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„Es kommt zum Super-GAU“

Michl Ebner

Demnächst stehen in Österreich Bauprojekte an zwei der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen an: Einmal die Sanierung der A10-Tauernautobahn zwischen Salzburg und Kärnten, die mit einer Totalsperre vom 26. Jänner bis 30. März 2024 einhergehen wird. Zum zweiten stehen bekanntlich ab 2025 massive Bauarbeiten an der Luegbrücke in Nordtirol an. Beide Projekte versprechen katastrophale Folgen für die Wirtschaft in Kärnten, in Südtirol sowie Italien und für die Anrainer.

Baustelle Luegbrücke

Mit knapp zwei Kilometern Länge ist die Luegbrücke die längste Brücke im gesamten österreichischen Autobahnnetz. Die Brücke auf der A13, die sich unweit von Gries am Brenner befindet, wurde im Dezember 1968 fertiggestellt und hat das Ende ihres Lebenszyklus erreicht. Laut ASFINAG ist es nicht mehr möglich die Brücke zu sanieren, es muss eine neue Brücke gebaut werden. Genauer gesagt, sollen zwei parallellaufende Brücken entstehen.

Wie die Tiroler Tageszeitung in einem Artikel vom 17. Jänner 2024 berichtet, dürfte durch die Baumaßnahmen an der Luegbrücke kein Weg an neuen LKW-Fahrverboten vorbeiführen. So könnte vor, während und nach starken Reisetagen (wie Wochenenden und Feiertagen) sowohl für die Brenner- als auch für die Inntalautobahn ein Fahrverbot für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen verhängt werden. Dies zusätzlich zu einer mehrjährigen, einspurigen Befahrbarkeit der Brücke in beiden Fahrtrichtungen, dem bereits bestehenden Wochenendfahrverbot und der Blockabfertigung.

Baustelle A10-Tauernautobahn

Angesichts der Sanierungsplanung für die A10-Tauernautobahn hat die Wirtschaftskammer Kärnten vor Kurzem in einer Aussendung darauf hingewiesen, dass der Salzburger Verkehrslandesrat Stefan Schnöll und Österreichs Mobilitätsministerin Leonore Gewessler ein Fahrverbot für den Wirtschaftsverkehr mit LKW über 7,5 Tonnen verfügen wollen. Dieses gelte am Freitagnachmittag von 13.00 bis 19.00 Uhr und am Samstag von 7.00 Uhr bis zum Eintritt des LKW-Wochenendfahrverbots um 15.00 Uhr. Diese Totalsperre der Tauernautobahn als einer der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen Europas soll von 26. Jänner bis 30. März gelten.

Das Fahrverbot bedeute, dass die LKW von Kärntner Unternehmen schon am Freitagnachmittag – mit Ausnahme der Nacht zwischen Freitag, 19.00 Uhr und Samstag, 7.00 Uhr – das Land Richtung Norden nicht mehr verlassen und LKW samt Fahrer/innen auf dem Rückweg nicht mehr heimkommen könnten.

„Mit der A10-Tauernautobahn zwischen Salzburg und Kärnten und der Brennerautobahn zwischen Österreich und Italien haben wir hier zwei der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen, die in naher Zukunft von einschneidenden Fahrverboten betroffen sind. Die Wirtschaftsvertretungen in Kärnten und Südtirol können nicht akzeptieren, dass die ASFINAG und Österreichs Politik für vollendete Tatsachen sorgen. An dermaßen wichtigen Entscheidungen müssen alle Stakeholder miteinbezogen werden, sodass eine gemeinsame Lösung gefunden werden kann“, so Handelskammerpräsident Michl Ebner.

„Nach der verantwortungslosen Fehlplanung der Sanierungsarbeiten auf der A10-Tauernautobahn und der Diskussion um die geplante willkürliche und wirtschaftsschädliche Ausweitung des Wochenendfahrverbots in Salzburg wäre eine längere Sperre der Brenner-Autobahn für den LKW-Verkehr der nächste Super-GAU für die heimische Wirtschaft“, kritisiert auch der Präsident der Kärntner Wirtschaftskammer, Jürgen Mandl.

