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„Es ist bereits nach Zwölf“

Tony Tschenett

Tony Tschenett, der Vorsitzende des Autonomen Südtiroler Gewerkschaftsbundes (ASGB), äußert tiefe Besorgnis über die jüngsten Erkenntnisse zur Abwanderung der Südtiroler Maturanten.

Laut den neuesten Ausgaben des „Arbeitsmarkt news“ ist die Abwanderungsrate unter den Maturanten der Jahre 2005-2012 alarmierend hoch, besonders bei Absolventen von Gymnasien. Tschenett betont, dass dieses Problem zum Teil hausgemacht ist, da die Arbeitsbedingungen im Ausland wesentlich attraktiver erscheinen. Er kritisiert das Verhältnis von Lohn zu Lebenshaltungskosten in Südtirol als „katastrophal“.

Der ASGB-Chef sieht eine mangelnde Initiative seitens der Wirtschaftsverbände, die diesem Trend tatenlos zusehen, statt proaktiv gegenzusteuern. Tschenett weist darauf hin, dass diese Verbände schnell bei der Hand sind, um über den Fachkräftemangel zu klagen, jedoch wenig unternehmen, um die Situation zu verbessern. Forderungen der Gewerkschaften, endlich spürbare Lohnerhöhungen zu gewähren, würden lapidar mit einem Handwisch weggefegt. „Denen ist teilweise nicht bewusst, dass es schon nach zwölf Uhr ist“, kommentiert Tschenett diese unverständliche Haltung.

Darüber hinaus macht Tschenett auch die Politik für die Situation verantwortlich. Er bemängelt, dass die Mehrheit der politischen Entscheidungsträger in den letzten Jahren die Forderungen des ASGB und der anderen Gewerkschaften, den Arbeitsstandort Südtirol attraktiver zu gestalten, größtenteils ignoriert hat. Diese Forderungen zielten unter anderem darauf ab, Unternehmen, die höhere Löhne zahlen, bei Ausschreibungen zu bevorzugen oder bei der regionalen Wertschöpfungssteuer IRAP zu entlasten. Tschenett zeigt sich auch enttäuscht über den aktuellen Entwurf zum Koalitionsabkommen 2023-2028, in dem wenig Konkretes steht, um den Arbeitsstandort Südtirol attraktiver zu gestalten. Er unterstreicht, dass der Mangel an Fachkräften dem Wirtschaftsstandort Südtirol enorm schadet und fordert dringend umsetzbare Maßnahmen, um diesen Trend umzukehren.

„Es ist an der Zeit, dass sowohl die Wirtschaftsverbände als auch die politischen Entscheidungsträger die Realität anerkennen und entschiedene Schritte unternehmen, um Südtirol als attraktiven Arbeits- und Lebensraum zu erhalten und zu fördern. Wir dürfen es nicht zulassen, dass unsere talentierten jungen Menschen gezwungen sind, ihre Heimat für bessere Möglichkeiten anderswo zu verlassen“, schließt Tschenett.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (28)

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  • drrobotto

    Ich habe 2003 gemeinsam mit 16 Leuten die GOB-Matura abgeschlossen. Letztes Jahr im Dezember 20 jähriges Treffen. 3 Personen sind in Südtirol geblieben. 2 haben die Firma des Vaters übernommen und 1 hat sich selbständig gemacht. Der Rest befindet sich ausnahmsweise im deutschsprachigen Ausland.

    • placeboeffekt

      „ jedoch wenig unternehmen, um die Situation zu verbessern.“

      Der einzige gescheite Arbeitgeber im Land ist das Land.
      Folglich bleibt einem nur die Möglichkeit die Laufbahn als Lehrer oder in der Verwaltung einzuschlagen.

      • foerschtna

        Und wer zahlt dann die Gehälter der Lehrer und Beamten, wenn wir nur noch Lehrer und Beamte im Land haben ??

      • placeboeffekt

        Ich korrigiere mich

        Land und Kirche sind wirklich gute Arbeitgeber.

        Wels vor menschlichen Innereien und Säften nicht allzusehr graust, dem ist eine Karriere als Mediziner sehr zu empfehlen.

