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Im Heli zum Gourmet-Dinner

Norbert Niederkofler

Um bei Star-Koch Norbert Niederkofler in Bruneck „nachhaltig“ zu essen, landen die Gäste sogar mit dem Hubschrauber mitten im Wohngebiet. Das sorgt nicht nur bei Anrainern für Ärger.

von Markus Rufin

„Nachhaltigkeit“ und „Respekt für die Natur“ – das sind Schlagworte, die auf der Webseite von Norbert Niederkofler immer wieder auftauchen.

Besonders bekannt ist Südtirols berühmtester Koch für seine Philosophie „Cook the Mountain“. Auf seiner Webseite erklärt er dieses Konzept folgendermaßen:

Alles begann mit der Überlegung, welchen Beitrag die Bergküche zu einer nachhaltigen Entwicklung unseres Planeten leisten könnte: Wie kann ein Koch den Schutz seiner Umwelt aktiv fördern? Wie kann die Zukunft der Ernährung allgemein und insbesondere in Bergregionen aussehen? Bei der Beantwortung dieser Fragen, bin ich von meinen Wurzeln ausgegangen und habe meinen Ansatz in aktuellen Trends bestätigt gesehen:

Die Wiederentdeckung des Lokalen, der Erhalt der Artenvielfalt, die Verwendung von biologischen und 0−km−Produkten, die Philosophie der Entschleunigung des Lebens.

Erst vor rund einem Monat hat Niederkofler dank dieser Philosophie erneut drei Michelin-Sterne erhalten. Für Niederkofler war diese Bestätigung besonders wichtig, denn vor einigen Monaten eröffnete er sein neues Restaurant in Bruneck: das Atelier Moessmer Norbert Niederkofler. 290 Euro kostet das „Cook the Mountain“-Menü im Atelier – ohne Getränke. Um Niederkoflers nachhaltige Küche zu erleben, scheuen die Gäste keine Kosten und landen sogar mit dem Hubschrauber mitten im Wohngebiet.

So ist es zumindest am Wochenende geschehen. Ein Helikopter landete auf einem Privatgrundstück in unmittelbarer Nähe des Restaurants. Drei Personen stiegen aus dem Hubschrauber aus und wurden von Niederkofler direkt in Empfang genommen und herzlich umarmt.

Vor allem, weil sich eine solche Episode nicht zum ersten Mal ereignet, zeigen sich die Anrainer verärgert. Bürgermeister Roland Griessmair kann diesen Ärger nachvollziehen. Er weiß von wenigstens einem weiteren Mal, dass Gäste mit dem Hubschrauber im Wohngebiet gelandet sind, um in Niederkoflers Restaurant zu essen: „Wir sind gerade dabei, weitere Informationen einzuholen. Allerdings können wir als Gemeinde dagegen wenig tun.“

Die Flugtätigkeit unterliegt nämlich der nationalen Flugaufsichtsbehörde ENAC. Sofern der Grundstückseigentümer zustimmt, ist die Landung so gut wie überall erlaubt.

In Bruneck gibt es das Problem der Hubschrauberflüge aber nicht erst seit der Eröffnung des Atelier Moessmer. Die Gemeinde hat sich bereits mehrfach gegen jegliche Art von Flügen ausgesprochen, sofern sie nicht unbedingt notwendig sind. „Wir haben den Vorschlag unterbreitet, zumindest das Stadtgebiet zur Flugverbotszone zu erklären, leider ist uns das bisher nicht gelungen“, berichtet Griessmair.

Da die Flugverbotszone in weiter Ferne liegt, möchte sich die Gemeindeverwaltung jetzt sowohl mit dem Grundbesitzer als auch mit Niederkofler unterhalten, um den Hintergrund besser zu verstehen und alternative Lösungen zu finden.

Letztendlich wird es  wohl von Niederkoflers Gästen abhängen, ob sie für ein wirklich nachhaltiges Essen auch auf den Hubschrauberflug verzichten können.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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