„Die A13 ist eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen in Europa. Jahrelange Bauarbeiten, verbunden mit wochenlangen Sperren wegen des Sommerreiseverkehrs, bedeuten für die Transporteure enorme Umwege und damit auch Kosten. Der freie Warenverkehr innerhalb der EU wäre damit nicht mehr gegeben. Wir fordern daher ein professionelles Baustellenmanagement von Seiten der ASFINAG, das auf die Wirtschaft in Österreich, aber auch in Europa Rücksicht nimmt“, fügt Jürgen Mandl hinzu.

Bei beiden Transitachsen handelt es sich um zentrale Nord-Süd-Verbindungen, die nicht getrennt voneinander betrachtet werden dürfen. Vielmehr garantieren sie zusammen einen funktionierenden Verkehrsfluss, der grundlegend für die Wirtschaft in Südtirol und Kärnten, Italien und Österreich ist.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (21)

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  • gulli

    Was ist wichtiger die Aufrechterhaltung des Warenverkehr oder des Reiseverkehr?

  • hermannh

    der noch größere Super-Gau für den Handelskammerpräsidenten ist die Niederlage von Thommy im Herbst, kein Landeshauptmann auf Athesia-Gnade 🙂

    • pingoballino1955

      hermannhGoofy,bist du noch normal mit solchen Kommentaren,die weit von der beschriebenen Problematik abweichen? Lass dich behandeln,höchste Zeit BIABL!

      • hermannh

        bongobongo: was gibs da abzulenken? Du solltest verstehen, dass das Problem mit den Autobahnen in Österreich liegt …

        Der Handelskammerpräsident hingegen erlebt einen Super-Gau nach dem anderen 🙂 Beide von seinem „Umfeld“ geförderte Parteien: Team Thommy und Team Kölle sind bei den Landtagswahlen gescheitert 🙂

  • sukram

    Das ist aus meiner Sicht absichtlich so geplant von Österreich, um den Verkehr zu reduzieren. Sicherheit ist im Gegensatz zu Nachtfahrverboten nicht gerichtlich anfechtbar. Schade für Südtirol.

    P.S. Es ist wohl klar, dass die Luegbrücke mit ausreichend Geld solange zweispurig gehalten werden könnte, bis ein Tunnel gebaut wäre.

    • cosifantutte

      Man nennt es Deglobalisierung. Was die Einspurigkeit beim Sanieren betrifft, so ist die Luegbrücke nicht in zwei getrennte parallele Überbauten aufgeteilt, sondern hat eine durchgehende, 21 m breite Fahrbahnplatte, Stahl Verbundbau. Das heisst sie muss „en bloc“ saniert werden.

      • placeboeffekt

        Danke für die Klarstellung

        Vielleicht können Sie auch ihre Einschätzung in Bezug auf die Ursache für die emsigen Instandhaltungsarbeiten auf österreichischer Seite mitliefern?

        Ach auf der Südseite des Brenners wird die Fahrbahn ja auch heftig belastet ; Schnee und Eis im Winter , Hitze im Sommer

        Trotzdem trifft man auf 100 km Strecke vom Brenner nach Bozen auf viel weniger Baustellen als auf den 20 km vom Brenner nach Innsbruck.

        Das wundert mich schon seit Jahren

        Vielleicht haben die Österreicher Moquette anstatt Asphalt verlegt ?

