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„In bäuerlicher Hand“

Die Bäuerinnen und Bauern im Pustertal können auf ein recht gutes Jahr zurückblicken, hieß es auf der Jahresversammlung des Bauernbund-Bezirks Pustertal. Mit Sorge betrachten viele Bäuerinnen und Bauern, dass immer wieder Höfe an Nicht-Bauern verkauft werden. Wie das verhindert werden kann, war das zentrale Thema der Jahresversammlung in Bruneck.

Mit einem erfreulichen Rückblick auf das Erntejahr 2023 eröffnete Bezirksobmann Anton Tschurtschenthaler die heurige Pusterer SBB-Jahresversammlung. Neben einer qualitativ und quantitativ guten Heuernte geben auch die gestiegenen Preise für Milch und Vieh Grund zu Optimismus. Weniger erfreulich ist die weitere Ausbreitung des Borkenkäfers und der negative Trend beim Holzpreis. Deutlicher wurde Tschurtschenthaler beim Großraubwild: „Wenn die Politik nicht bald ein Wolfsmanagement ermöglicht, wird die Almwirtschaft früher oder später sterben.“ Es müsse allen klar sein, dass ein Herdenschutz aufgrund der geografischen Situation in Südtirol nicht funktioniere.

Kritik übte der Pusterer Bezirksobmann auch an der zunehmenden Bürokratie. „Wir dürfen den Bauern nicht die Freude an der Arbeit nehmen. Leider scheint bei manchen der Hausverstand verloren gegangen zu sein.“
Hauptthema der traditionellen Bauernbund-Jahresversammlung war der Ausverkauf der Höfe. Immer wieder werden auch im Pustertal Höfe an Investoren verkauft.

Anton Tschurtschenthaler

Das dürfe nicht so einfach hingenommen werden, sagte Tschurtschenthaler, denn ein Hof sei eine Verpflichtung gegenüber den vorherigen und nachfolgenden Generationen und mehr als nur eine wirtschaftliche Einheit bzw. ein Gebäude. „Ein Hof ist Heimat und hat mit Tradition und Werten zu tun. Geht der Hof verloren, geht alles verloren.“ Daher müsse alles getan werden, um die Höfe zu erhalten und weiterzuentwickeln. „Hier sind wir alle gefordert, die Gesellschaft, die Bäuerinnen und Bauern und nicht zuletzt die Politik.“ Es gelte, die Ärmel hochzukrempeln und mutig zu sein, denn Chancen, einen Hof weiterzuführen, gibt es. Ein Verkauf dürfte niemals eine Option sein.

Ähnlich argumentierte auch der Hauptredner im Nobis in Bruneck, Alt-Landeshauptmann Luis Durnwalder. „Höfe müssen in bäuerlicher Hand bleiben!“ Mit 4.000 km Hoferschließungswegen und 12.000 km Almwegen, die errichtet wurden, dem Bau von Trink- und Abwasserleitungen, und neuerdings mit der Anbindung an das schnelle Internet sowie Förderungen habe die Politik günstige Rahmenbedingungen für die Weiterbewirtschaftung der Höfe geschaffen.

Am Hof selbst hätten Bäuerinnen und Bauern viele Möglichkeiten, ein Einkommen zu erzielen, wie die Milchwirtschaft, die Aufzucht, den Urlaub auf dem Bauernhof, die Direktvermarktung oder die Produktion von Energie aus erneuerbaren Quellen, erinnerte Durnwalder. Wenn ein Hof aufgelassen und verkauft werde, betreffe das alle, denn Höfe sind ein wesentlicher Teil der DNA Südtirols.

