„Nicht durchführbar“

Cornelia Brugger (Foto: FB)
Die Kindergartengewerkschafterin des AGB/CGIL Cornelia Brugger kritisiert das Vorhaben eines Ganzjahreskindergartens und weist auf gravierende Personalsorgen hin.
TAGESZEITUNG: Frau Brugger, wie schätzen Sie die Idee einer Einführung eines Ganzjahreskindergarten in Südtirol ein?
Cornelia Brugger: Diese Geschichte ist eine Dauerschleife. Frau Pamer ist sich durchaus bewusst, dass es für solch ein Vorhaben wesentlich mehr Personal braucht. Das Arbeitspensum, das betrifft sowohl Arbeitszeiten als auch Ruhepausen sind in den Arbeitsverträgen sehr genau geregelt und von diesen Vorgaben wird nur ungern abgewichen.
Landesrätin Pamer sagt, das Personal müsse sich keine Sorgen über verlängerte Arbeitszeiten machen…
Das ist schön zu hören, dennoch ist dieses Vorhaben bei der momentanen Personal-Situation nicht durchführbar. Es bräuchte andere pädagogische Arbeitskräfte oder neue Berufsbilder, welche man hinzuziehen könnte.
Ist das Kindergartenpersonal dermaßen knapp bemessen?
Uns erwartet eine Pensionswelle, welcher der Nachwuchs nicht im Geringsten kompensieren kann. Pro Jahr entscheiden sich bloß drei bis vier Studenten den Weg der Kindergärtnerin oder des Kindergärtners einzuschlagen. Der Beruf wird rar gewählt.
Verfolgt Landesrätin Pamer also unrealistische Ziele?
Wir müssen schauen, dass wir die Kindergärten in den nächsten sechs bis acht Jahren überhaupt noch aufsperren. Es gilt darauf zu achten, dass wir dem momentanen Bildungsanforderungen überhaupt Rechnung tragen können.
Was halten Sie von zwei Kindergarteneintritten pro Jahr?
Das wäre aus pädagogischer Sicht überhaupt nicht mit unserem Jahresplan kompatibel. Zwei Eintrittszeiten sind nicht machbar. Diesem Übergäng wird sehr viel Aufmerksamkeit und Begleitung beigemessen, da ist das Personal besonders gefordert.
Man muss bedenken, auf welche Art und Weise die Kinder oft in den Kindergarten kommen. Viele müssen erst eine gewisse Selbstständigkeit erlernen oder kommen noch mit Windeln.
Solch ein Übergang dauert meist um die zwei Monate. Wenn ich mr so einen Aufwand zwei Mal im Jahr vorstelle, sträubt es sich mir.
Wird der Kindergarten zu stark als reine Kinderbetreuung gesehen?
Durchaus. Auch wenn Frau Deeg immer etwas anderes behauptet hat, muss zwischen Betreuung und Bildung unterschieden werden. Als Kindergärtner oder Kindergärtnerin hat man ein fünfjähriges Universitätsstudium zu absolvieren. Der Kindergarten ist die erste Instanz der Bildung im Bildungsplan des Landes und keine reine Beaufsichtigung der Kinder.
Was halten Sie von den Plänen, die Verlängerungs-Regelungen zu lockern?
Auch das empfinde ich als keine gute Idee. Wir haben oftmals die Erfahrung gemacht, dass Eltern ihre Kinder nicht aus beruflichen Gründen länger im Kindergarten oder in der Schule haben wollen, sondern weil sie es nicht mit ihnen aushalten. Es ist nicht richtig, die erzieherische Verantwortung auf Bildungsinstitutionen abzuwälzen, bis man irgendwann nur mehr die Rolle von Wochenendeltern einnimmt.
Die erste Instanz für die Erziehung eines Kindes sind und bleiben die Eltern.
Interview: Christian Frank
Kommentare (36)
Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen
Du musst dich EINLOGGEN um die Kommentare zu lesen.