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Die 360 Projekte

Michael Oberhuber (Foto: Laimburg/Agnese Martinelli)

Das Versuchszentrum Laimburg hat sein Tätigkeitsprogramm 2024 mit 360 Forschungsprojekten veröffentlicht.

Ein ausgeklügelter Abstimmungsprozess zwischen Wissenschaft und Praxis ermöglicht eine präzise Abstimmung der Forschung des Versuchszentrums Laimburg auf die Bedürfnisse der lokalen Agrar- und Ernährungswirtschaft.

Dafür lädt das Versuchszentrum Laimburg jedes Jahr mehr als 110 Vertreterinnen und Vertreter von Interessengruppen dieser Sektoren ein, sich aktiv an der Gestaltung des Tätigkeitsprogramms zu beteiligen.

Das Tätigkeitsprogramm 2024 umfasst insgesamt 360 Projekte und Tätigkeiten; von den 118 Projektvorschlägen der lokalen Organisationen und Unternehmen wurden 84 Vorschläge aufgenommen.

Das Versuchszentrum Laimburg ist das Forschungszentrum für die Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung in Südtirol.

Das Tätigkeitsprogramm des Versuchszentrums wird jeden Sommer in enger Abstimmung mit den lokalen Interessengruppen erarbeitet und festgelegt.

So ist es möglich, bereits im Folgejahr mit gezielten Forschungsprojekten Probleme und Herausforderungen der Praxis anzugehen. Von den 118 eingereichten Projektvorschlägen der Interessenvertretungen konnten 49 in bestehende Projekte integriert werden, während für weitere 35 Vorschläge neue Projekte im Tätigkeitsprogramm 2024 initiiert wurden.

Das Tätigkeitsprogramm umfasst insgesamt 360 Forschungsprojekte und -tätigkeiten und ist auf der Webseite des Versuchszentrums Laimburg einsehbar: Tätigkeitsprogramm | Laimburg

Die angewandte wissenschaftliche Forschung des Versuchszentrums Laimburg zielt darauf ab, Lösungen für Herausforderungen wie den Klimawandel und neue Krankheitserreger zu finden, aber auch Chancen wie die Digitalisierung zu ergreifen. Auch für lebensmittelverarbeitende Unternehmen bietet die Forschung interessante Möglichkeiten. Sie können beispielsweise neue Technologien nutzen, um am Markt wettbewerbsfähiger zu sein und ihre Ressourcen optimal einzusetzen.

„Im Jahr 2025 feiern wir 50 Jahre angewandte wissenschaftliche Forschung am Versuchszentrum Laimburg. Unser Auftrag ist es, die Südtiroler Agrar- und Lebensmittelbranche zu unterstützen, beginnend beim Anbau auf dem Feld über die gesamte Wertschöpfungskette bis hin zum fertigen Produkt. Unsere Arbeit findet nicht nur auf internationaler Ebene in Zusammenarbeit mit wichtigen Forschungspartnern statt, sondern auch auf lokaler Ebene im Austausch mit Beratungsorganisationen, Produktions- und Verarbeitungsbetrieben“, betont der Direktor des Versuchszentrums Laimburg, Michael Oberhuber.

118 Forschungsvorschläge von lokalen Interessenvertretern

Jedes Jahr lädt das Versuchszentrum Laimburg über 110 Vertreterinnen und Vertreter von Interessengruppen der Südtiroler Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung ein, Vorschläge für Forschungsprojekte und -tätigkeiten für das Folgejahr einzubringen. Diese werden gesammelt und mit den internen Projektvorschlägen des Forschungspersonals zusammengeführt. Jedes Jahr gegen Ende des Sommers finden am Versuchszentrum Laimburg die Fachbeiratssitzungen statt.

Bei diesen Sitzungen diskutieren Expertinnen und Experten des Versuchszentrums Laimburg gemeinsam mit Akteuren aus der Landwirtschaft und der Lebensmittelverarbeitung die eingebrachten Vorschläge für Forschungsprojekte und -tätigkeiten. Alle Vorschläge werden entsprechend ihrer Durchführbarkeit bewertet und in eine Rangordnung gebracht. Im Herbst gibt der Wissenschaftliche Beirat des Versuchszentrums Laimburg seine Stellungnahme zu den Priorisierungen ab.

