Du befindest dich hier: Home » News » „Scheinbar heile Welt“

„Scheinbar heile Welt“

Claudia Plaikner (Foto: HPV/Armin Huber)

Der Heimatpflegeverband unterstützt plädiert für mehr konventionierte Wohnungen und für konkrete Maßnahmen gegen die hohen Mietpreise. 

Egal, wo man sich in Südtirol befindet, man wird um die eigene Heimat beneidet.

Hält aber das Traumland Südtirol wirklich das, was es verspricht? Die scheinbar heile Welt hat nämlich ihre Schattenseiten, denn die Wohnsituation ist für junge Menschen in Südtirol schwierig, wenn nicht gerade desolat.

So sieht es auch die Vorsitzende des Südtiroler Jugendrings Tanja Rainer in einem vor wenigen Tagen veröffentlichten Interview.

Sie bezeichnet darin die Wohnsituation für junge Menschen in Südtirol als „katastrophal“.

Die Lebenshaltungskosten steigen und Wohnen wird besonders für junge Menschen, die in der Regel weniger verdienen, kaum noch leistbar. Selbst mit einem Durchschnittgehalt verschlinge die Miete bis zu 60 oder 70 Prozent des Monatsgehalts.

Leerstand vermindern, alternative Wohnformen fördern

Ein Phänomen das auch der Heimatpflegeverband problematisch sieht: „Es darf nicht sein, dass nur mehr 20 Prozent der Studierenden aus dem Ausland zurückkommen, weil sie sich das Wohnen nicht mehr leisten können. Tanja Rainer ist hier vollends beizupflichten: Wenn wir so weitermachen, gehen uns in Südtirol irgendwann die Jugendlichen aus“, so Claudia Plaikner, Obfrau des Heimatpflegeverbandes.

Der Heimatpflegeverband unterstützt daher die Forderungen der Vorsitzenden des Jugendrings und plädiert für mehr konventionierte Wohnungen und für konkrete Maßnahmen gegen die hohen Mietpreise. „Es braucht Anreize, dass leerstehende Wohnungen vermietet werden. Dass ein Großteil nur touristisch vermietet wird, während der Mietwohnungsmarkt untragbare Preise verlangt, darf nicht hingenommen werden“, so Plaikner.

Die Wohnkapazitäten seien bereits vorhanden. Es brauche also nicht mehr Wohnbau, sondern ein Umdenken: Der Leerstand muss dringend vermindert und alternative Formen des Wohnens wie Co-Housing, Einlieger-Wohnungen müssen gefördert werden. Dieser unsichtbare Wohnraum habe ebenfalls großes Potenzial, unkompliziert und schnell Entlastung zu schaffen, die es dringend brauche, so die Obfrau des Heimatpflegeverbandes.

Spekulationen treiben die Preise in die Höhe

Der Heimatpflegeverband fordert daher auch einen stärkeren Einsatz gegen Spekulation am Immobilienmarkt. Südtirols touristische Hochburgen weisen bereits jetzt eine rasant steigende Zahl an Wohnungen und Gebäuden auf, die an finanzkräftige, nicht ansässige Menschen verkauft werden. Laut der Plattform immobiliare.it sind die Immobilienpreise in den Alpen in den letzten fünf Jahren exponentiell gestiegen, allein der Gemeinde Abtei um 30 % (Stand Dezember 2023), in Gröden werden Quadratmeterpreise von bis zu 13.500 Euro verlangt.

Das macht diese Ortschaften zu den teuersten Alpendörfern. Meist werden diese Zweitwohnungen nur kurzzeitig bewohnt oder stehen ganzjährig leer, weil sie als Geldanlage dienen. Das birgt die Gefahr, dass beliebte Tourismusdörfer zu Geisterstättenwerden, wo langfristig auch die Arbeitskräfte fehlen.

