„Begründet und akzeptabel“
Tierschützer sind über den Abschuss des Bären M90 schockiert. In Südtirol unterstützen Umweltschützer und Politiker die Entscheidung jedoch. Wie die Trentiner vorgingen und welche Alternativen es gegeben hätte.
von Christian Frank
Die Tinte, mit der das Dekret unterzeichnet wurde, hatte wohl gerade noch Zeit zu trocknen, als bereits der Schuss aus dem Lauf der Trentiner Forstbehörde den Problembären M90 im Val di Sole niederstreckte. Zwölf Mal hatte sich das Wildtier allein dieses Jahr einer Siedlung genähert, in drei Fällen habe der Bär sogar Personen verfolgt, zuletzt ein Wanderpaar über die Distanz eines halben Kilometers. Mit dem vom Trentiner Landeshauptmann Maurizio Fugatti unterzeichneten Abschussdekret dauerte es nur noch wenige Stunden, bis das Tier mit Hilfe eines an ihm befestigten Peilsenders aufgespürt und abgeschossen werden konnte.
Über diese Handhabe sind sich die Gemüter uneins. Tierschutzverbände lamentieren das Vorgehen und sprechen von einer Exekution. Auch der italienische Umweltminister Gilberto Picchetto hätte sich seiner Aussage zufolge eine Alternativlösung gewünscht.
Südtirols neuer Landesrat für Landwirtschaft, Luis Walcher, sieht das anders: „Diesen ordentlichen und zügigen Abschuss empfinde ich als richtig.“
Dem Landesrat zufolge hätte er in dieser speziellen Situation keine Alternativen gesehen. „Wenn ein Wildtier sich wiederholt auffällig verhält und augenscheinlich jegliche Menschenscheu verloren hat, bleibt nicht viel anderes übrig“, so Walcher.
Dabei lobt er auch die Vorgehensweise der Trentiner: „In Trient hat man alle Schritte chronologisch eingehalten, man hat sich das Einverständnis und die Bestätigungen aller nötigen Instanzen geholt und das Prozedere bilderbuchhaft durchgeführt.“
Für einen solchen hypothetischen Fall in Südtirol hat Walcher klare Vorstellungen: „Ich wünsche mir in Südtirol in solchen Fällen dieselbe zügige und konforme Ausführung.“
Diese konforme Ausführung ist durchaus delikat und erforderte einiges an Vorarbeit, bevor es zu diesem schnellen Abschuss kam, weiß Hanspeter Staffler, der Geschäftsführer des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz. „Das Wildtiermanagement ist heikel, und die Trentiner arbeiten sehr professionell in diesen Belangen. Sie hatten ein Gutachten der zuständigen Behörde ISPRA und waren mit den übergeordneten FFH-Regulierungen der EU konform“, berichtet Staffler und unterstützt den Abschuss: „Die ISPRA ist sehr pingelig, wenn es um die Entnahme von Bären geht, und es wurde sich natürlich an alle geltenden Richtlinien gehalten. Demnach finde ich den Abschuss begründet, nachvollziehbar und akzeptabel.“
Dem schnellen Abschuss gingen nämlich haufenweise obligatorische Präventivmaßnahmen voraus, so Staffler: „Das Verhalten des Bären wurde jahrelang dokumentiert. In diesem Fall wurden auch die vorgesehenen Vergrämungsmaßnahmen durchgeführt.“
Diese Maßnahmen sehen die Vertreibung des Wildtieres aus den Siedlungsgebieten vor und wurden, so Staffler, mit beispielsweise Schreckschussgewehren durchgeführt. „Diese Versuche wurden gleich mehrfach unternommen, hatten jedoch keine Auswirkung auf das Verhalten des Bären. Da blieb nur mehr die Ultima Ratio übrig“, konstatiert der Geschäftsführer des Dachverbandes.
Die vom italienischen Umweltminister gewünschte alternative Lösung sieht Staffler skeptisch. Es gäbe sie zwar, doch er zweifle an der Effektivität und der Sinnhaftigkeit: „Man könnte die auffälligen Wildtiere einfangen und umsiedeln“, sinniert Staffler, doch hängt dabei die Frage an, wer nimmt den Bären?
„Die in Frage kommenden Bärenregionen in Europa – Rumänien, Slowenien und Kroatien – haben eine gesunde Bärenpopulation und brauchen keine verhaltensauffälligen Bären aus den Alpen“, postuliert Staffler und knüpft an eine weitere für ihn wenig überzeugende Alternative an: „Dann bleibt nur mehr ein Gehege übrig. Da muss man sich auch die Frage stellen, ob man so ein Gehege immer wieder mit auffälligen Bären füllen kann. So eine Entnahme ist in solchen Fällen für alle Beteiligten und auch für den Bär eine vernünftige Lösung.“
Für Südtirol macht sich Staffler zurzeit wenig Sorgen, da eine Bärenpopulation hierzu Orts kaum existent sei, doch er hofft, dass man aus den Fehlern beim Wolfsmanagement lerne: „Wir haben kaum Bären, höchstens welche auf dem Durchzug. Jedoch sind wir am Entnehmen von Wölfen gescheitert, da sich Bauernbund und Politik weigerten, die nötigen vorangehenden Präventionsmaßnahmen durchzuführen, um eine Entnahme des Wildtieres zu rechtfertigen.“
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Kommentare (7)
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rumer
Hört bitte auf diese Großraubtierunterstützer als Tierschützer zu bezeichnen. Wenn 12 Wölfe in einem Jahr 420 Schafe und Ziegen reißen, dann sind diese Großraubtierunterstützer keine Tierschützer, sondern Tiermörder.
dn
Fanatiker…kostenlose psychische Betreuung wäre angesagt
robby
@dn, manchmal hilft auch eine Watschn für solche Fanatiker
asd
@ sind Leute die sich als Tierschützer ausgeben, um ihre Begierden nach Tiermorden und Qualen zu befriedigen.
besserwisser
niemand von den sogenannten tierschützern lebt vor ort. die leben alle hinter panzertüren im 10.stock…
und glauben den rest der menschheit belehren zu müssen….
robby
@besserwisser, wurden dir zu oft Märchen vorgelesen? Woher sonst diese Panik vor Wildtieren?
franz1
Meine Güte, iatz wolln dei „Tierfanatiker“ dei die Viecher nit amol kennen wenn sui sie in der Natur sehen schon die „Karusell-Tiere (hölzerne wie aus Plastik) verbannen!
Kronke Leit gibts zuhauf, do gilt nur mehr „Schöne Welt, Dumme Leit“, ….!
Fahlt lei nou dass die Politik mitspielt, des olle um der Stimmen Willen.
Obo jo, in Brüssel & Straßbourg sitzen die „Hinterbänkler“ eines jeden EU-Landes, (Dorfmann & Co.) olle ausrangiert. In dei follt sicher nichts besseres ein!