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Toller Cinetrip

Vier junge Menschen schauen an der Ostsee in ihre Zukunft

So viel spannendes Kino jetzt, mit Petzolds „Roter Himmel“ und mit der von Jugendlichen gestalteten Reihe „Cinetrip“, die mit „Easy Rider“ startet.

von Renate Mumelter

Diese Woche stehen hier junge Menschen im Mittelpunkt. Das ist bei Christian Petzolds „Roter Himmel“ der Fall und bei der spannenden Initiative „Go, Go Cinema!“ auch.

Roter Himmel

Der Himmel ist zwischendurch wirklich rot in Petzolds Preisgekröntem (Berlinale, Großer Preis der Jury). Rot ist auch das Kleid von Nadja (Paula Beer), die vorübergehend in jenem Haus an der Ostsee lebt, in das auch Leon und Felix kommen, um kreativ zu arbeiten. Alle sind nahe 30. Leon hat seinen Roman im Gepäck, Felix seine Bewerbungsmappe für die Kunsthochschule, Nadja macht einen Sommerjob. Nichts Besonderes, wäre da nicht diese Mischung aus lockerer und bedrohlicher Stimmung, die mit einer Autopanne beginnt und bleibt.

Vier jüngere Menschen arbeiten mit unterschiedlichen Ansätzen an ihrer persönlichen Zukunft, während jene Zukunft, die alle betrifft, als Asche ins Bild regnet oder als brennender Frischling durch den ausgetrockneten Wald läuft. Nichts Aufdringliches, aber immer präsent. Kleine Töne erzählen mit: das Summen der Fliegen, das bis in den Kinosaal dringt, der Wind im Dünengras oder das Geräusch des Lebens hinter der zu dünnen Schlafzimmerwand.

„Roter Himmel“ wird nie laut, bleibt irgendwie heiter aber auch nicht, ein Ferienfilm, der keiner sein kann, ein Stimmungsbild zur Generation, die die Zukunft noch vor sich hat.

Großartig gespielt sind die Hauptrollen von Thomas Schubert als in sich gefangener Schriftsteller und Paula Beer als eine, die den Überblick behält.

Spätestens im Abspann wird  „In my mind“ der Wiener Gruppe „Wallners“ zum Ohrwurm.

In Italien erscheint „Roter Himmel“ als „Il cielo brucia“ mit einer Deutlichkeit, die Petzold bestimmt nicht wollte.

Erstens: Easy Rider

„Go,Go! Cinema“ ist eine interessante Initiative, die vom Jugendzentrum Vintola18 gemeinsam mit dem Verein KinaPix zu Sommerbeginn gestartet wurde und Jugendliche zwischen 16 und 21 Jahren dazu einlud, selbst ein Kinoprogramm zu erstellen. Ziel war es, Jugendliche wieder fürs Kino zu interessieren. Dort nämlich erleben wir Filme anders, intensiver.

Während des Sommers wurde vorbereitet mit zwei Treffen im Filmclub, einer Reise zum Giffoni Film Festival (Zielgruppe Jugend) in Salerno, Besuchen im interessanten Bozner Cinè Museum und in der Cineteca di Bologna, einem Workshop beim Believe Film Festival in Verona. Danach ging’s an die konkrete Arbeit.

Die Jugendlichen schlugen das Thema RoadMovie als Leitfaden vor und nannten die Reihe „Cinetrip“. Da konnte das legendärste Roadmovie von Dennis Hopper mit Dennis Hopper, Peter Fonda und Jack Nicholson nicht fehlen. „Easy Rider“ schrieb nach 1969 Geschichte. Gereist wird auf Harleys zum Sound von Steppenwolfs „Born to be wild“. Am 5. Dezember werden die Jugendlichen den Film vorstellen. Älteres Publikum ist natürlich willkommen.

Auch die folgenden 3 Filme werden von den Jugendlichen vorgestellt: „Fear an Loathing in Las Vegas“ von Terry Gilliam (1998) am 7/12, „L’odio“ (La Haine, 1995) von Mathieu Kassovitz am 12/12 und „Green Book“ von Peter Farrelly (2018) am 14/12. Alle 4 Filme empfehle ich genauso wie die Initiative selbst, die hierzulande Schule machen sollte.

Der KinaPix-Koordinator von „Go, Go! Cinema“ Amedeo Sartori erzählt, dass auch er bei diesem Projekt viel lernen konnte. Es soll weitergeführt werden. Das Team steht Interessierten gerne mit Auskünften zur Verfügung.

„È un invito a tornare al cinema e riscoprire insieme le grandi emozioni in sala“, sagt einer der Teilnehmer im Videoclip zur „Cinetrip“.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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