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Es ist Weihnacht!

Die TAGESZEITUNG wünscht allen Leserinnen und Lesern ein frohes Fest und besinnliche Tage – mit einigen Gedanken von Herausgeber Arnold Tribus. 

Sie tut sich heuer besonders schwer, die heilige Weihnacht, auf die vielen Menschen guten Willens zu wirken, weil Krieg in Europa und im Heiligen Land Tausende Menschen mordet, Bomben ganze Städte in Schutt und Asche legen. Und im Lande wird wegen der Regierungsbildung gestritten, sorgenvolle Briefschreiber verbreiten Angst und Panik vor der Zukunft. Der Landeshauptmann stürze mit seinen Entscheidungen die Heimat ins Verderben.

Und trotzdem lass ich mir die Weihnacht von Kassandra nicht nehmen. Ich rufe den Menschen in diesen Tagen „Frohe Weihnachten“ zu. Es mag banal sein und blöde Gewohnheit, und doch ist es etwas anderes, als wenn man zu einem Menschen Grüß Gott, Grüß Dich, oder Servus, oder Pfiati oder Hallo sagt oder guten Tag wie jene, die sich mit dem Grüß Gott nicht als provinzielle und zudem wohl auch noch gottesgläubige Tiroler outen wollen. Es mag im „Frohe Weihnacht“ auch ein ironischer Unterton mitklingen, der aussagt, dass man die Eier voll hat von der ganzen Weihnachtsduselei, dem Konsum- und Glühweinrausch, dem Christkindlmarkt. Es trifft vor allem die Hartgesottenen im Herzen, die Gefühlsmachos und die Einsamen, die an Weihnachten dann bitterlich traurig sind, sich verkriechen und besaufen oder in ihrer Einsamkeit die Telefonseelsorge anrufen.

Es ist eine andere Zeit, die Weihnachtszeit, da liegt etwas in der Luft. Wäre alles normal, würden nicht plötzlich Leute in die Kirchen eilen, um sich vom Lichterglanz und dem festlichen Gesang der Chöre betören zu lassen, von der Magie eines Domes. Weihnachten finden auch die Gottlosen Unterschlupf und Zuflucht im Hause Gottes, Weihnachten machen wir eine Ausnahme, denn Weihnachten ist Tradition und Event, schließlich gehören das Kirchenfest und das weltliche Kulturfest ja zusammen: Tannenbaum, Lichter, Kerzen, Kekse, Zelten, Geschenke und das Weihnachtsevangelium, das in seiner dramatischen Einfachheit immer noch rührt: Weil in der Herberge kein Platz für sie war. Auch wer nicht an Gott glaubt, feiert Jahr für Jahr die Geburt seines Sohnes. In den Kirchen stehen sie dann, die Weihnachtschristen und Gottlosen, und brummeln heilige Nacht vor sich hin, oh Du selige, sie bewegen die Lippen in Erinnerung an eine schöne Zeit, die Texte hat man ja nicht ganz vergessen, sie sind im Hirn gespeichert, sie können jederzeit zurückgerufen werden. Weihnachten ist wohl die Sehnsucht nach etwas, das jenseits der Ratio liegt, jenseits der Welt, etwas, das über die Bescherung und den Glühwein hinausgeht, den Weihnachtsempfang und das Firmenessen.

Zu Weihnachten haben die Familien wieder Hochkonjunktur, wo es kriselt, tritt ein weihnachtlicher Scheinfriede ein, ach wie wäre es schön, wäre alles wieder wie früher, könnte man sich vertragen und lieben. Warum wohl die Weihnacht dieses Bedürfnis nach Liebe und Harmonie wachruft, nicht nur in den Familien? Das familiäre Weihnachtsritual mag noch so spießig und unerträglich sein, fehlte es, dann wäre nicht Weihnachten. Wenn Mutter keinen Stress hätte und wenn der Vater pünktlich nach Hause käme, anstatt mit seinen Kollegen noch den x-ten Glühwein zu trinken, bis er von den Nelken zugedröhnt ist, dann wäre ja nicht Weihnachten. Weihnachten ist eine Huldigung der Liebe, Suche nach Heil, denn Weihnachten ist kein Fest der klugen Worte, sondern ein Fest der Seele und des Gefühls. In einer kalten und herzlosen Zeit, in einer Zeit der Egoisten, Neider und Ellbogen, des Leistungsdruckes und der Zukunftsangst, wird die Sehnsucht nach Gefühl immer größer. Und die Weihnacht bietet das für kurze Zeit und ganz offiziell: Wir sollen gut sein. Das Christkind spricht das Kindliche in uns an, das Christkind ist die andere Dimension, das Unfassbare. Es ist dies eine natürliche, naive Weihnachtsfrömmigkeit, die frohe, schlichte, innere Botschaft.

Ihnen Frohe Weihnachten!

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