Sonde & Schaufel
In Ratschings haben sich Mitglieder der Gemeinde-Lawinenkommissionen in Theorie und Praxis fortgebildet. Dabei stellte Amtsdirektorin Munari auch ein neues grenzüberschreitendes Projekt vor.
„Bei unserem Kurs für Lawinenkommissionsmitglieder n Ratschings waren diesmal auch Jungförsterinnen und Jungförster dabei“, berichtet die Direktorin des Landesamtes für Meteorologie und Lawinenwarnung Michela Munari: „In diesen Kursen werden laufend aktualisiertes Wissen und Werkzeug für die Erhebungen im Gelände und Bewertungen vermittelt. Auf dem Programm standen Schneekunde und Lawinenkunde ebenso wie Praxisempfehlungen und Gefahrenzonenpläne sowie auch praktische Übungen wie Schneedeckenuntersuchungen und Stabilitätstests, der Umgang mit der Sicherheitsausrüstung wie Lawinenverschüttetensuchgerät, Sonde und Schaufel.“
Von der Agentur für Bevölkerungsschutz hielten neben Daniel Battocletti, Silke Griesser und Lukas Rastner vom Lawinenwarndienst auch Roberto Dinale und Hartmann Stuefer vom Landesamt für Hydrologie, Christoph Oberschmied vom Landeswarnzentrum und Martin Pfitscher vom Landesamt für Wildbachverbauung Süd Vorträge, zudem der Leiter der Forststation Ratschings Thomas Windisch. Vier Bergführer waren für die Begleitung im Gelände zuständig und erläuterten die Sicherheitsmaßnahmen, in bewährter Zusammenarbeit mit dem Landesverband der Südtiroler Bergführer. Mitarbeiter der Tiroler Firma Lo.La. Peak Solutions haben beim Kurs Planspiele durchgeführt und in Kleingruppen verschiedene Situationen und Entscheidungen simuliert.
In Südtirol sind in 49 Gemeinden rund 400 Mitglieder in Lawinenkommissionen tätig. Lawinenwarnung ist ein wichtiger Teil des Lawinen-Risikomanagements. Die Lawinenkommissionen bewerten die Lawinengefahr vor Ort und unterstützen damit in beratender Weise den Bürgermeister beziehungsweise die Bürgermeisterin als oberste Zivilschützer im Management der Lawinengefahren auf Gemeindegebiet. „Falls die Gefahr akut wird, werden Sofortmaßnahmen getroffen, etwa Straßen, Rodelbahnen oder Skigebiete gesperrt oder unmittelbar gefährdete Häuser evakuiert“, erklärt der Direktor der Agentur für Bevölkerungsschutz Klaus Unterweger: „In den Gemeinde-Lawinenkommissionen sind meist Mitglieder tätig, die bereits über Vorkenntnisse auf diesem Gebiet verfügen, etwa als Mitarbeitende der Forstverwaltung oder des Landesstraßendienstes oder als Bergführer oder Bergretter.“
Harmonisierung der Lawinenkommissionen in der Euregio: Projekt Cairos startet
Um die Zusammenarbeit zwischen den Lawinenkommissionen weiter zu fördern, startet im März ein Interreg-Projekt Italien-Österreich auf Euregio-Ebene mit dem Namen Cairos. Gemeinsam mit dem Verantwortlichen der Lawinenkommissionsausbildung des Landes Tirol Harry Riedl und dem Verantwortlichen von Meteotrentino Mauro Gaddo, erläutert Amtsdirektorin Munari: Obwohl die Lawinenwarnung keine Grenzen kennen sollte, wird die lokale Beurteilung der Lawinengefahr durch Lawinenkommissionen auf Gemeindeebene derzeit durch administrative Unterschiede erschwert.
Das Projekt Cairos setzt sich zum Ziel, die Arbeitsweisen der Lawinenkommissionen in der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino zu vereinheitlichen, ihre Zusammenarbeit zu stärken und damit den Lawinenschutz im Sinne der Resilienz gegenüber Katastrophen unter Verwendung gemeinsamer Ressourcen zu verbessern. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen die Arbeitsabläufe von Lawinenkommissionen harmonisiert, einheitliche Kompetenzen und Ausbildungsinhalte definiert und eine gemeinsame Softwarearchitektur und -applikationen angekauft und verwendet werden.
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