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Gefloppte Umfrage

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Nur 233 Personen haben an der Umfrage zu einem sozial nachhaltigen Tourismus in Meran teilgenommen. Dennoch liefert sie eindeutige Ergebnisse.

von Markus Rufin

Wie ist es möglich, einen ökologisch und sozial nachhaltigen Tourismus in Meran zu fördern? Das wollte die Kurverwaltung in Zusammenarbeit mit der Gemeinde herausfinden und hat dazu im Oktober eine Umfrage durchgeführt. Zwei unterschiedlichen Fragebögen luden einerseits die Gäste der Stadt, andrerseits die heimische Bevölkerung ein, ihre Meinung und Sichtweisen kundzutun.

Insgesamt wurden 1.143 Meraner aus den Wählerlisten angeschrieben. Bedauerlicherweise gingen nur 233 Rückantworten ein, deutlich weniger als wissenschaftlichen Referenz-Parametern entsprechend. Demgemäß ist die Zuverlässigkeit der Stichprobe, trotz der Bemühungen aller Akteure, als partiell anzusehen. So ist in Bezug auf die anagraphische Normalverteilung in der Stadt eine Überrepräsentation der deutschen Sprachgruppe festzustellen.

„Leider haben weniger Menschen teilgenommen, als wir uns erhofft hatten, ein Trend der vielen Beteiligungsprozesse, die wir für die Bürgerinnen und Bürger organisiert haben. Das ist ein Problem für uns. Meiner Ansicht nach müssen wir mehr in die Kommunikation investieren“, zeigt sich Vizebürgermeisterin Katharina Zeller enttäuscht.

Obwohl die Umfrage also gefloppt ist, kamen beim Bewohner-Fragenbogen Themen und Fragestellungen zur Sprache, die im Grunde bereits bekannt sind und öffentlich diskutiert werden. So gaben 70 Prozent an, dass der Tourismus für die Entwicklung des Gebietes eine maßgebliche Rolle spielt. Im selben Zuge erachten 84 Prozent den Tourismus als mitverantwortlich für steigende Lebenshaltungskosten. So sind etwa die Preise für den Kauf einer Wohnung oder eines Hauses für 90 Prozent der Antwortenden zu hoch, 86 Prozent finden dies auch mit einem Auge auf die Mietpreise. Die Bemühungen der Tourismusakteure bei der Förderung lokaler Produkte, der Bewahrung von Kultur und Traditionen, sowie die fruchtbringende Verbindung zwischen den verschiedenen Wirtschaftssektoren werden ebenso zur Kenntnis genommen und von der Bevölkerung wertgeschätzt.

Die Befragten fordern ein stärkeres Engagement für nachhaltige Mobilität, auch wenn 43 Prozent das System des öffentlichen Nahverkehrs bereits heute als effizient ansehen. Die Forderung nach einem zunehmend nachhaltigen Tourismus, der mit der Lebensqualität der Einwohner in Einklang gebracht werden kann, ist omnipräsent.

„Obwohl die Umfrage nach wissenschaftlichen Parametern nicht repräsentativ ist, sind die Kernbotschaften aussagekräftig“, sagt Zeller. „Unsere Aufgabe besteht nun darin, dafür zu sorgen, dass kritische Fragen im Zusammenhang mit dem Tourismus die Lebensqualität nicht beeinträchtigen. Die Lösung kritischer Probleme wie erschwinglicher Wohnraum und Mobilität muss unsere Priorität sein.“

Mit dem neuen Mobilitätsplan, der sich in Ausarbeitung befindet oder die Überlegungen zu einer Alternative zur Standseilbahn nach Schenna sei die Verwaltung bereits dabei, die Probleme anzugehen.

Ähnlich ist es im Bereich des leistbaren Wohnens. In Meran gebe s laut Masterplan gleich mehrere ehemalige Gewerbegebiete, die in Wohngebiete umgewandelt werden könnten. Die Eigentümer könnten dazu aufgefordert werden, kostbaren Wohnraum dafür zu schaffen.