        Bei einer Bevölkerung welche immer mehr alte Menschen versorgen muss hat dies Zukunft

        Tja Forrschtna: wir leben ja von Äpfeln und Touristen, heißt es immer-also ist die Industrie ja nicht so wichtig

      • leser

        Placeboeffekt
        Du solltest dir schon im klaren sein dass der Arbeitgeber Land zur Gänze von uns bezahlt wird
        Und Fakt ist dass nicht ein Job produktiv ist
        Ich denke nicht dass alle südtiroler Bauern Gastwirte und landesangestellte sind

    • leser

      Drrobotto
      Du triffst ins schwarze
      Ich habe ebenso GOB gemacht
      Bin heute ca 8 Monate im Jahr in der schweiz
      Mir geht es auch so
      Mein Sohn studiert an der TU Wien und alles deutet daraufhin dass er nicht mehr nach Hause kommen wird
      Meine Tochter studiert ebenfalls in Österreich und wird aller Wahrscheinlichkeit ebensowenig nachhause kommen
      Ein Präsident oberrauch schreit fast selbstlos in die Kamera und tut als ob er fast verantwortlich ist das unsere Kinder studieren
      Ich finde es eine Schande wie solche Typen und Politiker unsere Kinder fast aus dem Land ekeln
      Aber immer predigen
      Alles Friede Freude eierkuchen

    • meinemeinung

      drrobotto – 1. ist der Standort Südtirol gut, sonst hättest nicht GOB machen können ohne Hilfe vom Land. 2. Was haben deine Maturakollegen studiert? Wahrscheinlich etwas was es in Südtirol noch nicht gab. 3. Wieso sind die immer noch im Ausland? Weil Frau und Kind dort ist oder haben die ein Studium gemacht ( selbst ausgesucht nicht verordnet) was es in Südtirol nicht zur genüge gibt.
      4. Vor 20 Jahre hatte der Herr Tschenett das Problem noch nicht. Mittlerweile haben sicher alle Frauen und Männer ein tolles Leben , dort wo sie sind. 5. Wenn die Wirtschaft Menschen benötigt, wissen alle was zu tun ist, da braucht es keine Gewerkschafter.
      und wenn ich da untern lese ,dass ein Hoch spezialisierter Arbeite 1900 Euro Netto verdient ist das eine Lüge oder er ist nicht Hoch Spezialisiert und eher ein Depp.

      • drrobotto

        Der Bildungsstandort ist in anderen Ländern genau so gut, wenn nicht besser. Die Maturakollegen haben alle MINT-Fächer studiert. Wieso diese im Ausland bleiben oder dort hinziehen? Besser Löhne, niedrigere Lebenshaltungskosten, irgendwann dann auch Familie.

  • meintag

    Herr Tschenett hat zwar das Problem schon länger erkannt, seine politischen Tischpartner wollen Alles aussitzen da ihr Mandatsgehalt sicher ist. Mal schauen auf Wen das Ressort für die nächsten fünf Jahre übergeben wird und Was daraus Positives für das Land übrig bleibt?

    • hermannh

      meintag: der Herr Tschenett ist ja Doppelverdiener: als Gewerkschaftschef und beim Wohnbauinstitut, er selbst hat keinen Grund zu lamentieren. Übrigens trifft die Teuerung die ganze Welt…

      wir können alles schlecht reden, aber wegen dem Gehalt geht niemand ins Ausland! Bestimmte Berufsbilder gibt es nur dort und einige leben halt gerne in einer Großstadt.

      Es ist gut, wenn wir Jungen ins Ausland gehen, so wird der Horizont erweitert. Südtirol ist nicht der Nabel der Welt.

      Übrigens kriegen die Rückkehrer einen schönen Steuernachlaß „rientro talenti“ und ich kenne einige die nachJahren zurückgekommen sind und jetzt diesen Staatsbonus ausnützen.

      • rumer

        @hermann
        solange wir bei Italien bleiben, wird sich nicht viel ändern. Wir zahlen hier die hohen Schulden und die Verschwendungssucht der italienischen Regierungen (der sich die Südtiroler angepasst hat) und werden NIE ein besseres Niveau erreichen. Im Gegenteil, die Bevölkerungszahl wird bis ins Jahr 2100 auf 30 Millionen abnehmen. Dementsprechend viele Alte und wenig Junge wird es in Restitalien geben und wir Südtiroler werden mehr und mehr Steuern zahlen müssen.
        Wer etwas ändern will, muss sich für Los von Rom einsetzen. Dazu ist die EsseVuPi aber zu doof.

