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Refugium Kino

Der Tänzer Simone Zambelli als Arturo in „Misericordia“

In diesen #chebello-Tagen ist es ideal sich ins Kino zu flüchten. Kino ist mehr als ein Fenster wie Regisseurin Emma Dante sagt. Sie ist am Mittwoch zum Q&A online im Filmclub.

von Renate Mumelter

Regisseurinnen aus Italien machen derzeit mit ihren Filmen stark von sich reden. Paola Cortellesis „C’è ancora domani“ sprengt nach wie vor Rekorde. Das hat sich der Film verdient, und das lässt auf Veränderungen hoffen. Wer den Film noch nicht gesehen hat, sei ins Kino empfohlen.

Die anderen zwei Filme von Regisseurinnen aus Italien sind auch der Rede wert.

Dantes „Misericordia“

kommt am Mittwoch auf Einladung von „Female Views“ in den Filmclub. Emma Dante wird nach dem Film live zugeschaltet. Spannend, denn sie hat zu erzählen.

Dante kommt eigentlich vom Theater, beschloss aber die Grenzüberschreitung ins Kino („sconfinare“) zu unternehmen. Erfolgreich, wie „Le sorelle Macaluso“ 2014 zeigte und wie jetzt „Misericordia“ vorführt. Dieser Film zeigt auch, dass Dante nach wie vor dem Theater verbunden ist. Das Stück gab es zunächst auf der Bühne, aber anders.

Dunkelheit mache das Theater aus, sagt Dante, das Licht hingegen stehe fürs Kino. Beides habe seine Berechtigung. Bei „Misericordia“ ist es das Licht Siziliens, das genauso eine Rolle spielt wie die Menschen, um die es geht. Im Mittelpunkt steht Arturo, ein junger Mann den niemand will, weil er anders ist. Frauen am Rande der Gesellschaft kümmern sich in einer ärmlichen aber schönen Gegend um ihn.

Misericordia, Mitleid, so Dante, habe nichts mit dem herablassenden Gefühl zu tun, das oft gemeint wird. Für sie ist misericordia nichts Religiöses sondern das ganz laizistische Teilen, das zusammen Erleben und Leben. Ein besonderer Film, der gelebt werden sollte.

Arturo wird vom jungen Tänzer Simone Zambelli dargestellt. Arthur heißt übrigens auch die Hauptfigur des zweiten Films, von dem hier die Rede ist.

Rohrwachers „La Chimera“

Rohrwachers neuer Film hat es nicht leicht. Im Netz wird derzeit immer wieder darüber geklagt, dass der Film in vielen Kinos fehlt. Wohl ein Zufall, es kann aber auch damit zu tun haben, dass Rohrwachers Film einer ist, auf den sich das Publikum einlassen muss, sonst geht gar nichts.

Dass Rohrwacher Filme machen kann, ist unbestritten.

Diesmal stellt sie Arthur in den Mittelpunkt (hervorragend gespielt von Joseph O’Connor). Der Archäologe kommt in die Toskana zurück, wo er bereits gelebt und geliebt hatte. Seine Angebetete Beniamina gibt es aber nicht mehr, sie bleibt für Arthur eine Chimäre, ein Wunschbild, ein Trugbild.

Arthur kommt wieder mit den „tombaroli“, den Grabräubern, in Kontakt. Die benutzen seine Gabe, mit der Wünschelrute Hohlräume aufzuspüren.

Die Tombaroli laufen der Chimäre vom großen Geld genauso nach wie letztlich Spartaco, eine Hehlerin, für die das große Geld nicht nur Chimäre ist. Und so kommt alles wieder zusammen und die starken Bilder von Rohrwachers Film bleiben.

Die Chimäre kommt übrigens aus der etruskischen Kunst: ein mythologisches Wesen mit Löwenhaupt, Ziegenkörper, Drachenschweif.

Kinotipps

Wirklich sehenswert ist diese Woche richtig Vieles: Die bange Zukunftsfrage in Petzolds „Roter Himmel“, Sandra Hüllers grandioses Schauspiel in „Anatomie eines Falls“, der Aufbruch in Cortellesis „C’è ancora domani“, David Lamelas „The Desert People“ mit der Stiftung Dalle Nogare, die CINETRIP-Filme „La Haine“ und „Green Book“ und Antonio Albaneses „Cento Domeniche“ – 100 Sonntage, so sagte man, brauche ein Mann um sich sein eigenes Heim zu errichten.

„Zucchero – Sugar Fornacciari“ befreit am Dienstag in Neumarkt von all den Jingle Bells.

 

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