„Das Konkurrieren mit großen Investoren macht es für Jugendliche unmöglich, sich ein eigenes Heim zu schaffen“, befindet Valentine Kostner, Vorstandsmitglied des Heimatpflegeverbandes aus Gröden. „Hinzu kommen Tourismuswerbung und Großveranstaltungen, die weitere Interessenten locken und den Wohnungsmarkt anheizen. Gelder hierfür wären besser in sozial und kulturell nachhaltige Projekte investiert.“

Fazit: Ein Appell für leistbares und soziales Wohnen in Südtirol

Der Heimatpflegeverband fordert von der neuen Landesregierung daher dringend echte Lösungen zu erarbeiten.

„Will Südtirol in Richtung Monaco gehen oder will es leistbares, gerechtes und soziales Wohnen schaffen?“, hatte Tanja Rainer als Frage in den Raum gestellt; diese provokante Frage stellt sich auch der Heimatpflegeverband. Es bleibt zu hoffen, dass sich das Traumland Südtirol nicht zum Privileg weniger Reicher entwickelt, sondern ein Traum bleibt, der auch von jungen Südtirolern weiterhin gelebt werden kann, so die Heimatpfleger.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (21)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

  • criticus

    Ja Frau Plaikner, vergessen Sie auch nicht die vielen leerstehenden Militärareale. Areale wo nicht weitergebaut werden darf, weil man sie unter Schutz stellt. Von der Politik wird man kaum etwas erwarten können, den DIE die da das Sagen haben, haben ja bekanntlich keine Wohnungsnot. Wer kauft in den Gemeinden neue oder frei gewordene Wohnungen? Der Hotelbesitzer, der reiche Bauer, der Ausländer bei dem der Makler mehr verdient, denn alle die müssen ihren Reichtum sichere und schnell anlegen. Auf der Strecke bleiben die, die nie zu so viel Geld in kurzer Zeit kommen können. Südtirol hat leider schon länger das Problem wie in den 1950er und 1960er Jahren. Die Auswanderung!

    • hermannh

      Der Heimatpflegeverband sollte sich für den Schutz der alten Gebäude und der Landschaft einsetzen und sich nicht von politischen Parteien vorschieben lassen…

      Leistbares Wohnen ist ein Thema, dass andere Institutionen betrifft.

  • brutus

    …glaubst du das es anderswo besser ist?
    …es ist nicht nur ein Südtiroler Problem!
    https://www.zdf.de/nachrichten/politik/wohnungsnot-deutschland-wohnungspolitik-100.html

    • pingoballino1955

      Brutus,wie kommen sie dazu Südtirol mit ca. 550000 Einwohner mit Deutschland zu vergleichen?

    • meintag

      Brutus schon mal herausgekommen aus deinem Heimatnest? Du kannst aber auch ausrechnen wieviel Einwohner Deutschland hat und diese Summe mit den Einwohnern Südtirols aufrechnen. Glaube dümmeren Vergleich kann man nicht schreiben.

      • andreas

        Warum sollte man das nicht vergleichen?
        In begehrten Orten wie Berlin, München, Kitzbühl, Innsbruck, usw. haben sie doch dasselbe Problem und teilweise noch schlimmer.

        In München haben sie z.B. Probleme Polizisten, Lehrpersonal oder Leute für die Pflege zu finden, weil diese sich die Wohnungen nicht leisten können.

  • hallihallo

    1994 hatte südtirol 449.000 einwohner, heute sind es 533.000. also fast 20% mehr. somit hat südtirol sicher kein abwanderungsproblem. wenn die studierenden nicht zurückkehren, hat das wohl mehr damit zu tun, daß sie in der studienzeit die vorzüge der stadt kennengelernt haben und sich dort gut eingelebt haben. im ländlichen gibt es natürlich kaum jobs für studierte. der größte hemmschuh für günstiges bauen sind ja die sogenannten heimatpfleger und grünen. mit der ausrede der zersiedelung wollen sie kaum neues bauland zulassen. bekanntlich werden die neuen wohnungen in vielen gemeinden zu 100% koventioniert. die stünden alle den einheimischen zur verfügung , keinen auswärtigen oder touristen.