Neben der Bewohner-Umfrage wurden auf dem Portal auch die Gäste befragt. 422 Personen nahmen daran teil.

Auch hierbei traten einige Trends offen zu Tage. Von zentraler Bedeutung für Meran als Tourismus-Destination sind die Landschaft und die entspannte Atmosphäre, welche die Geselligkeit fördert, sowie kulinarische Raffinesse.

Neun von zehn Touristen haben bestätigen, dass ihre Erwartungen vor Reiseantritt erfüllt worden sind. 70 Prozent gaben an, dass Nachhaltigkeits-Zertifizierungen eine wichtige Rolle bei der Wahl ihres Reiseziels spielen. Mehr wie 90 Prozent gaben zu Protokoll, dass sie nach Meran zurückkehren möchten. Dabei waren 62 Prozent bereits mindestens vier Mal in Südtirol und 36 Prozent mehr als zehn Mal. Zwei Drittel der Befragten sind 50 Jahren oder älter. Mehr als die Hälfte von ihnen stammt aus Deutschland, rund 30 Prozent sind Italiener.

Bürgermeister Dario Dal Medico resümiert: „Die Seele Merans als Stadt des Tourismus und der Gastfreundschaft ist tief verwurzelt. Wir können nicht umhin, den Tourismus als Katalysator für die territoriale Entwicklung zu bekräftigen. Die einhellige Forderung nach einer Neuplanung der Mobilität im Hinblick auf ein noch nachhaltigeres und lebenswerteres Verhältnis zwischen Bevölkerung und Tourismus ist ein Thema, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen, um das geeignetste Instrument zur Erreichung dieses Ziels zu finden. Die Herausforderung, vor der wir stehen, besteht darin, Bilder und Verkehrsdaten zu analysieren, um die tatsächlichen Probleme besser zu verstehen und synergetisch an einer Lösung zu arbeiten.“

Ziel der Umfrage war es übrigens das Nachhaltigkeitssiegel der Stufe drei von der Vereinigung „Green Destination“ zu erhalten. Damit wäre die Kurstadt als nachhaltige Destination beworben worden. Die niedrige Teilnehmerzahl hat wohl keine Auswirkungen auf den Zertifizierungsprozess. Allerdings werden weitere Befragungen durchgeführt. Eine weitere ist für 2026 vorgesehen. Dal Medico, Zeller und die Kurverwaltung rechnen dabei mit einer höheren Beteiligung, auch unter Anleitung von „Green Destination“.

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Kommentare (6)

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  • criticus

    Frau Zeller, Herr Dal Medico, sie haben Nerven die Meraner um Mitarbeit zu fragen! Wo bleiben ihre Versprechen bezüglich:
    -Sicherheit in der Stadt, Gewalt nimmt eher zu, man ist ja anscheinend nicht einmal in der Lage den angerichteten Wasserschaden in der Meraner Schule aufzuklären.
    -Verkehr, Zustand wie vor 50 Jahren, von der MEBO-Ausfahrt Sinich bis Kreuzung Schenna, auf einer Strecke von einem Kilometer sind 5 Ampeln anstatt Kreisverkehr und damit seit Jahren täglicher Stau. Der tägliche Stau von Passeier bis Obermais, besonders ab April bis Anfang November.
    – Noch immer freistehende ungenützte Militärareale trotz Wohnungsnot.
    – und und und….
    Die Meraner Bürger haben ihre ach so großen Wahlversprechen satt. Ihr seit doch angetreten alles besser zu machen. Wie wollt ihr euren Stillstand besser kommunizieren? Die beste Kommunikation ist immer, wenn man endlich Probleme angeht.

    • hallihallo

      das ist inzwischen ein südtiroler problem: viele experten die reden und nichts wird gemacht. auch ein bischen kompatschers problem: es rührt sich sehr wenig und er spricht immer von den großen , politischen errungenschaften, welche der bevölkerung wenig bringen. das gegenteil ist der fall: z. b. heimgeholte energie und horrende strompreise.

