„Der unerwünschte Gast“
Monica Ria und Fiorina Costanzo, beide 48 Jahre alt und aus Bozen, verbindet nicht nur eine langjährige Freundschaft, sondern auch eine Brustkrebserkrankung, die beide gleichzeitig durchlitten und überstanden haben.
Die Lebenslinien von Monica Ria und Fiorina Costanz verliefen parallel und kreuzten sich doch Anfang dieses Jahres plötzlich – als beide erfuhren, dass sie an Brustkrebs litten.
Ein gemeinsamer Weg
Die beiden Frauen eint vieles: das Alter, eine langjährige Freundschaft und ein gemeinsamer Schulbesuch. Beide sind Mütter einer Tochter: Monicas Tochter ist 11 Jahre alt, Fiorinas 8 Jahre.
Beiden gemeinsam ist außerdem, dass sie immer Wert auf Vorsorge gelegt hatten: „Ich gehe jährlich zur Mammographie und bisher war alles ok. Im März 2023 fand man einen ‚kleinen unerwünschten Gast‘ in meiner rechten Brust. Am nächsten Tag habe ich eine Biopsie gemacht und es stellte sich heraus, dass der Knoten bösartig war“, so Monica.
Anders die Situation von Fiona, sie war bereits seit Jahren unter ärztlicher Kontrolle:
„Aufgrund meines Brustgewebes und Brustkrebsfällen in der Familie, lasse ich mich regelmäßig untersuchen, seit ich 20 bin. Anfangs handelte es sich nur um eine senologische Visite, mit der Zeit kamen Mammographie und Ultraschall dazu. Zu Beginn des Jahres wurde auch bei mir ein Knoten mit unregelmäßiger Form entdeckt und noch am selben Tag wurde mir im Krankenhaus Bozen eine Stanzbiopsie gemacht“, erzählt Fiorina.
„Die erste Untersuchung musste ich wiederholen, das Ergebnis der zweiten Biopsie war ein falsches negatives. Zum Glück war die Ärztin des Sanitätsbetriebes, Beatrice Pedrinolla, die mich untersucht hatte, nicht davon überzeugt. Deshalb wurde die Biopsie Ende März wiederholt und es stellte sich heraus, dass ich einen Brusttumor im dritten Stadium habe.“
Die Krankheit bekämpfen
Wenn man den beiden Frauen zuhört, fallen die vielen Überschneidungen und Übereinstimmungen auf, obwohl beide gänzlich verschieden sind. Monica, Angestellte in einem bekannten Betrieb für Aufstiegsanlagen, ist extrovertiert. Sie mag das Meer, Puzzle-Legen und genießt es, abends auf der Couch Serien zu schauen und dabei ein paar selbstgemachte Kekse zu knabbern. Fiorina hingegen arbeitet im familieneigenen Betrieb und ist, obwohl sie etwas zurückhaltender wirkt, eine sehr dynamische und kreative Persönlichkeit. Sie liebt es, gemeinsam mit ihrem Mann zu joggen und zeichnet gerne: „Das Zeichnen hat mir durch viele schlaflose Nächte in dieser Zeit geholfen.“
Wie unterschiedlich beide Frauen sind, das zeigt sich auch, wie sie jeweils auf ihre Krebsdiagnose reagiert haben: „Auf einmal zu wissen, dass man Brustkrebs hat, war für mich eigenartig – früher dachte ich immer, dass ich bei einer derartigen Nachricht zusammenbrechen würde. Aber als man mir das Ergebnis der Biopsie mitteilte, war es, als würde ich mich als außenstehende Person sehen. Es war, als ob die Diagnose nicht mich betreffen würde. Das kommt vielleicht deshalb, weil wir uns immer als unverwundbar sehen und einfach glauben, dass bestimmte Dinge niemals passieren würden. Nach und nach, als ich mich mit der Situation vertraut machte, kamen mir Gedanken wie ‚Oh Gott, meine Tochter…‘, ‚Oh Gott, meine Eltern…‘, ‚Oh Gott, was kommt jetzt?‘. Zum Glück bin ich grundsätzlich eine optimistische Person und versuche, alles positiv zu sehen. Deshalb habe ich das Ganze auch als Erfahrung erlebt, nicht als Tragödie.“
„Ich erinnere mich, dass ich zusammen mit Monicas Schwester ins Krankenhaus kam“, erzählt Fiorina, „Als ich die Nachricht erhielt, war diese für mich verheerend. Deshalb bat ich meine Freundin mitzukommen, um zu vermeiden, dass mir eine wichtige Information, welche mir die Ärztin gibt, entging. Alles war so verworren, denn dadurch, dass ich ähnliche Fälle in der Familie kannte, wusste ich genau, was mich erwartete.“
