„Beendet diesen Wahnsinn“
Im Bozner Dom hat Bischof Ivo Muser den Weihnachtsgottesdienst gefeiert. Der Bischof hat dabei auch ein besonderes Friedensgebet für die Ukraine, das Heilige Land und alle Kriegsgebiete auf der Erde gesprochen.
Das Pontifikalamt zum Weihnachtsfest im Bozner Dom war heuer durch besondere Elemente wie einem Friedensgebet und einem symbolischen Gabengang, aber auch von einem pro-palästinensischem Protest vor der Predigt, geprägt.
Zu Beginn der festlichen Messe, vor dem Gloria-Gesang, erinnerte Bischof Muser an das Leiden der Menschen in Kriegsgebieten, insbesondere in der Ukraine und in Israel. Er rief zum Frieden auf und betonte, dass jedes Kriegsgeschehen eine Niederlage der Menschlichkeit darstelle: „Dieser weihnachtliche Festgesang soll heute auch Ausdruck unserer Verbundenheit sein mit den Menschen in der Ukraine und in allen Kriegsgebieten der Welt, besonders auch mit den Menschen im Geburts- und Heimatland Jesu. Gaza ist nur etwa 80 Kilometer von Betlehem entfernt. Bitten wir den Fürst des Friedens, dessen Geburt wir heute feiern, dass er das Herz der Verantwortlichen zur Umkehr bewegt. Beendet diesen Wahnsinn, beendet dieses entsetzliche Sterben und diese Zerstörung.“
In seiner Weihnachtspredigt zitierte Bischof Muser aus dem Brief eines Bürgermeisters, der Kritik an der Kommerzialisierung der Weihnachtszeit äußerte und vorschlug, die Kirche solle Weihnachten abschaffen. Muser ging darauf ein und betonte die symbolische und spirituelle Bedeutung des Festes der Geburt Christi: „Weihnachten darf nicht ausfallen, weil es um unsere gemeinsame Zukunft geht, um verbindende Werte in unserer Gesellschaft, um die Würde eines jeden Menschen. Weihnachten darf nicht ausfallen, weil es um Jesus geht, der unserem Leben und auch unserem Sterben Halt, Hoffnung, Orientierung und ein großes Ziel schenkt.“
In seiner Predigt wandte sich Muser zudem gegen die Verrohung der Sprache und forderte auf, mit Worten zu sprechen, die Verbindungen schaffen: „Worte können Trost spenden, aber auch zerstören; sie können Brücken bauen, aber auch einreißen. Ich wünsche uns allen, dass wir offene, ehrliche und aufrichtige Worte füreinander finden können, und nicht Worte, die verletzen. Ich wünsche allen, im familiären und persönlichen Bereich, aber auch in unseren öffentlichen, sozialen und politischen Beziehungen, dass wir gut über unsere Wortwahl nachdenken.“
Im Rahmen des Gabengangs wurden nicht nur die üblichen Symbole, sondern auch eine Krippe mit dem Christuskind, eine Marienikone und das Friedenslicht aus Bethlehem zum Altar gebracht. Diese Gaben sollten die Weihnachtsbotschaft der Hoffnung, der Solidarität und des Friedens unterstreichen.
Protest
Unmittelbar vor der Predigt war der Gottesdienst von pro-palästinensischen Aktivisten durch das Ausrollen eines Banners kurz gestört worden. Am Ende des Gottesdienstes ging der Bischof auf diese Aktion ein und sagte, begleitet von spontanem Applaus: „Wie verletzlich und polarisiert unsere Welt ist, haben wir auch heute hier im Dom gesehen. Ich wünsche uns allen Gedanken, Worte und Werke des Friedens. Das ist die einzige mögliche Antwort auf das, was gerade in der Welt passiert.“
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Kommentare (1)
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dn
Frohe Weihnachten