    • kitt

      Von wo kommt etwa die bevölkerung… Ausländer die nicht arbeiten und leere häuser gibt es sehr viele. Alle leerstehenden häuser, wohnungen müssen vermieten, verkaufen, vererben. Bitte keine neuen wiesen mehr verbauen

      • hallihallo

        also bei uns gibt es kaum leere wohnungen, weil jeder lieber vermietet. trotzdem ist die bevölkerung in unserer hochtouristischen gemeinde in den letzten 30 jahren um 25% gewachsen, weil die gemeinde wohnzonen ausgewiesen hat. in diesen wohnzonen wohnen ausschließlich junge einheimische. natürlich muß man dafür wiesen verbauen, wo sollen die jungen sonst bauen? ihr wiedersprecht euch selbst. gönnt den jungen nicht einmal ihre wohnung.

    • jorge

      ‚hallihallo‘, bist auch einer von denen, welche die Preise hochtreiben. Also sei doch still und kehr vor deiner eigenen Türe.

      • hallihallo

        jorge , ich treibe keine preise in die höhe, da ich nur meinen betrieb besitze uns sont nichts. bei uns sind die preise so hoch, daß es für mich nicht interessant ist, wohnungen zu kaufen. sei still kannst du gerne zu deinem hund sagen oder zu deiner frau, wenn du dich traust 🙂

  • exodus

    Die Eigentumswohnungen sind voll von Zimmer-u. Ferienwohnungsvermietern, diese Wohnungen stehen das halbe Jahr leer, dafür als Prämie nur 1/4 der Gissteuer, oft auch schwarz vermietet, wer kontrolliert denn schon.
    Viele dieser Eigentümer haben auch vom Superbonus 110% profitiert, den der Steuerzahler bezahlt und Italien die nächsten Jahr Milliardenschulden kostet…

  • pippo

    Airbnb stoppen, zum Mieterschutz auch einen Vermieterschutz einführen und den Landesmietzins erhöhen, denn der ist unter aller Sau!!

  • asd

    Mieter: alle Rechte
    Vermieter: keine Rechte
    = vermieten nie wieder.
    ganz einfach.

  • asd

    Warum nicht Gründstücke ausweisen, wo Gewilligte sich ein günstiges Tiny Häuschen hinstellen können? Auf großen Grundstücken wie Bauernhöfen sowas erlauben für Einheimische ?

    Die alten Heimatpfleger bei uns haben immer noch Großfamilien im Kopf, wie es früher war.
    Da sind meist ältere zurückgebliebenen Leute dabei, die noch nie in einem Flugzeug saßen und in ihrer alten Welt oder Blase leben, obwohl die Zukunft längst schon begonnen hat.

    Wenn man dann auf den Bauämtern noch ein wenig rumnörgeln kann und das Baugewerbe zum Stillstand bringt, fühlt man sich wichtig. Man hat schließlich als alter Hansel oder alte Frone noch was erreicht.

  • kevzen

    Südtirol hat keine all zu große Wohnungsnot, sondern ein Umverteilungsproblem. Dass man nicht ständig neu bauen kann ist klar. Wenn man die Löhne nicht heben kann, dann müssen die Mieten runter – mit Mietpreisdeckel, und steuerlichen hohen Belastungen bei Leerstand. Vermiete Immobilien könnten dann dem Mieter erzwungenermaßen -bei Wunsch des Mieters- zu veräussern sein (Mietkauf). Ausländische nicht ansässige sollen keine Immobilien erwerben dürfen. Die Möglichkeit für einen arbeitenden Bürger sich ein Eigenheim -ohne Miete- erwerben zu können muss über der Investitionsgier stehen. Der soziale Aspekt gehört in den Vordergrund, nicht die asoziale Geldgier. Irrwitzigerweise sind es aber genau solche arrogante Menschen, die Südtirol den Rücken kehren. Wir haben nun mal keine Fläche die ständig erweitert werden kann. Bozen wird sich kaum vertikal nach Ritten ausbreiten.

