Die Kopfhörer-Politiker
Eigentlich sollten man erwarten können, dass die Abgeordneten zum Südtiroler Landtag beider Landesprachen mächtig sind – davon sind wir aber weit entfernt. Ein Leitartikel von Arnold Tribus.
In regelmäßigen Abständen findet im Land, vor allem auf italienischer Seite, eine sehr intensive Auseinandersetzung um die Zweisprachigkeit bzw. Mehrsprachigkeit im Lande statt. Das zeigte sich einmal darin, dass viele Eltern italienischer Zunge ihre Kinder in deutsche Schulen und Kindergärten einschreiben, in der Hoffnung, dass ihr Nachwuchs zweisprachig wird, weil man den Wert der Bilinguität erkannt hat. Der Elternwunsch ist durchaus positiv, abgesehen von den Problemen, die dieser Wunsch für die deutschen Schulen und Kindergärten mit sich bringt, aber das ist ein anders Thema.
Der fromme Wunsch des neuen Südtirol der Autonomie bestand ja darin, dass alle Südtirolerinnen, welcher Zunge auch immer, zweisprachig werden, was die Kommunikation zwischen den Sprachgruppen erleichtern und ein gelebter Beitrag zum Verständnis zwischen den Bürgerinnen sein würde. Dass dem nicht so ist, erleben wir täglich, dass es aber auch Rückschritte gibt, mussten wir in den letzten Tagen erleben, als bei der ersten Sitzung des Regionalrates auch die Inbetriebnahme der Übersetzung ins Italienische für deutsche Abgeordnete gefordert wurde. Das war bisher nicht üblich.
Noch zu meinen Zeiten ging man immer davon aus, dass die Damen und Herren Abgeordneten der deutschen Sprachgruppe so viel Italienisch verstehen und sprechen konnten, dass sie auf eine Simultanübersetzung ins Italienische verzichten konnten. Irgendwie waren wir auch stolz darauf, zweisprachig zu sein, wir brauchten keine Kopfhörer und somit sparte sich der Regionalrat auch den Übersetzungsdienst, der nur in einer Sprache, für die italienischen Abgeordneten, angeboten wurde. Im Südtiroler Landtag war das auch so. Für die italienischen Kollegen gab es immer eine sehr gute Übersetzung ins Deutsche, wir brauchten keine, weil wir stolz auf unsere Bilinguität waren. Damals bestanden die italienischen Abgeordneten noch aus Herren der Nachkriegsgeneration, als es unter Italienern noch schick war, kein Deutsch zu können.
Der Großteil der italienischen Bozner, auch der höheren Gesellschaft, ob es nun Ärzte waren oder Advokaten, sprachen, mit ganz wenigen Ausnahmen, kein Deutsch. Ich hatte mir immer gedacht, dass das mit der neuen Generation aufhören wird, dass dann alle, die ein Amt anstreben, auch beide Landessprachen kennen. Lange Zeit waren wir so tolerant, dass wir uns mit einer passiven Kenntnis begnügten. (Wie sagten doch viele Italiener: Lo capisco, ma non lo parlo, was sich meist als faule Ausrede herausstellte). Aber da waren wir wohl zu optimistisch, denn nun geht es wieder rückwärts. Der Herr Abgeordnete Hannes Rabensteiner, Zimmermann von Beruf und einst Schützenkommandant, brachte einen in schöner Handschrift verfassten Antrag ein, man möge die Simultanübersetzung ins Italienische installieren, weil er alles verstehen wolle und er es nicht gewohnt sei, die Feinheiten der politischen Debatte zu verstehen. Der Antrag wurde auch von den Abgeordneten Pamer, Colli, JWA, Mair und Reber mitunterzeichnet, aus Überzeugung oder Solidarität, wer weiß. Natürlich gab es auch eine politische Motivation, man bestehe auf dem Recht der deutschen Abgeordneten auf den Gebrauch ihrer Muttersprache.
Und so ist der Kopfhörer im Regionalrat identitätsstiftend geworden, die Deutschen können demonstrieren, dass sie in einem fremden Land leben und eine fremde Sprache hören müssen. Im Landtag ist es auch so, dass die meisten italienischen Abgeordneten einen Kopfhörer tragen, auch das ein ethnisches Bekenntnis. Eigentlich sollten man schon erwarten können, dass die Abgeordneten zum Südtiroler Landtag beider Landesprachen mächtig sind, wir sind aber weit entfernt davon, obwohl nur junge Abgeordnete im Hohen Hause sitzen. Von den Putzfrauen und Straßenkehrern verlangen wird aber Zweisprachigkeitspflicht.
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Kommentare (23)
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opa1950
Das wäre auch bei den Deutschsprachigen Abgeordneten notwendig.Eingen von ihnen wäre ein Italienisch Kurs sehr zu empfehlen.
artimar
Arnold Tribus‘, aber auch Brigitta Foppas gesinnungspolitische Position hier sind schlichtweg Ideologie der Ungleichwertigkeit.