Vor und nach der Operation
Für beide war der Weg ähnlich, nur Fiorina musste sich einer zweiten Operation unterziehen, da noch Spuren des Tumors vorhanden waren: „Das Warten auf den Eingriff war für mich die Hölle… Ich wollte einfach, dass alles weg war! Zuhause wollte ich niemanden zur Last fallen und ich versuchte, die Sache mit mir selbst auszumachen. Mein einziger Gedanke war ‚du musst das für deine Tochter durchstehen‘. Ich machte mir größere Sorgen um meine Tochter als um mich selbst und immer, wenn ich an sie dachte, brach ich in Tränen aus.“
„Ich bin in die Senologie des Krankenhauses Bozen im Südtiroler Sanitätsbetrieb gegangen, um mich untersuchen zu lassen, um Blutproben durchzuführen und andere Untersuchungen. Am 8. Juni wurde ich operiert. Vor dem Eingriff war ich aufgeregt, aber einfach auch deshalb, weil ich mit dieser Tumorsache so schnell wie möglich abschließen wollte. Alle waren besorgt, nur ich selbst nicht, und ich habe sogar eine Freundin getröstet, die in Tränen aufgelöst war, als sie sah, was ich durchmachen musste.“
Die Strahlentherapie
Nach dem Eingriff unterzogen sich beide Frauen einem Zyklus an Strahlentherapie, der vier Wochen dauerte, gefolgt von einer Hormontherapie, die von der Fachärztin Paola Orrù vom Dienst für Strahlentherapie des Sanitätsbetriebes, welcher von Primar Martin Maffei geleitet wird, überwacht wurde.
Sei es Fiorina als auch Monica haben die Arbeit des klinischen Personals nur gut in Erinnerung: „Die Ärztin Paola Orrù ist sehr kompetent und von einer herausragenden Menschlichkeit“, sind sich beide einig.
„Sie hat es geschafft, auf mich zuzugehen“, so Monica. „Immer, wenn ich in die Strahlentherapie kam, fühlte ich mich gut, weil ich wusste, jetzt wird das Böse in mir bekämpft. Wenn ich höre, dass schlecht über den Sanitätsbetrieb geredet wird, ärgert mich das. Meine Erfahrungen mit den Ärztinnen und Ärzten, aber auch mit allen anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich um mich gekümmert haben, waren mehr als gut. Viele Menschen haben ein arrogantes Benehmen, weil sie meinen, ihnen würde alles zustehen, auch, wenn das nicht der Fall ist.“
Auch Fiorina kann dem nur zustimmen: „Ich habe mich immer gut begleitet gefühlt auf dem Weg zu meiner Gesundung. Sei es das ärztliche, wie auch das pflegerische Personal war immer sehr menschlich im Umgang mit mir. Ich kann deshalb allen nur danken und ihnen meine Hochachtung aussprechen. Oft beklagt man sich über die Wartezeiten, aber wenn man nahe dran ist, sieht man, wie viel die Menschen hier arbeiten. Trotz allem versucht jeder, immer das Beste zu geben.“
In guten Händen
Einen abschließenden Gedanken möchten beide allen Frauen, die den gleichen Weg gehen müssen, mitgeben: „Ich habe eine Freundin, die dieselben Therapien gerade durchsteht. Ich habe ihr geraten, nicht zu viel nachzudenken und sich nicht im Internet zu verlieren, denn jeder Weg ist unterschiedlich. Letztendlich ist der psychologische Faktor, wie man eine Krankheit durchsteht, sehr wichtig. Deshalb muss man immer optimistisch bleiben“, so Fiorina.
„Ich würde jemanden, der in meiner Situation ist, empfehlen, sich nicht von schlimmen Gedanken fertig machen zu lassen und einen Schritt nach dem anderen zu setzen. Außerdem sollte man dem Fachpersonal vertrauen, denn hier in Südtirol ist man wirklich in guten Händen“, so Monica.
Ein neuer Abschnitt
Derzeit nehmen beide Frauen eine Hormontherapie ein, die fünf Jahre andauern wird. Doch vor allem hat für beide ein neuer Lebensabschnitt begonnen: Ein neues Kapitel, in dem kleine Ärgernisse des Alltags keinen Platz mehr haben. Stattdessen sind sich beide bewusst, dass nichts im Leben selbstverständlich ist und dass jede Freude ausgekostet werden sollte – wie ihre beiden kleinen Mädchen, die Fiorina und Monica zuhause erwarten.
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