schon von Motorradmechanikern jammern gehört, dass € 100,00/h nicht reicht und er mindestens € 150,00/h verlangen müsste.
Wobei aber z.B. Tecnoservice in Haslach super ist.
Grad gesehen, da kann man den Termin zur Reparatur des Smartphones online ausmachen und die Preise je Modell und Anforderung sind auch online.
klum
Das ist ein sehr guter Ansatz und könnte sogar neue Geschäftsfelder auftun. Automechaniker verdienen sich derzeit auch dumm und dämlich. Warum sollten es andere „Mechaniker“ nicht auch tun. Meistens handelt es sich sogar um minimale Schäden die sich mit wenigen Euros ersetzen lassen. Dazu bräuchte es allerdings wirklich echte Repartur-Fachleute und wohl auch große Werkstätten. Die Wertschätzung bliebe allerdings im Lande.
Eine Verpflichtung an die Hersteller ihre Geräte, dann auch „reparaturfähig“ zu produzieren müsste dann halt ebenfalls folgen.