„Verschwendung bekämpfen“
Sie sammeln Lebensmittel kurz vor Ladenschluss ein, damit diese nicht im Müll landen: Die Bröseljäger sind tagtäglich unterwegs, um Brot, Obst, Gemüse und Co. vor der Tonne zu retten.
von Lisi Lang
Es landet nach wie vor viel zu viel im Müll: Auch wenn die Preise für Lebensmittel gestiegen sind und der Wocheneinkauf mittlerweile deutlich teurer geworden ist, so landen nach wie vor viele Lebensmittel im Müll.
Deswegen wird seit mehreren Jahren am 5. Februar der Tag gegen Lebensmittelverschwendung begangen. Dieser nationale Tag wurde im Jahr 2014 hauptsächlich deshalb ins Leben gerufen, um Menschen über Lebensmittelverschwendung aufzuklären und dafür zu werben, achtsam und wertschätzend mit den Gütern des täglichen Bedarfs umzugehen. Die Menschen sollen sensibilisiert werden, dass schlussendlich weniger in der Tonne landet. „48 Prozent der Lebensmittelverschwendung passiert in den privaten Haushalten – die Menschen kaufen falsch oder zu viel ein, vergessen Lebensmittel, die dann ablaufen usw.“, sagt der Koordinator der Bröseljäger Christian Bacci und ergänzt: „Die Daten zeigen, dass nach wie vor viel weggeschmissen wird – im Durchschnitt ein halbes Kilo pro Person pro Woche.“ Und das sei einfach viel, zu viel, weshalb den Bröseljägern der Vereinigung Volontarius die Sensibilisierung im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung so wichtig ist.
Das schaffen sie auch durch ihre tägliche Sammeltätigkeit. Seit dem Jahr 2013 suchen die Freiwilligen täglich kurz vor Ladenschluss Bars, Konditoreien, Bäckereien, Obsthändler, Supermärkte und große Lebensmittelproduzenten auf und sammeln Lebensmittel ein, welche bis zum Abend nicht verkauft wurden und ansonsten entsorgt werden müssten. „Die Betriebe, die sich an unserem Projekt beteiligen möchten, melden sich bei uns, werden dann in unsere Sammeltour eingeschlossen und können uns die Lebensmittel mitgeben“, erklärt Christian Bacci.
Die Bröseljäger fahren mehr als 500 Touren in einem Jahr und sammeln auf diese Weise mehr als 1,5 Millionen „Brösel“ ein – Brötchen, Pizzette, Kuchen, Früchte u.v.m. „In den Lebensmittelbetrieben und Geschäften haben die Überschüsse seit 2013 kontinuierlich abgenommen, vor allem seit Corona und den Preissteigerungen, weil die Betriebe gezielter einkaufen und auf die geringere Nachfrage reagiert haben“, erklärt der Koordinator der Bröseljäger. Das größere Problem sieht er deswegen bei den privaten Haushalten, wo nach wie vor zu viel in der Tonne landet.
Dass die gesammelten Brösel bei den Betrieben immer weniger werden, ist laut Bacci aber auch ein gutes Zeichen, da gezielt versucht werde, die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Die Bröseljäger versuchen deswegen laufend neue Betriebe zu integrieren, um Lebensmittelspenden zu sammeln und diese Nahrungsmittel gleichzeitig vor dem Müll zu bewahren.
Bei den privaten Haushalten brauche es aber noch mehr Aufklärung. Deswegen sieht Bacci auch neue Initaitiven, beispielsweise über Apps, positiv: „Wichtig ist, dass wir die Verschwendung bekämpfen.“
Die von den Bröseljägern eingesammelten Lebensmittel werden an bedürftige Personen verteilt – unter anderem über den „Briciole-Market“ im Bozner Stadtviertel Gries, der mittlerweile rund 600 Personen erreicht. „Als wir den Supermarkt vor 4-5 Jahren gegründet haben, haben wir Lebensmittel an rund 100 Familien verteilt, mittlerweile sind es 230 Familien“, erklärt Christian Bacci. Im „Briciole-Market“ werden die von den Bröseljägern gesammelten Lebensmittel, aber auch jene von der Lebensmitteltafel verteilt, je nach ISEE-Erklärung können Bedürftige hier einkaufen.
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