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„Bleibt bitte dran“

Baustellen, die den Bozner Bäuerinnen und Bauern Sorgen bereiten: Neben Borkenkäfer, neuen Schädlingen im Obst- und Weinbau und Großraubwild sind das die geplante neue Bahntrasse Meran-Bozen und die Umwidmung von Kulturgrund in Gewerbegebiet. Neu gewählt wurde der Bezirksbauernrat.

Besonders im Grünland war 2023 ein sehr gutes Jahr mit einer guten Futterqualität. „Glücklicherweise hat sich auch der Milchpreis erholt, dafür gebührt den Milchhöfen ein Lob“, sagte der Obmann des Bauernbund-Bezirks Bozen, Oswald Karbon.

Die Preise für Mast- und Schlachtvieh seien ebenfalls gut gewesen. Auch im Obstbau sei nach schwierigen Jahren etwas Entspannung in Sicht. Das Weinbaujahr sei sehr fordernd gewesen, die Ernte aber zufriedenstellend.

„Was ich mir wünsche, ist mehr Wertschätzung für die heimischen Landwirtschaftsprodukte und insgesamt mehr Wertschöpfung für die bäuerlichen Betriebe. Wir wollen von unseren Produkten leben können, das ist unser Ziel“, meinte Karbon. Da dies derzeit nicht möglich sei, brauche es eben Unterstützung durch Beiträge.

Sorgen bereiten den Bäuerinnen und Bauern im Bezirk Bozen neben neuen Schädlingen und Krankheiten wie Glomerella Leaf Spot, dem Borkenkäfer und dem Großraubwild die geplante neue Bahnstrecke Meran-Bozen. „Wir wollen in die Diskussion und in die Entscheidung eingebunden werden, damit das Projekt möglichst wenig wertvollen Kulturgrund benötigt.

Oswald Karbon

Sauer stößt den Bozner Bauern die Umwidmung von wertvollem Kulturgrund in Gewerbegebiet für Großprojekte auf: „Zunächst sollten einmal Leerstände besser genutzt und nicht gleich neuer Kulturgrund verbaut werden“, stellte Karbon unmissverständlich klar. Auch der Verkauf von Höfen an Nicht-Bauern ist ein Thema, das den Bäuerinnen und Bauern im Bezirk Kopfzerbrechen bereitet. Hier müsse eine praktikable Lösung gefunden werden, meinte der Obmann.

Dass in 2024 gar einige Herausforderungen auf die Bäuerinnen und Bauern warten, unterstrich Bauernbund-Direktor Siegfried Rinner. Im Koalitionsprogramm des Landes sei die Landwirtschaft mit wichtigen Themen enthalten. „Der Schwerpunkt liegt auf mehr Wertschöpfung aus der landwirtschaftlichen Produktion für die heimischen Bäuerinnen und Bauern. Dazu gehört auch das neue Lebensmittelkennzeichnungsgesetz. Wir müssen die heimischen Konsumentinnen und Konsumenten dazu erziehen, in den Gaststätten vermehrt nachzufragen, woher das Fleisch, die Milch, die Eier usw. kommen, die man ihnen vorsetzt, denn so bleibt die Wertschöpfung im Land“, erklärte Rinner. Auch das Thema Raumordnung sei sehr aktuell, da derzeit die Weichen gestellt werden.

„Bleibt bitte dran“, rief Rinner auf. Der Bauernbund-Direktor versprach, den Bäuerinnen und Bauern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, wenn es um wichtige Themen wie die neuen Vorschriften für mehr Tierwohl, das Wassermanagement oder erneuerbare Energien sowie die entsprechenden Förderungen geht. Er appellierte aber auch an die neuen Ortsobleute, sich zu melden, falls sie Unterstützung oder Rat brauchen.

Der scheidende Bauernbund-Landesobmann Leo Tiefenthaler bedankte sich bei den Bäuerinnen und Bauern des Bezirks Bozen für die gute Zusammenarbeit. Politisch sei die EU-Wahl eine der wichtigsten politischen Themen. Im nächsten Jahr finden dann wieder die Gemeinderatswahlen statt. Darauf müssten sich die Ortsgruppen gut vorbereiten. „Wenn wir mitreden und unsere Belange vorantreiben wollen, müssen wir in den politischen Gremien sitzen, denn dort werden die Entscheidungen getroffen.“

Landesrat Arnold Schuler bat die Bäuerinnen und Bauern um mehr Verständnis. Es seien schwierige Zeiten gewesen: Zuerst der Umstieg von einer auf die nächste Förderperiode mit damit verbundenen Verzögerungen bei den Beitragsauszahlungen und dann noch eine schwierige Marktsituation. Hinzu komme, dass der Pflanzenschutzmitteleinsatz vermehrt am Pranger stehe. Was letzteres betrifft, werde stärker in die Forschung investiert und das Versuchszentrum Laimburg mit mehr Budget ausgestattet. Trotz intensiver Bemühungen sei das Ergebnis beim Wolfsmanagement bisher unbefriedigend, gab Schuler zu.

Der EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann berichtete über die neuesten Entwicklungen in Brüssel: Obwohl der Ukrainekrieg bewusst gemacht habe, wie fragil die Lebensmittelversorgung sei, gebe es immer wieder Initiativen wie das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur, die die Versorgungssicherheit in Frage stellen. Glücklicherweise habe es abgeschwächt werden können, für Südtirol ist das Thema damit eigentlich vom Tisch. Dorfmann plädierte auch für eine Öffnung hin zu der neuen Gentechnik. Einen Lichtblick erhofft er sich in Sachen Wolf: Eine Herabsetzung des Schutzstatus von „sehr gefährdet“ auf „gefährdet“ sei nun erstmals denkbar. Das würde de facto eine Behandlung wie bei Dachs oder Murmeltier, also jagdbar mit Ausnahmegenehmigung, bedeuten. „Das wäre schon ein großer Schritt“, meinte Dorfmann.

Auf der Jahresvollversammlung des SBB-Bezirks Bozen wurde auch der neue Bezirksbauernrat gewählt. Davor sind schon die neuen SBB-Ortsgruppen gewählt worden. Bei 13 von 23 Ortsgruppen gibt es einen neuen Ortsobmann bzw. in Welschnofen einen neue Ortsobfrau. „Der Ausgang der Ortsbauernratswahlen ist sehr erfreulich. Über den Nachwuchs brauchen wir uns keine Sorgen zu machen“, erklärte Obmann Oswald Karbon.

Zur Wahl des Bezirksbauernrates stellten sich zehn Kandidaten. Am meisten Stimmen erhielt der bisherige Bezirksobmann Oswald Karbon. Dem neuen Bezirksbauernrat gehören weiters Alois Oberrauch, Franz Tatz, Gerhard Peterlin, Ferdinand Plattner, Alexander Höller, Oswald Mittermair, Robert Locher, Michael Bradlwarter, Thomas Resch und Markus Plattner an. Die konstituierende Sitzung mit der Wahl des Obmanns und seines Stellvertreters findet diese Woche statt.

 

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