„Auf Teufel komm raus“
Im November kostete die Kilowattstunde im freien um 56 % mehr als im geschützten Markt. Laut dem Verbraucherschutzverein Robin können die Kunden keine günstigen Tarife erwarten.
Im November 2023 beträgt der durchschnittliche Strompreis in Italien und damit auch für viele SüdtirolerInnen auf dem freien Markt für eine typische Familie, die 2.700 kWh im Jahr verbraucht, 44,33 Cent/kWh.
Im Vergleich dazu liegt der Tarif des geschützten Marktes laut Aufsichtsbehörde Arera bei 28,29 Cent/kWh. Diese Preisunterschiede sind nicht zu übersehen und werfen Fragen auf, besonders angesichts der bevorstehenden vollständigen Liberalisierung der Energiemärkte im kommenden Jahr.
Diesbezüglich hat das Statistikinstitut Istat bei einer Anhörung in der Abgeordnetenkammer interessante Analysen vorgestellt.
Nach Angaben der Energiebehörde Arera hingegen sind die meisten der Tausenden von Angeboten auf dem freien Markt zwar teurer als der geschützte, aber bei guter Wahl kann man immer noch etwas sparen. Diesbezüglich kann man die Homepage der Aufsichtsbehörde www.arera.it unter „il portale offerte“ konsultieren, was für jene die sparen wollen, einige Rückschlüsse ermöglicht. Die eigene Stromrechnung gibt Auskunft, wieviel der eigene Haushalt für den Strom zahlt. „Dazu braucht man nur die Gesamtstromkosten des Monats durch die verbrauchten Kilowattstunden dividieren“, erklärt Walther Andreaus vom Verbraucherschutzverein Robin.
Die Entwicklung des Strompreises
Zum November-Ergebnis trägt die Tatsache bei, dass die Strompreise auf dem geschützten Markt im Oktober um 37 % gegenüber dem Durchschnitt 2019 gestiegen sind, während die Preise auf dem freien Markt um 103,1 % gestiegen sind. Insgesamt lagen die Strom- und Gaspreisindizes im Oktober um 78,8 % bzw. 59,5 % über dem Durchschnitt des Jahres 2019.
Verbraucherschutz im Blick: Robin warnt für überzogenen Stromtarifen
Für den Verbraucherschutzverein Robin sprechen diese Zahlen eindeutig für die Beibehaltung des geschützten Strom- und Gasmarktes, doch die Apostel des freien Marktes in der EU und in Italien haben sich durchgesetzt. Es wundert daher nicht, dass die privaten Energieverkäufer auf „Teufel komm raus“ ihre überteuerten Tarife mit legalen und manchmal illegalen Mitteln aufdrängen, so Walther Andreaus.
Die Kunden können angesichts dieser Tatsachen wahrlich keine günstigen Tarife erwarten.
Mit der nicht leichten Entscheidung vom geschützten auf den freien Markt zu wechseln hat sich der Verbraucherschutzverein Robin bereits im Juli 2023 befasst (siehe www.robinreport.it unter Robin Report, Juli 2023).
Der Geschäftsführer von Robin, Walther Andreaus, gibt zu bedenken: „Die Kunden auf dem freien zahlen durchschnittlich 56 % höhere Strompreise als im geschützten Markt und „fast“ niemanden scheint dies zu beunruhigen. Die Interessen der Stromkunden werden einfach unter den Teppich gekehrt. Leider auch hier bei uns in Südtirol, wo die Strompreise aufgrund der (Über-)Produktion aus Wasserkraft noch um einiges niedriger sein könnten. Sie müssten sich nicht im europäischen Spitzenfeld bewegen!“.
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Kommentare (4)
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robby
Aber wir haben doch den Strom heimgeholt. Das muss uns schon ein paar Euros wert sein.
nochasupergscheiter
Schade ist, dass Robin nicht klar sagt wo man hinwechseln muss…
Ich war bei einem lokalen Anbieter, der mir immer aufgeschwatzt hat wieviel Skonto er mir gibt, gemessen am Markt…
Sseid ich ZU, wohlgemerkt ALPERIA, gewechselt bin, zahle ich gefühlt die Hälfte… Heisst der lokale Schwätzer hat mich richtig abgezogen…
Wenn man die schwarzen Schafe benennen würde, oder die guten, hätte man einen günstigen Anbieter und die Abzocker keinen Markt mehr…
ultnerbaer
Also ich habe gerade meine Stromrechnung von August/September (neuere kam noch keine) angesehen und da habe ich im Schnitt mit allen Spesen und Steuern 0,30 euro/kwh bezahlt. Und nachdem der PUN im Oktober und November deutlich niedriger war, werde ich im November sicher unter 28 ct liegen. Anbieter: Alperia. Aber wie wir wissen haben sowohl Andreaus wie auch Rienzner Probleme mit Alperia und jeder Anlass ist gut, zweideutige Aussagen zu tätigen.
sukram
Solange die Südtiroler Politiker wählen, die Photovoltaik und Windräder verbieten, und sich damit selbst bestrafen, ist das logische Konsequenz.