  • asd

    @kevzen: Du kommst eindeutig aus der Mieterszene. Leute die nicht respektieren, was sich ein fleißiger Mensch erarbeitet oder erspart hat, während du mindestens 4 Wochen pro Jahr irgendwo am Strand liegst und dich wunderst, dass es schon wieder nicht für die Miete ausreicht.

  • kevzen

    @asd: Nein, ich arbeite seit eh und je, war einmal in meinem Leben im Urlaub, bezahle seit einer Ewigkeit Pflegegeld für meine Eltern, habe kein Auto und verdiene ca. durchschnittlich. Du bist der beste Beweis für einen arroganten Südtiroler ohne Weitblick.

  • meintag

    asd ist auch sicher nicht in den Sinn gekommen dass bezüglich Erbschaften in Südtirol sehr Viel daneben geht und der Erbberechtigte sich im Gegensatz zum Haupterben keinen Rechtsanwalt leisten kann. Wenn dann aus gesundheitlichen Gründen nur Einer der Partner arbeiten kann ist sowohl ein Besitz einer Wohnung als die Mietzahlung umständehalber schwierig.
    Und dann wird wie diese Woche passiert von Gewerkschaften und Politikern das Gesetz bemüht dass das Wohnrecht SEHR GUT verankert ist.

  • asd

    @kevzen: Es ist Aufgabe der Politik, bestimmten Bürgern mit Steuergeldern über die Runden zu helfen. Da darf nicht ein Besitzer einer Immobilie quasi enteignet werden. Es ist Eigentum und das ist zu respektieren.

    Genauso wie andere es respektieren werden, wenn du arbeitest und Pflegegeld für deine Eltern bezahlst.

    Auch hier wäre der Staat oder das Land gefordert, die Bürger zu entlasten, indem z.B. notwendige Produkte für pflegebedürftige Menschen absolut steuerfrei sind.
    Aber für alte und kranke Menschen, hat man derzeit nichts übrig in der Politik. Lieber protzen mit teils völlig unnötigen Dingen damit man sagen kann, wie reich Südtirol ist.

  • kevzen

    @asd: Wie willst du denn sonst das Problem lösen? Hast du die Grundproblematik verpasst? Es herrscht Bedarf an günstigem Wohnraum – eben auch für jene, die sich ein Eigenheim verwirklichen wollen, im Rahmen ihrer Verdienstmöglichkeiten – die immer fleissig arbeiten. Was sagst du denn den jungen Leuten im Land? Leider ist der Wohnraum zu knapp, sodass man nicht mehr bauen kann und keiner will (zu annehmbaren Preis) verkaufen, sodass ihr immer in Miete bleiben müsst? Keine fixen Wohnmöglichkeiten? Denn mit 1200€ Mieten erspart man sich halt kein Eigenkapital, das für einen Kauf notwendig wäre. Aber nach deiner ignoranten Logik gehen Mieter ja alle 4 Wochen in den Urlaub und schmeissen alles aus dem Fenster raus. Und da es Platzmangel gibt, wird auch der gef. Wohnbau keine langfristige Lösung sein. Das Land muss dann halt eben entscheiden, ob man nur mehr Reichen die Möglichkeiten geben will, sich so etwas finanzieren zu können, was allerdings asozial ist. Wie gesagt, es gibt keine Wohnungsnot, aber ein Umverteilungsproblem, wobei Erbschaften auch dazu beitragen. Genau deshalb werden international ja auch höhere Erbschaftssteuern diskutiert und das Modell der Erbschaften generell hinterfragt. Ich würde mich an deiner Stelle hochgradig schämen solche Kommentare zu verfassen.

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen