Die Scheidungszahlen
Im Jahr 2022 wurden in Südtirol insgesamt 539 Ehen getrennt und 575 geschieden. Im Durchschnitt waren die Paare 16 Jahre lang verheiratet.
von Markus Rufin
Seit etwa 20 Jahren ist die Zahl der Ehetrennungen in Südtirol mehr oder weniger konstant, anders sieht es bei den Scheidungen aus. Neue Gesetze und Bestimmungen vereinfachen oder verlängern die Prozesse, weshalb es bei den Scheidungen große Schwankungen gibt.
Im Jahr 2022 gingen aber sowohl die Ehetrennungen als auch die Ehescheidungen in Südtirol zurück. Das geht aus der neuesten Astat-Statistik hervor.
Die Zahl der Trennungen ist im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr vor allem wegen der coronabedingten Schließung der zuständigen Behörden um 14,0 Prozent zurückgegangen; 2021 betrug der Rückgang 15,3 Prozent im Vergleich zu 2019. Auch nach der Pandemie setzt sich dieser Trend fort: 2022 werden 539 Ehetrennungen verzeichnet, 2,9 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Trennungsrate beträgt 10,1 je 10.000 Einwohner.
396 der Ehetrennungen wurden bei Gericht und 143 im Standesamt beantragt. Während die gerichtlichen Trennungen gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 13,5 Prozent aufweisen, ist bei den standes-amtlichen Trennungen ein starker Anstieg zu beobachten (+47,4 Prozent).
Die Zahl der Scheidungen ist seit 2016 rückläufig und liegt im Jahr 2022 bei 575. Auch nach Einführung einer Gesetzesänderung, die die Entlastung der Gerichte zum Ziel hatte, machen die gerichtlichen Scheidungen immer noch den größten Anteil aus, nämlich 68,0 Prozent. 184 Ehen (32,0 Prozent) wurden hingegen vor dem Standesbeamten gelöst. Die Scheidungsrate liegt 2022 bei 10,8 Scheidungen je 10.000 Einwohner.
Etwas mehr als die Hälfte aller standesamtlich bzw. gerichtlich verfügten Scheidungen (52,4 Prozent) sind sogenannte „schnelle Scheidungen“, das heißt, dass zwischen Trennung und Scheidung weniger als drei Jahre vergangen sind. In sieben Fällen liegt die Trennung über 25 Jahre zurück.
Die Gesamtscheidungsziffer liegt bei 270 Scheidungen je 1.000 Eheschließungen. Das bedeutet, dass künftig bei gleichbleibendem Scheidungsverhalten rund drei von zehn Ehen im Laufe der Zeit geschieden würden. Die Kennzahl hat sich in 20 Jahren in etwa verdoppelt.
Ein Vergleich mit den Nachbarländern Österreich und Schweiz zeigt außerdem, dass die Scheidungsrate im Ausland wesentlich höher liegt.
Getrennt werden in erster Linie sogenannte langlebige Ehe (15 Jahre und mehr). Im Bezugsjahr liegt die mittlere Ehedauer vor einer Trennung bei 16,3 Jahren. Von den 539 Ehepaaren, die sich 2022 trennten, taten dies 11,7 Prozent vor ihrem fünften Hochzeitstag, 20,0 Prozent nach fünf bis neun Ehejahren, 17,8 Prozent nach zehn bis 14 Jahren und 15,6 Prozent nach 15 bis 19 Jahren. Mehr als ein Drittel der gescheiterten Ehen (34,9 Prozent) hielt 20 Jahre und länger.
Der Anteil der Trennungen langlebiger Ehen (15 Jahre und mehr) hat sich in den letzten Jahrzehnten fast verdreifacht, während die Trennungen in den ersten vier Ehejahren anteilsmäßig stark zurückgingen.
Das Durchschnittsalter bei Einreichung der Trennung beträgt im Jahr 2022 bei Männern 48,7 und bei Frauen 45,2 Jahre. Fast zwei Drittel – 64,9 Prozent – der gerichtlichen Trennungen erfolgen einvernehmlich.
60,7 Prozent der Ehen, welche im Jahr 2022 geschieden wurden, sind kinderlos oder die Kinder sind bereits erwachsen.
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Kommentare (2)
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@alice.it
Heute sind Scheidungen mit großem bürokratischen und finanziellem Aufwand verbunden. Vor noch nicht allzu langer Zeit musste man mit Höllenqualen rechnen.
brutus
Falsch! …mit der einvernehmlichen Scheidung kann man sich sogar ohne große Kosten nur auf der Gemeinde scheiden lassen!