Weiße Rose auf LED
Die Gemeinde Bozen will heuer am Universitätsplatz ein Mahnmal zur Erinnerung an die Studenten-Widerstandsgruppe Weiße Rose errichten. Kosten: 70.000 Euro.
von Thomas Vikoler
Mangelendes Engagement in Sachen Erinnerungskultur kann man der aktuellen Bozner Gemeindeverwaltung wahrlich nicht vorwerfen. Auch zu historischen Ereignissen, die im engeren Sinne nichts mit der Stadt zu tun haben.
2010 wurde ein Vorplatz an der Rombrücke den Geschwistern Scholl, den bekanntesten Akteuren der Münchner Widerstandsgruppe Weiße Rose, gewidmet. Die Geschwister Hans und Sophie Scholl sowie der Student Christoph Propst wurden am 22. Februar von den Nazis hingerichtet (geköpft). Sie hatten Flugblätter verteilt.
Heuer will die Stadtverwaltung am Universitätsplatz ein Mahnmal errichten, das an die Mitglieder der Weißen Rose erinnern soll. Grundlage dafür ist eine 2022 zwischen Gemeinde und Universität Bozen geschlossene Vereinbarung.
Der Stadtrat hat vor Weihnachten das entsprechende Machbarkeitsprojekt und für dessen Umsetzung vorgesehenen 70.000 Euro genehmigt.
Bereits am 27. April hatte die Stadtregierung ein Projekt aus den verschiedenen Vorschlägen ausgewählt, welche an der Design-Universität der Uni Bozen im Rahmen eines Bildungsprojekts ausgearbeitet wurden.
Es nennt sich „Stage of light“ (Bühne aus Licht) und wurde vom Stadtrat als „besonders innovativ“ bewertet.
Das Mahnmal sieht die Aufstellung eines horizontalen LED-Bildschirms auf dem Universitätsplatz anstelle der derzeitigen Holzbühne vor, der als Träger verschiedener Botschaften über die Geschichte der Weißen Rose und Geschichten zivilen Widerstands dienen soll.
Die Weiße Rose auf einer Bühne aus LED-Modulen, gewissermaßen.
Das erinnert an das Mahnmal vor den Mauerresten des NS-Durchgangslagers in der Reschenstraße, wo auf einer vertikalen Wand die Namen der Inhaftierten aufblinken.
Das Machbarkeitsprojekt wurde von der Architektin Matilde Cassani im Auftrag der Universität erstellt. Vorgesehen sind Gesamtkosten von 70.000 Euro inklusive Mehrwertsteuer.
Die Lieferung und Verlegung der Multimedia-Böden kostet allein 55.000 Euro, dazu kommen die technischen Spesen. Die entsprechenden Ausgaben sind bereits im Dreijahres-Investitionsprogramm 2023-2025 enthalten, das der Gemeinderat kürzlich mit dem Haushalt genehmigt hat.
Laut Beschluss ist die Errichtung des Mahnmals zur Widerstandsgruppe Weiße Rose für dieses Jahr geplant. Nun wird die Gemeinde die Ausführungsplanung in Auftrag geben, es folgt eine Ausschreibung für den LED-Boden. Verantwortlicher des Projekts ist Paolo Bellinzier, Leiter der Urbanistikabteilung der Gemeinde Bozen.
Der Universitätsplatz, auf dem die Installation errichtet werden soll, war erst vor wenigen Jahren neu gestaltet und mit Bäumen bepflanzt worden. Bäumen sollen dem Mahnmal-Projekt nicht zum Opfer fallen.
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Kommentare (4)
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criticus
Vielleicht sollte man diese „Bühne aus Licht“ in Erinnerung an die Studenten-Widerstandsgruppe Weiße Rose vor dem Landhaus aufbauen. Wäre wohl Aktuell, oder?
besserwisser
da hat @criticus tatsächlich recht. vor allem ist dies ein hinweis auf das bescheidne intetlektuelle niveau der mitglieder des südtiroler landtages. menschen mit ausbildung, berufserfahrung, weitblick und rückgrat findet man hier selten.
die hoffnung das aus der uni was rauskommt ist allerdings auch mäßig, die menschen die da rein – und rausgehen haben auch schon den gesenkten blick der degenerierten handygeneration. ob die für symbolische denkmale noch einen blick überhaben …?
andreas
Ein der so schreibt, sollte nicht wirklich über das Niveau anderer urteilen.
besserwisser
der @alleswisser möge auf sich selber schaun. da gibs zu tun genug.