Sie sehen nicht etwa das Offensichtliche, die Ungleichwertigkeit der (dt.) Bürger-innen und offenbar auch der Abgeordneten, sondern machen in Umkehrung daraus sogar einen Vorwurf der „Verethnisierung“ (B. Foppa) gegen jene, deren Rechte verletzt wurden/werden.
Brigitte Foppa, am 01.12.23: „Im Regionalrat wurde erstmals seit vielen Jahren deutsche Übersetzungen beantragt. Hatte man früher noch die „armen Italiener“ belächelt, die es mit der deutschen Sprache nicht auf die Reihe bekamen, so trägt man jetzt stolz den Kopfhörer mit der deutschen Übersetzung zur Schau. (dies nur als kleines Zeichen einer „neuen“ Zeit).
[Folge:] Die italienische Vertretung garantieren, ist gerade vor einer solchen Kulisse wichtig.“
Heißt: Gleichwertigwertig der (dt.) Bürger-innen und Ausübung von (Minderheiten-)Rechten sind bereits eine Gefahr.
Ob eine solche Ideologie der Ungleichwertigkeit und minderheitenfeindliche Position mit den Grundwerten der European Greens noch vereinbar sind, möchte ich bezweifeln
leser
Tribus
Ein Beispiel
Die schweiz hat naja 4 landessprachen
In deren Parlament ist normal das man simultanübersetzungen hat da die gewählten Volksvertreter halt nicht mehr Bildung zu ihren landessprachen besitzen
Du weisst schon dass die Zweisprachigkeitsverpflichtung eine rein politische Entscheidung ist ( Proporz) und diese nur wieder wichtig wird wenn die rechtskonservativen Parteiflügel Werbung für sich machen wollen
Die freiheitlichen pflegen z.b. schon seid Jahrzehnten intensive Kontakte zur lega
Ich kann mich nie erinnern dass ein bossi nöhe zur südtiroler Autonomie hatte
Tja und jetzt sitzen die freiheitlichen ( und Freunde von lega und Co.) Voraussichtlich in der regierung
Anscheinend hat das hin und herlaufen der freiheitlichen sich nun ausgezahlt und die ulli bekommt noch ein dienstfahrzeug von uns steuerzahlern
So wie es die rechten Volksvertreter in Rom Vorleben
nochasupergscheiter
Ich sehe eher das Problem, dass Herr tribus und viele andere sich damit beschäftigen müssen zu kritisieren, dass hier Leute die sowieso da sitzen und fürstlich gezahlt werden, um vom deutschen ins italienische zu übersetzen, nun einfach auch in die andere Richtung übersetzen…
Wie ich den selbstbedienungsladen kenne tun sie das sicher nicht gratis, da ein riesen zusätzlicher Aufwand, man kann ja nicht mehr den halben Tag Kaffe trinken wenn Italiener sprechen… Erfrischend für mich der allseits, mir scheint gerade als dumm, abgestempelte handgeschriebe Antrag…
In Zeiten der Ausgrenzung von jedem älteren Menschen, da er ohne Smartphone, spid, cie, mycivis, digitaler gesundheitsakte usw. heute eigentlich einpacken kann, finde ich das nämlich mehr als gut, einfach und erfrischend…
Ein Blatt Papier, eine handgeschriebe Eingabe und fertig ist der nachhaltige Antrag…
Was mich immer stresst sind auch die Leserbriefe von Herrn Kronbichler, selbst SuperRentner, weiss er immer die ärmeren zu belehren, und den Rentner mit 500 euro im Monat anzusagen, sie sollten gefälligst weniger verschwenderisch sein und sparen…
Während die inflationsanpassungen der eh nichts entscheidenden höchsten Beamten durchflutschen, kriegt der einfache pfleger und angestellte meistens nix vom versprochenen Kuchen….
Das alles zeugt meiner Meinung von Arroganz der vermeintlich Mächtigen, von denen ich froh wäre ihre Meinung nur zu hören wenn sie etwas toleranter und einsichtiger dem normalen Menschen gegenüber waren, und wenn es auch nur zimmerleute und Handwerker sind
ummagumma
@nochasupergscheiter 100 Punkte!!
brutus
…wie wärs mit verpflichtender Doppelsprachigkeitsprüfung A für Politiker!
…von dee Elite der Landesangestellten wird’s ja auch verlangt!
olle3xgscheid
Die Doppelsprachigkeitsprüfung sollte abgeschafft werden, dazu noch eine Zulage kassiern ist äusserst unverschämt.
