Das ausgeschlagene Angebot
Die Staatsanwaltschaft hat im Fall der mutmaßlich erstickten rumänischen Obdachlosen eine Autopsie veranlasst. Die 50-Jährige hatte kürzlich ein Angebot für eine Unterkunft abgelehnt.
von Thomas Vikoler
Während der Feiertage einen gerichtsmedizinischen Gutachter zu ernennen, hätte wenig Sinn.
Die Leiche der 50-jährigen Frau, deren Namen die Behörden nicht bekanntgeben wollen, liegt aber bereits in einem Gefrierfach in der Pathologie des Bozner Krankenhauses.
Sie wird in den nächsten Tagen von dem Gutachter, den die Staatsanwaltschaft voraussichtlich heute ernennen wird, untersucht. Zu klären ist, woran die Frau, die in der Weihnachtsnacht unter der Etschbrücke in Sigmundskron tot aufgefunden wurde, verstorben ist.
Eine Leichenbeschau ergab, dass die Obdachlose ohne Fremdeinwirkung verstorben ist. Die Todesursache ist aller Voraussicht nach ein Ersticken an den Rauchgasen, die bei einem Brand in ihrer Behausung unter der Etschbrücke frei wurden.
Die Berufsfeuerwehr Bozen, die zu dem Brand unter der Brücke gerufen worden war, konnte die Flammen zwar rasch eindämmen, für die Frau kam aber jede Hilfe zu spät.
Am Christtag, nach der Entdeckung der Leiche beim Brandeinsatz, waren diensthabende Richter sowie Vertreter der Polizei und der Carabinieri, der Feuerwehr und des Weißen Kreuzes am Ort des Geschehens anwesend.
Über die Verstorbene ist bisher wenig bekannt: Sie wurde 1973 in Rumänien geboren und hält sich seit längerer Zeit in Italien auf. Augenzeugen berichten, dass sie zuletzt öfters vor dem Bozner Krankenhaus bettelte. Bei ihr wurde nach ihrem Auffinden keine Ausweispapiere gefunden, es war aber möglich, sie zu identifizieren.
Die Staatsanwaltschaft wollte vorerst nicht verraten, ob Kontakt mit Angehörigen in Rumänien aufgenommen werden konnte.
Bekannt wurde dagegen, dass die 50-jährige Frau vor rund zwei Wochen über Volontariusein Angebot für eine Unterkunft in eine der von der Gemeinde und der Stadt Bozen geführten Obdachlosenunterkünfte erhalten habe.
Die gebürtige Rumänin habe das Angebot aber abgelehnt, heißt es.
Das kommt insbesondere bei Langzeit-Obdachlosen häufig vor. Sie sind derart an das Leben unter den Brücken gewohnt, dass sie Hilfe und die Regeln in einer Notunterkunft, für die man sich ausweisen muss, ablehnen.
Niemand kann gezwungen werden, sich in eine offizielle Obdachlosenunterkunft zu begeben.
Am Schlafplatz der Frau unter der Brücke wurde auch ein Gaskocher gefunden, dazu Kleider, Geschirr und eine Menge an Kartonen, die teilweise in Brand geraten waren.
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zum tragischen Tod der Frau in der Heiligen Nacht laufen. Unklar ist, ob sich in der Nacht andere Personen unter der Brücke aufhielten.
Klarheit zu den Todesumständen soll, wie erwähnt, die Obduktion der Leiche bringen. Mit einem Ergebnis ist möglicherweise erst in einigen Tagen zu rechnen.
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