Luis Durnwalder

Besonders lobte Durnwalder das Höfegesetz und den geschlossenen Hof, die dazu beitragen, dass Höfe zusammenbleiben. Wichtig seien zudem eine gute Aus- und Weiterbildung, eine fundierte Beratung und gezielte Förderungen. Letztere müssten besonders jenen zugutekommen, die unter sehr schwierigen Bedingungen arbeiten. „Ziel muss es sein, dass die Familie von den Einnahmen leben und nötige Investitionen tätigen kann. Fast das Wichtigste ist aber die Freude und die Leidenschaft an der Landwirtschaft.“ Das seien die besten Voraussetzungen, damit Höfe weiterbewirtschaftet und nicht Spekulationsobjekte würden.

Auch der Bezirksleiter Walter Hintner ging auf den Verkauf von Höfen ein. Häufig würden Höfe aufgelassen und verkauft, wenn etwas bei der Hofübergabe schiefgelaufen ist. Der Südtiroler Bauernbund bereite die Hofübergabe vor und stehe mit Rat und Tat zur Seite.

Dass viele Höfe über Jahrzehnte bzw. Jahrhunderte in Besitz einer Familie sind und ein Verkauf nie zur Diskussion steht, wurde kurz später deutlich. Feierlicher Höhepunkt war nämlich die Verleihung der Erbhofurkunde durch Landesrat Arnold Schuler an die Familie Egon Trebo vom Hof Bolser in Enneberg. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts ist der Hof im Besitz der Familie Trebo. Heute bewirtschaften Egon und Silvia sowie die Kinder Filip, Denis und Sabine den 14 ha großen Hof mit 14 Kühen und neun Jungrindern. Zudem gibt es Urlaub auf dem Bauernhof.

Bauernbund-Landesobmann Leo Tiefenthaler streifte in seinen Grußworten einige aktuelle Themen, wie die derzeitigen Bauernbund-Wahlen. Er rief dazu auf, sich an der Wahl zu beteiligen. Zugleich dankte er allen, die sich als Ehrenamtliche auf Orts-, Bezirks- und Landesebene zur Wahl stellen und jenen, die nicht mehr zur Verfügung stehen. Als scheidender Bauernbund-Landesobmann dankte Tiefenthaler dem Bezirk für die gute Zusammenarbeit in den letzten fünfzehn Jahren.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (9)

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  • pingoballino1955

    Die “ OLTN SVP’LER in dr ersten Reihe,vorn hui,hinten PFUI,wenn‘ s um Cash geat und gongen isch?????

  • rumer

    Durnwalder und Berger haben zu verantworten, dass die Sizilianer 1000€ pro Hektar Förderungen bekommen, die Südtiroler aber nur 150€.
    Ebenso haben diese zwei zu verantworten, dass das Vermieten von Almhütten in Südtirol verboten ist, im Gegensatz zu Nordtirol oder Trentino. Kompatscher hat zu verantworten, dass in ganz Italien die Landwirtschaft von der IMU befreit ist, nur in Südtirol nicht.

    • hermannh

      Rumer: wieso sollen wir Bauern keine IMO zahlen, das wäre gegenüber der restlichen Bevölkerung nicht fair.

      Wir Bauern zahlen verdammt wenig Steuer, wieso sollen wir nur in Förderung denken???

      Wir haben zuviel Turismus, wieso wollen wir noch die letzte Almhütte vermieten???

      Tatsache ist, dass in Südtirol noch praktisch alle Höfe bewirtschaftet werden, im Süden und im Norden nicht!!! Also geht es uns Bauern in Südtirol am Besten :–) Danke der Landesregierung!

      Was hat Sven Knödel IN 15 Jahren Landtag für uns Bauern bewegt? Nix 🙁

      RUMER, was nun?

  • tirolersepp

    Förderung in Südtirol ist verkehrt !

    Bewirtschaftung muss gefördert werden und nicht Gebäude und Maschinen.

    Österreich macht es hervorragend !

    Pro Hektar Wiesenfläche 2000 Euro Förderung pro Jahr !!!