        • gurgiser

          Es ist wohl so, dass in Österreich strengere Prüfkriterien gelten und die ASFINAG wegen Regressforderungen selbstverständlich höchst interessiert ist, jedes Sicherheitsrisiko auszuschalten. Zu Recht, wenn die Jahresfrequenzen an Personen- und Güterverkehr (incl 1 Million Lkw-Umwegtransit aus der Schweiz wegen der Rahmenbedingungen in Deutschland und Italien) bedacht werden. Im Übrigen ist es ohnedies nur der Beginn einer langen Serie von Brückenssnierungen und die sind vor allem durch die weit überhöhten Belastungen des Nord-Süd-Lkw-Transitverkehrs früher notwendig. Die, die jetzt am meisten klagen, sind auch die, die am meisten ruiniert haben – auf A12, A13 und A22. Fritz Gurgiser für das Transitforum Austria-Tirol

        • cosifantutte

          Die Luegbrücke besteht aus verschiedenen Abschnitten mit unterschiedlichem Pfeilerabstand. Für einen bestimmten Abschnitt hat man sich für eine Stahlhohlkastenkonstruktion entschieden, auf den die Fahrbahn aus Beton aufgesetzt ist. Es wurde so entschieden, da sich der Hang, in dem die Pfeiler fundiert sind, sehr langsam fließend verformt und eine Stahlkonstruktion unter diesen Umständen anpassungsfähiger ist, als Spannbeton. Vermutlich sind die Schweisssnähte der Stahlkonstruktion aus den 60ern, wie so auch bei anderen Brücken (e.g. Brücke Rahmede an der A45) aufgrund der starken zyklischen Belastung durch Schwertransport, inzwischen ermüdet. Korrosion durch Strassensalz spielt auch eine Rolle. Was die A22 an der Südseite betrifft, so handelt es sich um T-förmige Spannbetonträger nach Morandi Entwurf. Bisher ist alles gut gegangen aber die Spannbetonstahlkabel sind aus derselben Epoche der Brücke Lueg. Die Brücke Gossensass musste verstärkt werden. Ich mache trotzdem immer ein Kreuz wenn ich drüberfahre. Problem ist dass die Infrastruktur überall zur gleichen Zeit an ihre Grenzen kommt und die Kette ist nur so stark wie das schwächste Glied.

          https://www.stradeeautostrade.it/ponti-e-viadotti/il-rinforzo-strutturale-del-viadotto-colle-isarco/

    • gurgiser

      Unfug und Sachunkenntnis der sensiblen Problematik. LG Fritz Gurgiser

  • morgenstern

    Die beste Gelegenheit den Warentransport allgemein zu durchleuchten.

  • tiroler

    Wenn man sieht,welch Chaos eine kleine Baustelle nach sem Mebotunnel mit sich zieht, dann kann man sich ungefähr vorstellen, welcher Supergau uns erwartet

  • olle3xgscheid

    Sofort Maut am Reschen!! Des wird ein Wahnsinn

  • sepp

    Ach michile muisch lei um Beträge on suichen

  • pingoballino1955

    Das wird ab 2025 ein grosses Problem vom Vinschgau bis Landeck Durchreiseverkehr LKW’S und PKW’S ohne Ende plus STAU!

    • hermannh

      bongobongo: Durchfahrten ohne Zielverkehr der Lkws ist in diesem Fall nicht erlaubt und somit sähst Du nur Polemik und unnötige Panik. Ich gehe davon aus, dass Ihr vom Team K dies ganz genau wisst 🙁

  • hallihallo

    die lueg-brücke ist de-facto schon eine ganze weile „einspurig“. die derzeitigen zwei spuren sind so eng, daß es wohl niemand wagt, eine lkw zu überholen. außerdem ist für alle 60 km/h vorgeschrieben , sodaß es keine überholmanöver braucht. wenn nur mehr eine spur befahrbar ist und alle mit 70-80 km/h durchfahren dürften, wäre es sogar besser.
    wieso setzt sich die handelskammer eigentlich nicht ein, daß die rola-lkw erst in verona vom zug abfahren dürfen? ist doch wahnsinnig, daß die lkw von kufstein bis brenner auf dem zu sind und vom brenner dann auf der autobahn fahren.

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