Du befindest dich hier: Home » Wirtschaft » Der Ortstaxen-Streit

Der Ortstaxen-Streit

Foto: Google Maps

Die Gemeindeverwaltung von Abtei möchte 50 Prozent der Ortstaxe für ein öffentliches Schwimmbad ausgeben. Der Tourismusverein setzt sich dagegen zur Wehr und greift Tourismusreferentin Elide Mussner an.

von Markus Rufin

Der Gemeinderat von Abtei hat bei der Sitzung am Dienstag auf Punkt sechs der Tagesordnung die Festlegung der Ortstaxe ab dem neuen Jahr behandelt.

Der Vorschlag des Gemeindeausschusses sah eine Erhöhung der Ortstaxe vor, wie von der lokalen Tourismusgenossenschaft vorgeschlagen, nämlich auf 3,80 für Betriebe mit vier Sternen, vier Sternen „Superior“ und fünf Sternen, auf 3,00 für die drei Sterne und drei Sterne““Superior“ sowie auf 2,30 für alle anderen Unterkunftsbetriebe. Bis hierhin nichts Neues.

Neu ist, dass 50 Prozent der Erhöhung zweckgebunden wurde. Der Gemeindeausschuss hat vorgeschlagen, 50 Prozent der Erhöhung für das Projekt eines öffentlichen Schwimmbads zu binden. „Ein Projekt, das sowohl aus touristischer Sicht als auch aus sozialer Sicht, relevant ist“, unterstreicht Tourismusreferentin Elide Mussner. Der Vorschlag wurde mit zwölf Ja-Stimmen, einer Enthaltung und vier Nein-Stimmen angenommen.

Der Tourismussektor baue auf das aktive Leben der lokalen Gemeinschaft auf und brauche die Unterstützung der Bevölkerung, unterstreicht Mussner. In den letzten Jahren habe die Tourismusgesinnung jedoch gekriselt, auch aufgrund der direkten und indirekten Folgen des Tourismus, der während der Hochsaisonen immer wieder die Lebensqualität vor Ort einschränke.

In diesem Zusammenhang weisen die verschiedenen Nachhaltigkeitsstrategien, an denen die Wirtschaftskategorien zu Recht weiterarbeiten, klar darauf hin, dass ein Kurswechsel in Richtung mehr Bewusstsein für die eigene Verantwortung erforderlich ist, die nicht nur wirtschaftlicher, sondern auch sozialer Natur ist, meint Mussner: „Die Möglichkeit, lokale Projekte durch die Kurtaxe zu unterstützen, wird daher als eine Win-Win-Situation für alle betrachtet.“

Im Gemeinderat stieß der Vorschlag des Ausschusses zwar auf eine breite Zustimmung, dafür zieht Mussner mit der Zweckbindung und ihren Aussagen den Zorn des Tourismusvereins auf sich. Dieser reagierte gestern mit einer eigenen Stellungnahme.

Die „negative und nicht konstruktive Haltung einiger Assessoren“ habe zu einer „besorgniserregenden Wahrnehmung des Tourismussektors“ geführt. „Diese unserer Meinung nach grundlosen und unbegründeten Kritiken an unserer Arbeit sind nicht weiter akzeptabel“, schreibt der Tourismusverein in einer Aussendung.

Doch auch die Zweckbindung für das Schwimmbad kritisiert der Tourismusverein scharf. Dieser sei bereits in verschiedenen Sitzungen gefragt worden, ob er bereit dazu sei, einen Teil des Budgets und der Ortstaxe in das Schwimmbad-Projekt zu investieren. Der Tourismusverein lehnte dies aber mit einem klaren Nein ab: „Wir erkennen den potenziellen sozialen Wert an, fragen uns jedoch, wie es möglich ist, dass Erweiterungen von Hotels mit dazugehörigen Wellnessbereichen, die laut Vertretern der Gemeinde zu übermäßigem Wasserverbrauch, Umweltverschmutzung und Ressourcenverschwendung führen, ständig kritisiert werden. Die gleichen Personen, die solche Beobachtungen machen, sind für ein großes öffentliches Schwimmbad mit Wellnessbereich und den damit verbundenen Verbrauchskosten, ohne die absolut untragbaren Kosten für den Bau der Infrastruktur zu berücksichtigen.“

Im Vorfeld der Gemeinderatssitzung habe sich der Tourismusverein nur für die Erhöhung der Tarife, nicht aber für die Zweckbindung ausgesprochen, zumal das Projekt noch nicht einmal im Gemeinderat genehmigt wurde.

Zwar spreche man sich nicht grundsätzlich gegen eine Zuweisung eines bestimmten Budgets für lokale Infrastrukturen aus, doch es sei „äußerst schwierig, einen Dialog mit Menschen zu suchen, die Kritik als einziges Instrument verwenden, um ihre politischen Interessen zu verteidigen“.

Der Tourismusverein Alta Badia kritisieren auch, dass mit der Ortstaxe die IDM mitfinanziert wird und erinnern daran, dass der Sinn dahinter die Finanzierung von Tourismusorganisationen war.

Die Gemeinde Abtei hat während der Gemeinderatssitzung auch den Haushaltsvoranschlag für 2024 genehmigt. Nach Aussage des Bürgermeisters handelt es sich um einen „Rekordhaushalt“. „Daher fragen wir uns, warum es notwendig ist, Gelder aus der Erhebung einer Steuer für den Tourismus zurückzuhalten?“, so der Tourismusverein.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (13)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

Du musst dich EINLOGGEN um die Kommentare zu lesen.

2025 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen