Der großangelegte Betrug
22 Südtiroler Firmen aus verschiedenen Branchen sollen an einem von einem römischen Fortbildungsunternehmen organisierten Betrug mit PNRR-Geldern beteiligt sein.
von Thomas Vikoler
Wie die Südtiroler Firmen mit dem auf Fortbildungen spezialisierten römischen Unternehmen in Kontakt kamen und ob es ähnliche Fälle in anderen Provinzen gibt, fand die Finanzwache Bozen bisher nicht heraus. Sie vermelde gestern aber einen großangelegten Betrug mit sogenannten PNRR-Geldern, also vorwiegend von der EU bereitgestellten Mitteln für den Wiederaufbau Italiens nach der Corona-Pandemie.
Betroffen sind nicht weniger als 22 Südtiroler Firmen, die mit dem Unternehmen aus Rom in einem Vertragsverhältnis standen und von ihm (vermeintlich) Dienstleistungen bezogen. Es geht um Fortbildungen im Bereich der Digitalisierung, die durch das PNRR-Wiederaufbauprogramm besonders gefördert wird und einem Schaden von nicht weniger als zehn Millionen Euro.
Diesen Betrag, so die Finanzpolizei, verrechneten die involvierten Firmen unrechtmäßig als Steuerguthaben.
Die römische Firma lieferte den Südtiroler Firmen Weiterbildungsprogramme in den Bereichen Cloud Computing, Analyse von großen Datenmengen, künstliche Intelligenz, Cybersecurity und Automatisierung, die sich im Zuge der Ermittlungen der Finanzpolizei als „Betrugspakete“ entpuppten. Sie seien vor allem darauf ausgerichtet gewesen, die Steuerguthaben zu ergattern, weniger aber, das Personal der Betrieb digital fit zu machen.
So hat die Finanzwache Bozen mehrere Mitarbeiter der betroffenen Betriebe befragt. Ihre Auskunft: Sie hätten die Weiterbildungsprogramme vorwiegende am Wochenende zu Hause mit geringem Aufwand absolviert und dabei kaum Prüfungen bestritten.
Weiters ergab die Ermittlung, dass die römische Weiterbildungsfirma das Kursmaterial zum Teil erst nach dem Termin zuschickte, für den die Abhaltung der Kurse erklärt worden war. Die Finanzwache beschlagnahmte außerdem eine CD-Rom mit didaktischem Material, das die Durchführung der Kurse vortäuschen und etwaige Kontrollen in die Irre leiten sollte.
Tatsächlich enthielt die CD-Rom nicht spezialisiertes Wissen zu maschinellem Lernen oder KI, sondern Anweisungen für verbreitete Programme wie Word und Excel.
Offenbar ging es in dieser unglaublichen Geschichte nicht um die Fortbildung des Personals, sondern allein darum, mit Steuerguthaben vom Geldsegen aus Brüssel zu profitieren.
Sowohl die Verantwortlichen der Südtiroler Unternehmen als auch die Zuständigen der Agentur aus Rom, insgesamt 28 Personen, wurden bei der Staatsanwaltschaft wegen Betrugs angezeigt und müssen mit strafrechtlichen Folgen rechnen. Die zu Unrecht zugestandenen Steuerguthaben wurden von den Behörden blockiert. In den Fall involviert ist auch ein Wirtschaftsberater, der den Firmen gegen ein Entgelt von 5.000 Euro die Berechtigung auf ein Steuerguthaben wegen Teilnahme am PNRR-Programm attestiert hat.
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Kommentare (5)
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olle3xgscheid
Und das mit Wohnsitz in Italien….
rumer
Ich will die Namen der Firmen lesen!
Wer in drei Jahren reich werden will, sitzt in 10 Jahren im Gefängnis.
pingoballino1955
Mafia? Sie existiert auch in Südtirol,leider!
exodus
@rumer Ich nehme an, dies wird allseits gewünscht…
franz19
Wieso scheinen diese Firmen nirgends auf…Wenn man Millionen betrügt sollen Sie auch die Namen anführen…Diese Herren ist auch nicht zu blöd gewesen den Staat bzw. den Steuerzahler zu betrügen…!!