Jeder draußen im.Leben erhält ja auch nichts dafür
ostern
@olle3xgs. Und Brutus
Das soll eine „Zweisprachigkeisprüfung“ sein, Doppelsprachigkeit gibt es nicht in Südtirol, „so woas holt is“
.
schwarzesschaf
Dann wären auf den listen nur noch 4 personen
leser
Brutus
Grundsätzlich wäre das ja in Ordnung
Wäre da nicht das Grundrecht und grundprivileg des Politikers
Ich kenne nur eine einzige Berufsgruppe ( den politiker)
Die weder eine Schule lehre ein Studium ine Ausbildung oder irgendetwas anderes an bildender Aneignung vorweisen muss um in die Politik einzusteigen
Und sei es er ist der allgemeine dorftrotteldas einzige für was er sorgen muss ist einzig und allein die wahlstimme des Bürgers zu bekommen
Und wohlgemerkt in jedem Staat oder sonstiger Regierungsform ist es ausschließlich dem gewählten Volksvertreter möglich ein neu erfundenes Gesetz zu legitimieren
Ist ein Volksvertreter einmal gewählt und er schafft es in die Gesetzgebung ja dann kann auch der dorftrottl eben regieren und tun und lassen was er will
devils_son
und ewig das geplärre mit deutsch italienisch, es wird noch lange dauern, bis es der letzte begriffen hat, welch einen Vorteil man hat – für sich selbst – Mehrsprachig zu sein.
Aber es ist ja auch so,dass es super „in ist englisch zu lernen, und da mit einem geholpere am Urlaubsort anzugebnen.
aber ja nur kein italienisch / deutsch lernen
ich
Ganz deiner Meinung,
ostern
Und die englische Sprache wird oft
Im Sender „Rai Südtirol“ lieber gebraucht als die deutsche Sprache.
Von der Musik reden wir schon gar nicht. KATASTROFAL!!!
leser
Ostern
Ich spreche vier Sprachen und muss ehrlich sagen dass es mir wurscht ist ob es dafür eine Prüfung braucht oder nicht
In erster Linie sind die Thematiken nur ein politischer Vorwand um halt unnütze politische Arbeit zu haben über die jeder Esel seinen Senf abgeben kann
Über wichtiger Themen wie beispielsweise nochasoasupergacheider angeführt hat
Dass 500 Euro Rente sozial gerecht sind oder nicht wird weggeschaut denn da müsste einer der Politiker ja Farbe zeigen
schwarzesschaf
Recht hat Herr Tribus schon was hilft es im Landestag zu sitzen wenn man kein italienisch kann, denn wenn man was erreichen will wäre gut das italienische Gesetzbuch lesen zu können, deshalb scheitern auch do viele wenn sie ihre idee einbringen auch ein gewissser herr Knoll, wenn er das Gesezbuch verstehen würde, aber er versteht es will es aber nicht verstehen und polemisiert nur
leser
Schwarzesschaf
Als Politiker musst du das Gesetzbuch nicht kennen
Es reicht wenn du ein gutes Thema aufgreift das dir ausreichend stimmen bringt
vinschgermarille
Natürlich kostet das Übersetzen eine Stange Geld.Andererseits muß man die Zweitsprache schon nahezu perfekt beherrschen, um bei Sitzungen, wo es um komplexe Themen geht, wirklich alles zu verstehen. Hier auf Reinigungskräfte ( Putzfrau war gestern !!!)
im öffentlichen Dienst zu verweisen, die außer wie sie heißen, und wo sie wohnen nicht recht viel mehr wissen müssen, ist nicht hilfreich. Ich erlebe es selbst bei Gewrkschaftsversammlungen, dass mangelnde Kenntnisse des Deutschen/ Italienischen die Sitzungen unnötig in die Länge ziehen, gebe aber zu, dass ich auch nicht immer jedes Wort verstehe.
olle3xgscheid
Nun ich hoffe ihr könnt, vor oder nach euren Sitzungen , euren Saustall selbst in welcher Sprachkenntnis auch immer, mal selbst reinigen.
So abwertend über Reinigungskräfte zu schreiben ist schon allerhand für jemand der in der Gewerkschaft sitzt….
Aber selbst sind sich , ich sag mal ab Matura , alle zu exklusiv , mal den Lappen übern Bürotisch zu schwingen., vom Rest ganz zu scheigen
vinschgermarille
Ich sitze nicht in der Gewerkschaft, sondern nehme wenn schon an deren Versammlungen teil.Über Reinigungskräfte habe ich nie abwertend gedacht oder geschrieben.In jungen Jahren habe ich selbst als solche gearbeitet,es liegt mir also nichts ferner als das was Sie mir jetzt unterstellen wollen.Damals habe ich auch die Zweisprachigleit D abgelegt, und außer das von mir Erwähnte, wurde mir bei der Prüfung nicht
abverlangt.Später habe ich eine höhere Stufe benötigt ,da wurde dann schon mehr veelangt.Wie Sie auf die Idee kommen,es mangele mir an Respekt vor Tätigkeiten, für die sich ein Großteil der Mitmenschen zu schade wäre, müssen Sie mit sich selbst ausmachen.
vinschgermarille
verlangt.
olle3xgscheid
@vinschgermarille
Reinigungskräfte ( Putzfrau war gestern !!!)
im öffentlichen Dienst zu verweisen, die außer wie sie heißen, und wo sie wohnen nicht recht viel mehr wissen müssen“
Nix für ungut, das ist ihr Zitat und
Ich bin mit mir im reinen.
Alles gut