Nibelungen erobern Kunst Meran
Vier große Projekte prägen das Ausstellungsjahr von Kunst Meran: Die Nibelungen, die insubrische Linie,Architektur und eine Tagung zu Matthias Schönweger.
Die dem Künstler und Fotografen Christian Martinelli gewidmete Ausstellung (kuratiert von Ursula Schnitzer und Anna Zinelli) ist eben zu Ende gegangen. Am 23. Februar startet die neue Ausstellungssaison mit einem Gemeinschaftsprojekt mit der Akademie Meran und dem Festival Sonora: „Nibelungen. die rückkehr“, „Imagine Worlds – damals, später, heute“ kuratiert von Harald F. Theiss.
Im Zentrum dieses interdisziplinären Projekts zwischen Kunst, Literatur und Musik steht eine Handschrift des Nibelungenliedes, die in Latsch im Vinschgau gefunden wurde und sich heute im Besitz der Staatsbibliothek zu Berlin befindet. „Wunderbar„ so die Direktorin von Kunst Meran Martina Oberprantacher, „wäre es, die Handschrift für die Dauer der Ausstellung leihweise nach Meran zu holen, aber das ist noch nicht sicher.“
Das Nibelungenlied ist das bedeutendste literarische Epos des deutschen Mittelalters. Um 1200 aus verschiedenen mündlich überlieferten Sagen entstanden, vereint es zwei verschiedene Handlungsfäden. Der erste erzählt von den Heldentaten Siegfrieds, wie dem Kampf gegen den Drachen und der Eroberung eines Schatzes von außergewöhnlichem Wert. Diese Erzählung hat ihre Wurzeln teilweise in skandinavischen Sagen des Früh- und Hochmittelalters. Der zweite handelt von dem Untergang der Burgunden und ist dadurch mit historischen Ereignissen in Verbindung zu bringen.
In Auseinandersetzung mit diesem epischen Werk, aber auch mit seiner Wirkung und seinen vielfältigen Deutungsmöglichkeiten, thematisiert die Ausstellung mit künstlerischen Mitteln die Entstehung und Bedeutung klassischer Heldenbilder, aber auch den Wandel von Geschlechterrollen und die Veränderung von Konzepten wie Autor*innenschaft und Geschichte. Ein weiterer Fokus liegt auf der Konstruktion und Dekonstruktion eurozentristischer Mythen.
Die Insubrische Linie
Eine kritische Auseinandersetzung mit der Idee eines einheitlichen, monolithischen Europas und seiner essentialistischen Selbsterzählung steht auch im Mittelpunkt der Auftaktausstellung „Die Insubrische Linie“ im Rahmen von The Invention of Europe. A tricontinental narrative (2024-2027), einem auf drei Jahre angelegten Programm, kuratiert von Lucrezia Cippitelli und Simone Frangi.
Neue Architektur in Südtirol
Abgeschlossen wird das Jahr mit der Ausstellung Neue Architektur in Südtirol 2018-2024, einem Projekt von Kunst Meran, dem Südtiroler Künstlerbund und der Architekturstiftung Südtirol. In ihrer vierten Ausgabe zeigt diese Initiative den architektonischen Entwicklungshorizont der Region in den letzten zwanzig Jahren anhand von Projekten, die von einer internationalen Jury, bestehend aus Filippo Bricolo, Elisa Valero und Annette Spiro, ausgewählt wurden.
msch. Die Kunst Matthias Schönwegers
Anlässlich des 75. Geburtstages von Matthias Schönweger, findet die Tagung „msch. Die Kunst Matthias Schönwegers“ – eine Zusammenarbeit zwischen dem Institut für Germanistik der Universität Innsbruck, dem Literaturhaus am Inn und Kunst Meran – in Innsbruck und in Meran vom 25. bis zum 27. April 2024 statt. Die Tagung bietet erstmalig einen umfassenden Zugang zum literarischen und künstlerischen Werk des Künstlers an, das Romane, Lyrik, Theaterstücke, Performances und bildnerische Werke in Form von Installationen, Grafiken u.a. umfasst. Im Zentrum steht dabei die Dekonstruktion kultureller, ästhetischer, sprachlicher und medialer Einheit bzw. die Dekonstruktion jeglicher überlieferten Form von Identität. Gemäß dem Werk, das im medialen, sprachlichen, ästhetischen und gesellschaftspolitischen Sinne grenzüberschreitend erscheint, wird für die Tagung ein sowohl interdisziplinärer wie internationaler Ansatz gewählt. Es werden somit Expert*innen aus dem internationalen Raum eingeladen, die aus Sicht der Literatur-, Medien- und Geschichtswissenschaften und Kunstgeschichte auf unterschiedliche Aspekte des Werks eingehen. Die Tagung wird auch einen aufschlussreichen Beitrag zur Verortung der Südtiroler Literatur- und Kunstszene im Kontext zeitgenössischer künstlerischer, ideengeschichtlicher und kulturpolitischer Entwicklungen im internationalen Raum seit den 1970er Jahren liefern.
Pädagogische Projekte
Parallel zu den Ausstellungen bietet Kunst Meran auch weiterhin ein vielfältiges Angebot an Aktivitäten, wobei der Schwerpunkt auf partizipativen und pädagogischen Projekten liegt. So realisiert Kunst Meran auch 2024 ein vielfältiges Programm der Kunstvermittlung nach dem Prinzip „Lernen durch Kunst“. Zu jeder Ausstellung werden Workshops und Rundgänge für alle Schulstufen sowie ein außerschulisches Programm für Kinder, Jugendliche und Erwachsene angeboten.
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