      • pingoballino1955

        BRAVO,hermannl,dann geh ins Ausland,gerade du wirst dort wärmstens empfangen und dein Glück finden!!!

      • leser

        Herrmannh
        Das mit der teuerung trifft nicht ganz zu
        Die zum Teil schlimmsten misshandelten Arbeitskräfte in den Schwellenländern wie etwa Indien China Afrika um nur einige zu nennen , welche ja die Produktion für den Westen durchführen , mein lieber da gibt es keine Gehaltserhöhungen
        Du kannst deine billighose oder dein von Müttern und Kindern zusammengebautes Smartphone hier kaufen im Bewusstsein dass du deine Arbeitskollegen in diesen Ländern ausbeutest

  • romy1988

    Dieses Gelabere von Tschenett ist unbrauchbar. Mehr als fordern kann er nicht, Ideen dazu hat er auch nicht.

    • pingoballino1955

      Romy,scheinst wohl bis heute nichts kapiert zu haben,aber hoch gscheid Daherreden,sorry!

    • leser

      Romy
      Da hast du recht
      Tschenett predigt Wasser und sauft Wein
      Er ist nicht besser als beispielsweise ein Bischof oder ein unternehmerpräsident
      Auch sie fordern Opfer vom Arbeitnehmer dich sie saufen ein
      Was wäre gewesen wenn tschenett in den landtag gekommen wäre?
      Sein Kumpel der schorschi hat geschlafen und war einer der lautesten der die politikergehälter verteidigt hat
      Es sind halt nicht ganz die richtigen Leute die sich vermeintlich für die Belange des fussvolkes einsetzen

  • robby

    Romy, was wären denn deine Vorschläge?
    Du laberst ja auch nur.

    • leser

      Robby
      Das ist recht einfach
      Nimm den Politikern den Einfluss auf öffentlichem Eigentum weg
      Mach eine richtige Umverteilung der Steuereinnahmen
      Oder andere die abschreibungskriminalität und kprze die flrderungen
      Dafür gibt es aber keinen politischen Willen
      Nur ein Beispiel
      Was täte eine deeg eine amhof oder ein achammer wenn sie nicht im landtag wären
      Wahrscheinlich hätten diese hampelmänner alle keinen 7000 Euro und mehr Job
      Weil sie ganz einfach nicht dazu in der Lage sind

  • robby

    Hoch spezialisierter Arbeiter: in Südtirol inklusive Übertarif 1.900€ netto. In Bayern: 4.800€ bei 4 Tagewoche. Da muss man nicht überlegen.

  • sigo70

    Aufgrund der Steuervorteile für Rückkehrer bietet es sich an, nach dem Studium für drei Jahre im Ausland zu arbeiten und erst dann in Italien zu arbeiten. Demzufolge wird mit solchen Gesetzen die Abwanderung auch gefördert.

    • leser

      Sigo70
      Man sieht es gibt glückliche Leute, so wie dich , die glücklich sind mit einem 1500 Euro Job im schönsten Land der Welt zu leben
      Allerdings geht das nur wenn mana und Papa dir einen Hof oder ein Häusle vermacht haben
      Oh du glücklicher

  • olle3xgscheid

    Naja, jedem nach seiner Fasson.
    Südtirol finde ich ist kein schlechter Standort zu arbeiten, ganz im Gegenteil. Tolles Klima, super Essen, für Menschen mit Studientitel ein Klasse Gehalt-seh da echt kein Fehler.
    Billiger ist im Ausland exakt nichts.
    Ist alles eher so ein Zeitgeistding und gut so.
    Kommst nach 20 Jahren zurück ist alles beim Alten 😉

  • tiroler

    Jeder soll bleiben wo er will. Punkt. Der Markt regelt sich von selbst. Das war schon immer so. Dieser Tschenett ist Berufsnörgler und die Deppen zahlen ihn noch dafür

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