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„Das wird Folgen haben“

Dem Streikaufruf der Gewerkschaften für den Handel und Tourismus folgten in Südtirol punktuell zahlreiche Angestellte. Besonders betroffen waren Filialen von MPreis.

Von Thomas Vikoler

Über eine Streikbeteiligung lässt sich trefflich streiten. Exponenten der Arbeitgeberverbände hds (Handel) und HGV (Tourismus) verbreiteten gestern die aus ihrer Sicht freudige Nachricht von einer Null-Streikbeteiligung zum Aufruf der Konföderierten Gewerkschaften und des ASGB zum laufenden Tarifstreit.

Die Mitarbeiter stünden zu ihren Betrieben, lautete die entsprechende Auslegung der Arbeitgeber-Vertreter.

Tendenziell mag diese Angabe stimmen, punktuell streikten aber zahlreiche Angestellte in Supermark-Filialen (und sogar in der Gastronomie).

Wie die Gewerkschafter berichteten, war die Streikbeteiligung insbesondere in Südtiroler Filialen der Tiroler Supermarkt-Kette MPreis hoch. Laut Antonella Costanzo von der Fachgewerkschaft von AGB/CGIL streikte ein Großteil der Mitarbeiter (ca. 15 Personen) der Filialen in Naturns, Schlanders und Prad. Dass die Filialen gestern zeitweise geschlossen werden mussten, konnte Costanzo nicht bestätigen. Hoch war auch die Streikbeteiligung in derMPreis-Filiale in Riffian, im Despar in Neumarkt, im Desparin der Hoferstraße in Leifers, und in jenem in der Dantestraße in Bruneck.

In der MPreis-Filiale in Blumau streikten laut Gewerkschaften alle zwölf Angestellten, die Betriebsleitung habe aber Springer eingesetzt, um die Öffnung des Geschäfts sicherzustellen. MPreis zahlt laut Gewerkschaften – im Gegensatz zu anderen Ketten – Tariflohn, also das Mindestmögliche.

Aus dem Tourismussektor werden Streikteilnahmen in der Mensa der Valbruna-Stahlwerke gemeldet, die geschlossen blieb. Ebenso einige Schulmensen, die von der Firma Serenissima betrieben werden.

„Dass es in den touristischen Familienbetrieben kaum Streikende geben würde, haben wir erwartet. Hier gibt es so gut wie keine Streiktradition“, betont Gewerkschafterin Costanzo.

Die Gewerkschaften führen derzeit auf nationaler und provinzialer Ebene einen auf das Weihnachtsgeschäft fokussierten Arbeitskampf für Lohnerhöhungen für einen Inflationsausgleich. Hierzulande geht es auch um die stillstehenden Verhandlungen für Zusatzverträge. Die Gewerkschaften vertreten 30.000 Beschäftigte im Handel und 40.000 im Tourismus, staatsweit waren gestern fünf Millionen Angestellte aus den beiden Sektoren zum Streik aufgerufen.

In Südtirol hat man wenig Erfahrung mit Arbeitskämpfen dieser Art und das zeigt sich offenbar auch in Einschüchterungsversuchen gegen Streikwillige im Handel, von den ASGB-Fachgewerkschafter Alex Piras berichtet: „Das sind alarmierende Praktiken. Wir erhalten vermehrt Meldungen über direkte und Drohungen gegen das Personal, die darauf abzielen, sie vom Streik abzuhalten“.

Arbeitgeber hätten ihren Angestellten, auch in kleineren Betrieben, wörtlich gedroht: „Das wir Folgen haben“. Folgen bei der Gewährung von Urlauben, die Nichtberücksichtigung bei versprochenen Beförderungen oder Versetzungen. Das Streikrecht sei ein fundamentales, nicht sanktionierbares Recht, erinnert Piras.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (3)

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  • svea

    Die Arbeitgeberverbände können über die unterschiedliche Streikbeteiligung spekulieren, schlussendlich ändert es nichts an der Tatsache, dass die Löhne anzuheben sind und das, ohne erworbene Rechte der Arbeitnehmer*innen, zu beschneiden.

    In den kleinen Betrieben ist es schlichtweg so, dass der Streik in der Vorweihnachtszeit, die Arbeit des Einzelnen verdoppelt hätte bzw. völlig auf die anderen Mitarbeiter*innen abgewälzt worden wäre und das wollten viele vermeiden. Außerdem werden sich Menschen, die ohnehin wenig verdienen, dreimal überlegen ob sie auf den Lohn des Streiktages verzichten können oder nicht.

    Es wäre längst an der Zeit, dass jene Branchen, die in den letzten Jahren satte Gewinne machen konnten, auch ihre Mitarbeiter*innen daran teilhaben lassen, das wäre gerecht und relativ einfach machbar, wenn man wirklich wollte.

    Der Hinweis auf Rom, mit der Forderung „mehr Netto vom Brutto“ ist deshalb mehr als fadenscheinig, weil man damit auf die Kürzung der Steuern und Sozialabgaben abzielt und das ginge wiederum auf Kosten der Allgemeinheit.
    Würden alle Staatsbürger*innen, gemäß ihrer Leistungsfähigkeit, ihrer Steuerpflicht nachkommen und würden die öffentlichen Gelder korrekt und verantwortungsbewusst verwaltet werden, dann könnten die Lohnsteuern vermutlich gesenkt werden.
    Die Sozialabgaben zu kürzen, bei eh schon sehr niedrigen Löhnen, würde zur programmierten Altersarmut führen.
    Um den Mitarbeiter*innen einen angemessenen Lohn zu zahlen ist es nötig, dass die Arbeitgeberseite ihren Pflichten nachkommt und zwar ohne wenn und aber.
    Sobald die Baby-Boomer-Generation“ sich im Rentnerstatus befinden wird, werden sich die Arbeitgeber*innen ganz anderen Forderungen stellen müssen, denn die nachfolgenden Generationen haben recht klare Vorstellungen bezüglich einer angemessenen Work-Life-Balance.

  • tirolersepp

    Alles pullshit !!

    Wer nicht ordentlich zahlt – sofort kündigen !!!

    Arbeit gibt’s wie Sand am Meer !!!

    Streiken ist Schwachsinn !!!

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