Im Anschluss erstellt der Direktor des Versuchszentrums Laimburg das Tätigkeitsprogramm für das darauffolgende Jahr. 

Foto: Laimburg/Thomas Letschka

Beispiele für neue Projekte aus dem Tätigkeitsprogramm 2024  

Mikrobiom von Apfelbäumen: wertvolle Informationen für die Auswahl widerstandsfähiger Sorten

Die Erforschung neuer Apfelsorten ermöglicht die Entwicklung vielfältiger und widerstandsfähiger Agrarökosysteme in Südtirol, die einen geringeren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Bewässerung erfordern.

Das Projekt „AppleBIOME“ hat zum Ziel, das Zusammenspiel der Genetik des Apfels und der auf der Pflanze vorhandenen Mikroorganismen bei einer Sammlung von 600 Apfelsorten zu untersuchen, um widerstandsfähigere und nachhaltigere Sorten zu entwickeln.

Eine umfassende Analyse des Apfel-Mikrobioms kann wertvolle Informationen über mögliche Auswirkungen auf die Gesundheit und Anpassungsfähigkeit der Pflanze selbst liefern.

Im Labor werden DNA-Sequenzierungsverfahren und bioinformatische Analysen eingesetzt, um die Zusammensetzung des Mikrobioms auf den Blättern zu charakterisieren. Auf dem Feld führen die Forschenden Versuche durch, um die Auswirkungen des Mikrobioms auf agronomische Eigenschaften wie Krankheitsresistenz sowie auf die Haltbarkeit und die geschmacklichen Eigenschaften der Früchte zu bewerten.

Das Projekt AppleBIOME wird durch das europäische Programm „MASAF – Joint FACCE-JPI SusCrop“ finanziert, das vom italienischen Ministerium für Landwirtschaft, Ernährungssouveränität und Forstwirtschaft kofinanziert wird.

Foto: Laimburg/Josef Terleth

Qualitätsweine: Verschnitt zwischen konventionellen und pilzwiderstandsfähigen Rebsorten

In der Welt des Weines wird zunehmend mit pilzresistenten Rebsorten – sogenannten PIWI (PIlzWIderstandsfähigen)-Sorten – gearbeitet. Obwohl diese Rebsorten im Südtiroler Weinbau derzeit nur einen geringen Anteil von circa 1-1,5 Prozent ausmachen, nimmt ihre Bedeutung zu. Ihr Potenzial ist vor allem für Regionen, in denen der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft reduziert werden soll, groß.

Die derzeitigen Vorschriften für Weine mit kontrollierter Ursprungsbezeichnung (DOC) verbieten jedoch den Verschnitt von konventionellen Trauben mit PIWI-Sorten. Dies stellt ein Hindernis für Erzeugerinnen und Erzeuger dar, die das Potenzial der PIWI-Trauben ausschöpfen und gleichzeitig das prestigeträchtige DOC-Label beibehalten möchten.

Angesichts der Möglichkeit, dass diese Praxis in Zukunft erlaubt sein könnte, möchte ein Forschungsteam des Fachbereichs Önologie am Versuchszentrum Laimburg verstehen, wie sich der Zusatz von PIWI-Trauben auf den Geschmack und das Aroma des Weines auswirkt. Für die Weinkellereien könnte die Einführung von PIWI-Trauben eine Möglichkeit darstellen, sich auf dem Markt zu differenzieren und nachhaltigere Anbaumethoden zu fördern.