    • meintag

      Bezüglich Sicherheit hat die Mutti der Vizebürgermeisterin doch gemeint dass die Einsatzkräfte die Gesetze dazu Mehr ausreizen können. Da beide Damen Rechtsanwältinnen braucht es nur ein paar Zusammenkünfte mit Carabinierie und Polizia um die Stadt zu „reinigen“.

    • artimar

      Völlig richtig. Statt Ersatzpolitik od. wie immer, alles nur schönreden bzw. auf mangelnde Kommunikation zu schieben, gilt es wohl endlich die Herausforderungen anzugehen.
      Es braucht Antworten zu Kernfragen, wie z.B.: Wie kann Demokratie konkret wieder zum Ursprung ihrer selbst – zu den Bürgerinnen, Bürgern – gebracht werden, um sich zu erneuern und die inneren und äußeren Angriffe auf sie abzuwehren?
      Gut, dass die SVP Meran nun zumindest einen regelmäßigen Stammtisch ! eingerichtet, um den Austausch zu suchen, Anliegen aufzunehmen, zuzuhören und gemeinsam darüber nachzudenken, was in Zukunft noch besser gemacht werden kann.

  • brutus

    Typisch heutige Zeit:
    …beim Protestieren (Standseilbahn) topp!
    …beim Lösungen suchen flopp!

  • andreas1234567

    Hallo zum Nachmittag,

    dieses Green Destination ist der „globale Rat für nachhaltigen Tourismus“ kleiner hat der Verein es nicht.In Englisch dann eben „global sustainable tourism Council“ oder GSTC.
    Ist eine weitere Ausgeburt aus einem undurchsichtigem Geflecht zwischen Privatorganisationen und der UN-Krake, namentlich mischt hier die UN-Tourismusorganisation UNWTO massgeblich mit.

    Diese Organisation will ihre Standards verkaufen und bietet sich gleichzeitig als Prüforganisation und Zertifizierer an.
    Das kostet natürlich, so alle zwei Jahre hat man die Herrschaften dann zur Prüfung hereinzubitten.
    Wer hat sie hereingelassen? Natürlich die IDM welche diesen Organisation als Standard und massgeblichen Partner durchdrücken will.

    Das krachende Desinteresse könnte man als Warnung verstehen da nicht weiteres Geld in diesen aufgeblasenen Unsinn zu investieren

    Wer überhaupt hinter dieser Umfrage steckte und wo das hinführen sollte erfährt der Leser auch erst so ganz nebenbei im letzten Absatz. Da steht dann auch sinngemäss “ es hat zwar kaum jemand interessiert aber wir machen einfach weiter und diese Green Destination müssen wir eben stärker in die Beratung einbinden, (also mehr Geld hinterherschmeissen)“

    Kann ich bitte auch so eine Million haben für meine „Global free Beer Foundation“, einer weltweit tätigen Organisation zur Förderung der freigiebigen Gastfreundschaft?
    Hab mal eine Umfrage gemacht unter zufällig befragten Touristen, 87,5% antworteten sie würden auf eine Zertifizierung durch die „GfBF“achten und auch einen Besuch von so einer Zertifizierung abhängig machen.Hallo IDM? Ähm, und ein Dienstwagen mit Chauffeur.Kost und Logis vielleicht noch..Eine Sekretärin? Beratung kostet extra.
    Ich setzte grosse Hoffnungen auf den neuen Landesrat für Landwirtschaft und Tourismus und biete meine „GfBF“ als starken Partner sowohl für lokale Brauereien und Kellereien als auch als glaubwürdigen Zertifizierter für gastronomische Betriebe an. Wenn es keine Rechnung braucht kann ich was am Preis machen

    Auf Wiedersehen in einem „GfBF“-zertifiziertem Ausschankbetrieb

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