Auf Augenhöhe
Roopa Mehta, Geschäftsführerin von Sasha Fair Trade und Präsidentin der World Fair Trade Organisation (WFTO), und Sudarshana Basu, Marketing-Leiterin von Sasha Fair Trade, waren in Südtirol zu Gast.
1978 erlebte das Kunsthandwerk in Indien aufgrund des Zustroms billigerer und manchmal auch besserer, maschinell hergestellter Waren eine besonders schwierige Phase. Kunsthandwerker*innen wurden zunehmend an den Rand gedrängt und ihre Produkte als „ethnisch“ und rein dekorativ trivialisiert. Besonders Frauen waren Zwischenhändlern ausgeliefert und wurden ausgebeutet. Um den Anforderungen des Marktes zu entsprechen, disponierten sie um, ihr Handwerk verlor seine Identität, die Kund*innen wussten nicht, was sie kauften, und die Kunsthandwerker*innen nicht, wer ihre Produkte kaufte. Roopa Mehta gründete gemeinsam mit anderen Visionär*innen Sasha Fair Trade.
Vor wenigen Tagen waren die Geschäftsführerin von Sasha und die Marketing-Leiterin dieser Fair-Trade-Organisation Sudarshana Basu zu Besuch bei den Weltläden in Südtirol.
Es war ein Austausch auf Augenhöhe. Fairer Handel sei eine Alternative zu Hilfe, fördere den Respekt und die Würde der Menschen, betonten die beiden Frauen aus Indien.
Sasha Fair Trade ist eine Organisation zur Förderung von Kunsthandwerker*innen in Indien. Roopa Mehta ist seit 2019 ist zudem Präsidentin der World Fair Trade Organisation (WFTO), dem weltweit größten Fair-Handels-Netzwerk. Dort folgte sie auf den Bozner Rudi Dalvai. „Der Faire Handel bietet Lösungen für die globalen Probleme unserer Zeit“, sagt Roopa Mehta.
„Wir haben Sasha Association for Craft Producers (SACP, kurz Sasha) 1978 in indien gegründet, um Einkommensmöglichkeiten für Kunsthandwerker*innen in ländlichen Regionen zu schaffen“, erklärte sie. „Wir möchten die Menschen befähigen, ihre Geschäfte selbstbestimmt zu führen“, betonte sie. Um dieses Ziel zu erreichen, wird traditionelles indisches Textilhandwerk mit modernem Design kombiniert. „Wenn Tradition und Design zusammenkommen, entstehen daraus einzigartige Produkte, die Menschen auf der ganzen Welt in ihrem Alltag nutzen können.“
Sasha ist Mitglied bei der WFTO und arbeitet mit fast 100 Gruppen von benachteiligten Frauen und ausgegrenzten Produzent*innen und Handwerker*innen aus ländlichen und halbstädtischen Gebieten in 12 indischen Bundesstaaten. Etwa 5.000 Personen sind direkt bei die Arbeit der 100 Gruppen involviert. Bedenkend, dass eine durchschnittliche Familie aus vier Personen besteht, profitieren insgesamt 20.000 Menschen von der Zusammenarbeit mit der Fair-Handels-Organisation.
Das Marketingteam ist in engem Austausch mit den einzelnen Organisationen und setzt Markttrends in Designs um, die für eine Vielzahl von Kund*innengruppen geeignet sind – mit dem Ergebnis, dass die Produzent*innen sowohl Zugang zu internationalen als auch zu anspruchsvollen nationalen Märkten haben.
Die 47-jährige Sudarshana Basu ist seit zwei Jahren Marketingleiterin bei Sasha Fair Trade. Die studierte Ernährungswissenschaftlerin war zuvor in der Telekommunikation und im Gesundheitssektor tätig und engagiert sich jetzt im sozialen Sektor: „Wir haben viel Arbeit geleistet, um den Anforderungen der WFTO und der Umwelt zu entsprechen“, erklärte sie den Mitarbeiter*innen der Südtiroler Weltläden beim Treffen im Weltladen Brixen. „Wir sind ständig auf der Suche nach geeigneten Technologien, um den CO2-Fußabdruck weiter zu verringern, die Verschwendung zu kontrollieren und den Energieverbrauch zu senken.“ So unterstützen sie beispielsweise den Ankauf von Sonnenkollektoren und Wasseraufbereitungsanlagen. „Unsere Produzent*innen haben gelernt, Prozesse zu dokumentieren, dazu gehören auch Löhne und Gehälter. Sie stärken die Sozialleistungen und bieten verschiedene medizinische Leistungen an.“ Zudem sei Sasha auf dem heimischen Markt gewachsen: „Wir haben unsere Präsenz in den sozialen Medien und auf Online-Shopping-Plattformen ausgebaut“, erklärte Sudarshana Basu den Marketingansatz von Sasha: „Kommunikation ist unsere Stärke. Wir sind gut darin, mit den Käufer*innen zu kommunizieren und ihre Bedürfnisse an unsere Produzent*innen weiterzugeben.“ Das sei das Um und Auf.
Auf die Herausforderungen der World Fair Trade Organisation (WFTO) angesprochen, antwortete Präsidentin Roopa Mehta: „Wir werden das Garantiesystem weiter stärken, um die Glaubwürdigkeit auf dem Markt zu erhöhen. Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Mitgliedern.“ Grundsätzlich brauche der Faire Handel mehr Sichtbarkeit als das nachhaltigste Geschäftsmodell unserer Zeit, betonten Sudarshana Basu und Roopa Metha.
Die Koordinatorin der Südtiroler Weltläden Brigitte Gritsch betont: „Der Erfolg dieser Organisation macht das Potenzial eines solidarischen und nachhaltigen Wirtschaftssystems deutlich. Es ermutigt uns, bewusste Kaufentscheidungen zu treffen und den Fairen Handel aktiv zu unterstützen.“
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Kommentare (1)
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andreas1234567
Hallo nach Südtirol,
„Wir sind ständig auf der Suche nach geeigneten Technologien, um den CO2-Fußabdruck weiter zu verringern, die Verschwendung zu kontrollieren und den Energieverbrauch zu senken.“
Eine Idee wäre wahrscheinlich nicht mit 1.Klasse Jumbojet von Indien nach Südtirol zu fliegen um dort Reklame zu machen für handgeklöppeltes Zeugs aus Indien was ebenfalls mit 1.Klasse Jumbojet in die Dritteweltläden der Südtiroler Gutmenschenläden gekarrt wird um dort dementsprechend überteuert an Gerechtigkeitsfans verkauft werden welche mit ihrem 100000 Euro -Elektro-SUV vorfahren welcher emissionsfrei über das Solardach ihrer Vorstadtvilla „emissionsfrei“ aufgeladen wird.
Schlechtgewissensindustrie ist Pharisäer 2.0 und wenn ich alles Geld der Welt hätte wäre kein Cent übrig für diese Scheinheiligen
Auf Wiedersehen im Hofladen und Berggasthof bei lokal produziertem Zeugs, wenn es in Südtirol einen Schal oder Filzpantoffel braucht muss das nicht aus Karachi oder Kalkutta sein..