Abgeänderte Anklage
Heute findet in Verbania die Vorverhandlung zum Seilbahnunglück am Mottarone statt, beschuldigt sind drei Vertreter der Firma Leitner, die Schadensersatz gezahlt hat.
Die Verhandlung findet in einem großen Saal eines Gebäudes statt, das an die Befreiung Italiens von Nationalsozialismus und Faschismus erinnert und „Casa della Resistenza“ genannt wird. Der Standort: Verbania am Lago Maggiore, dem Standort des Gerichts, das für das Seilbahnunglück am Mottarone zuständig ist.
Am 23. Mai 2021 war eine Kabine der Seilbahn von Stresa zu Tal gerauscht und abgestürzt, 14 Personen, darunter zwei Kinder, starben. Ein Kind, der fünfjährige Eitan, um den später ein Sorgerechtsstreit tobte, überlebte.
Die Staatsanwalt Verbania hat nach einer langen Ermittlung Anklage gegen acht Personen erhoben, darunter Luigi Nerini, Inhaber der Betriebsgesellschaft, Betriebsleiter Enrico Perocchio, und der Techniker Gabriele Tadini, der gestanden hat, eine Sicherheitsklemme an der Kabine gelöst zu haben.
Angeklagt sind auch Anton Seeber, Präsident des Verwaltungsrates des Sterzinger Seilbahnbauers Leitner, Verwaltungsrat Martin Leitner und der für die Kundenbetreuung zuständige Angestellte Peter Rabanser. Leitner hatte seit 2016 einen Instandhaltungsvertrag mit der Gesellschaft Ferrovie Mottarone.
Nachdem das technische Beweissicherungsverfahren ergeben hat, dass die Instandhaltung durch Leitner kein Mitgrund für den Kabinenabsturz war, schwächte die Staatsanwaltschaft die Anklage gegen die drei Vertreter von Leitner erheblich ab. Übrig bleibt ein Vorwurf, den ihre Verteidiger für ziemlich abwegig halten. Nämlich, dass Leitner Betriebsleiter Perocchio in seiner Tätigkeit hätte kontrollieren müssen. Laut Anklage hätte dieser gar nicht freiberuflicher Betriebsleiter der Mottarone-Bahn werden dürfen, weil er bei Leitner angestellt war.
Nichts gegen die Vorhaltungen gegen die drei Hauptangeklagten, denen u.a. ein Anschlag auf die Transportsicherheit und mehrfache fahrlässige Tötung vorgeworfen wird.
Laut Angaben der Verteidiger hat Leitner inzwischen Schadensersatz bzw. Schmerzensgeld an die Angehörigen der Verstorbenen gezahlt. Ob einige davon bereit sind, als Nebenkläger aus dem Prozess auszusteigen, wird sich auf der heutigen Vorverhandlung in Verbania zeigen. (tom)
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