Artenvielfalt von Wiesen und Weiden in Europa schützen und fördern

Wiesen und Weiden stellen eine wichtige Nahrungsquelle für das Nutzvieh dar. Sie sind aber auch lebenswichtige Gebiete für die biologische Vielfalt und tragen zur typischen alpinen Landschaft Südtirols bei. Die Wiesen und Weiden der Alpen und Karpaten gehören zu den vielfältigsten Lebensräumen Europas, haben aber in den letzten Jahrzehnten sowohl durch die Intensivierung als auch aufgrund der Aufgabe der Landwirtschaft an Fläche und Artenvielfalt verloren.

Foto: Laimburg

Mit dem Projekt „Grasslands4Biodiversity“ ist die Arbeitsgruppe „Grünlandwirtschaft“ des Versuchszentrums Laimburg Teil eines Forschungskonsortiums, das vom Swiss Federal Research Institute WSL koordiniert wird und zwölf Partner aus sieben Ländern in den Alpen und Karpaten umfasst.

Auf lokaler Ebene arbeiten die Forschenden des Versuchszentrums Laimburg eng mit Eurac Research zusammen. Ziel des Projekts ist es, artenreiche Gebiete in den Alpen und Karpaten mit Hilfe von Satellitendaten zu kartieren und eine Bewirtschaftungsstrategie zu entwickeln, die die Auswirkungen landwirtschaftlicher Praktiken auf die biologische Vielfalt bewertet.

Neben der Ermittlung und Verbesserung von Bewirtschaftungspraktiken zielt das Projekt auch darauf ab, die Wahrnehmung von Schutzgebieten und Maßnahmen zur Förderung der biologischen Vielfalt durch Landwirtinnen und Landwirte, die Öffentlichkeit und andere Interessengruppen zu beurteilen. Daraus lassen sich nützliche Erkenntnisse zur Bewertung der Einrichtung neuer Schutzgebiete sowie von Strategien zur Förderung der biologischen Vielfalt gewinnen.

Dieser integrierte Ansatz verbindet wissenschaftliche Forschung mit der Zusammenarbeit lokaler Landwirtschaftsgemeinschaften, um die Berg-Ökosysteme in Europa zu schützen und zu verbessern.

Das Projekt G4B – Grasslands4Biodiversity wird von der Autonomen Provinz Bozen unterstützt und von der Europäischen Union im Rahmen der europäischen Partnerschaft „Biodiversa+“ kofinanziert.

Alkoholfreie fermentierte Lebensmittel für eine gesunde Ernährung

Was genau sind alkoholfreie fermentierte Lebensmittel? Dabei handelt es sich um Lebensmittel wie z.B. Joghurt und Kefir, aber auch speziell vergorene Getränke wie Kombucha. Diese Produkte entstehen durch Fermentationsprozesse, bei denen Bakterien die enthaltenen Zucker in Säuren, eventuell Gase und vernachlässigbare Mengen von Alkohol umwandeln. In einigen Fällen sind auch Hefen an dieser Umwandlung beteiligt.

Das Projekt der Arbeitsgruppe „Fermentation und Destillation“ des Versuchszentrums Laimburg hat zwei große Ziele: die Entwicklung eines optimierten Produktionsprozesses sowie die Identifizierung der Bakterien, die für die Umwandlung zuständig sind und eine entscheidende Rolle für den Geschmack und die gesundheitlichen Vorteile dieser Produkte spielen.

Eine Herausforderung bei der Herstellung fermentierter Produkte ist die begrenzte Verfügbarkeit der spezifischen Bakterienstämmen auf dem Markt. Daher untersuchen die Forschenden Mikroorganismen, die von Natur aus in Grundzutaten wie Trauben, Äpfeln und Roten Rüben vorkommen. Die Idee ist es, diese lokalen Mikroorganismen zu nutzen, um einzigartige, qualitativ hochwertige und für diese Region typische Produkte herzustellen. Diese Forschungsarbeit könnte nicht nur zu einer größeren Vielfalt an fermentierten Lebensmitteln auf dem Markt führen, sondern auch zu Produkten mit besonderen Eigenschaften. Darüber hinaus könnte der gesundheitliche Nutzen dieser Lebensmittel durch eine sorgfältige Auswahl der bei der Fermentierung verwendeten Bakterien optimiert werden.

 

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