  • dn

    Zuerst die Hausaufgaben machen, nicht lange plearrn. Wie hat Alt-LH erst vor Kurzem gemeint: Die Zeiten ändern sich. Zweimal arbeiten um ein halb mal zu leben? Wozu? Alle dürfen überteuerte Wohnungen an Fremde verkaufen, dann soll das eben für alle gelten. Landwirtschaft ist bei uns sowieso ein Auslaufmodell. Ganz Südtirol wird Ferienregion.

  • gerhard

    Geld regiert die WElt. Das wird auch der dümmste Pusterer Bauer nicht verhindern.
    Und es ist immer ein Bauer, der seinen Hof verkauft, ohne schlechtes Gewissen, weil er mehr Geld dafür bekommt als von einem anderen Bauern.
    Da braucht man doch nicht zu diskutieren.
    Eine vernünftige Unterstützung wäre sowieso nicht die wahllose Verteilung von Geld sondern eine Prämie pro gepflegten Hektar Bergwiesen.
    Wenn der Bauer unbedingt seine Landwirtschaft machen will ist das schön.
    Aber nicht auf Kosten der Allgemeinheit.
    Und wenn es sich nicht mehr lohnt, dann soll er es eben sein lassen .
    Pflege der Bergwelt gegen Bezahlung im Interesse der Allgemeinheit.
    Wahllose Bezuschussung unrealistischer Lebens-und Arbeitsformen ist es nicht.

  • andreas1234567

    Hallo zum Sonntag,

    der Höfeverkauf ist tatsächlich ein Riesenproblem, Südtiroler Höfe werden zwischen 1 bis 3 Millionen feilgeboten, für Emir, Scheich und Oligarch ist das wie ein paar Schuhe kaufen.
    Wer sich das Ende vom Horrorszenario anschauen will der möge nach Oberbayern pilgern.
    Dort kaufen obergenannte Gruppen Höfe auf, für 1-2 Millionen, bauen das für um die 5 Millionen in Luxus aus Glas und Stahl um und verhökern das einige Jahre später um 10-15 Millionen.
    Da kommen dann Zäune drum und so drei bis viermal im Jahr brennt dort auch Licht wenn sich der Finanzmagnat sich dort vergnügt.

    Wer das nicht möchte treibt die Bergbauern nicht dazu entnervt seinen Hof zum Verkauf zu stellen. Viel verlangen sie nicht dafür, nur einen ehrlichen Gegenwert für ihre Arbeit eine Berglandwirtschaft zu pflegen welche sich gewinnbringend nicht bewirtschaften lässt.
    Es geht um lächerlichste Beiträge, alle 10 Jahre mal 2000 Euro für ein spezialisiertes Gerät zur Bewirtschaftung der Steilhänge, eine gesicherte Zugangslage und weniger erstickende Bürokratie.
    Ausserdem wäre es nett wenn Spinner und Idioten denen nicht Raubvieh auf den Leib klatschen würden. Und wenn dann noch gesamtgesellschaftlich gegen Hetzer und Bauernhasser ein strenges Widerwort erfolgen würde wenn mal wieder ein SUV-Park in der Bauernremise und säckeweise Subventionsgeld im Bauernkeller dahergeschwätzt werden dann täte das der Bauernseele auch ganz gut .
    Sonst bleibt es eben beim Nein zur Übernahme von Höfen durch die Nachfolgegenerationen in dieser feindlichen Umgebung, da geht sich finanziell ein Verkauf des Hofes und ein Bratwurststand in den Laubengassen für die Touristen stressfreier und finanziell lohnender aus.

    Bergbauer heisst 8760 Stunden jährlich Anfeindung,Bürokratenidiotie,Hass,Neid,Hetze,herbeigeklatschtes Grossraubvieh, der Zwang zum Nebenerwerb weil es sonst nicht reicht und dem Widerstehen von eben diesen Millionenangeboten welches den Bergbauer des Rest seines Lebens sorgenfrei stellen würde.
    Das Jahr hat übrigens 8760 Stunden.

    Auf Wiedersehen auf einem Bergbauernhof

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