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„Wir setzen auf Klimaschutz“

Christian Plitzner, Antonia Widmann, Marianne Kuntz, Ulrich Santa und Ulrich Höllrigl

Die Landwirtschaft will zu einem Vorreiter beim Klimaschutz werden. Zwar emittiert auch sie Treibhausgase, trägt aber gleichzeitig zur Vermeidung bzw. Speicherung von Klimagasen bei. Wie Bäuerinnen und Bauern sowie Genossenschaften ihre Emissionen deutlich senken wollen und wie ein CO2-Rechner dabei helfen kann, war Thema auf der SBB-Aktionsbühne auf der Agrialp.

Etwa zehn Prozent der Treibhausgasemissionen – und damit deutlich weniger als beim Verkehr oder der Energienutzung – stammen aus der Lebensmittelproduktion. In Südtirol liegt der Anteil der Landwirtschaft aufgrund der großen Bedeutung der landwirtschaftlichen Produktion und des Fehlens einer Stromproduktion aus fossilen Energieträgern sowie der Großindustrie mit 17 Prozent etwas höher als im globalen Durchschnitt.

Nicht nur deshalb unternimmt die Landwirtschaft seit einigen Jahren große Anstrengungen, die Emissionen zu minimieren.

„Ganz emissionsfrei wird die Lebensmittelproduktion aber nicht werden“, stellte Ulrich Höllrigl, der Vize-Direktor des Südtiroler Bauernbundes, klar. Nicht vergessen werden dürfe bei allen Vergleichen, dass die Lebensmittelproduktion lebensnotwendig sei, während es der Verkehr oder viele Konsumgüter, wo bei der Herstellung ebenfalls große Mengen an Gasen freigesetzt würden, nicht seien. Zudem ist die Tierhaltung grundsätzlich ein biogener Kreislauf.

Trotz dieser Sonderposition sei es das erklärte Ziel der Landwirtschaft, die Emissionen möglichst stark zu senken. Das gelinge am besten durch das Vermeiden oder zumindest das Reduzieren von Emissionen oder durch die Speicherung, erklärte Ulrich Santa, der Generaldirektor der Klimahaus-Agentur.

In der Landwirtschaft, so Santa, würden vor allem Methangas und Lachgas anfallen und weniger CO2 (Kohlendioxid), das bei der Verbrennung von fossilen Brennstoffen entsteht. Gleichzeitig, und das ist der große Unterschied zu anderen Sektoren, binde die Landwirtschaft CO2. „Bei 90 Prozent Grünland und einem sehr hohen Humusgehalt aufgrund der Bewirtschaftung ist die Menge an Kohlendioxid, die im Boden gespeichert ist, beachtlich“, ergänzte Christian Plitzner, der Direktor des Beratungsrings für Berglandwirtschaft BRING. Emissionen können auch in der Düngung reduziert werden, etwa durch eine bodennahe und effiziente Ausbringung von Wirtschaftsdünger. „Eine optimale Grundfutterqualität trägt ebenso zum Klimaschutz bei und macht auch noch wirtschaftlich Sinn“, so Plitzner.

Im Obst- und Weinbau stecke das größte Potential in neuen Sorten, der Begrünung, einem nachhaltigen Maschineneinsatz und in einer Kreislaufwirtschaft, sagte Antonia Widmann vom Südtiroler Apfelschutzkonsortium.

Neben der Obst-, Wein- und Milchwirtschaft mit ihren Nachhaltigkeitsstrategien ist auch der Südtiroler Bauernbund zusammen mit Partnern beim Klimaschutz aktiv. „Wir haben sechs Leitsätze definiert und acht Leuchtturmprojekte identifiziert“, berichtete Höllrigl. Ein Projekt befasst sich mit dem Potential von organischem Dünger. „Konkret möchten wir, dass überschüssiger organischer Dünger aus der Viehwirtschaft im Obst- und Weinbau ausgebracht wird. Das ist eine gezielte Maßnahme zu einem effizienteren Ressourceneinsatz.“ Ein weiteres Leuchtturm-Projekt befasst sich mit der Kohlenstoff-Speicherung.

Damit Betriebe und Genossenschaften Emissionen einsparen können, müssen sie ihre CO2-Bilanz kennen. „Im nächsten Jahr soll den Betrieben ein CO2-Rechner inklusive App zur Verfügung stehen. Dieser kann von allen Interessierten genutzt werden.“ Damit werden alle Emissionen, auch jene in vor- und nachgelagerten Bereichen, erfasst“, erklärte Santa.

Dass ein Kohlendioxid-Fußabdruck bei Konsumenten immer wichtiger wird, bestätigte auch Antonia Widmann vom Südtiroler Apfelkonsortium. Bereits jetzt würden viele Kunden nach einer CO2-Bilanz fragen. „Ab 2026 ist der CO2-Fußabdruck für Genossenschaften verpflichtend. Und früher oder später wird sie auch für die Einzelbetriebe kommen“, prophezeite Widmann.

Die Genossenschaften haben sich schon vor einiger Zeit auf den Weg gemacht, um nachhaltiger zu produzieren. „Bereits heute kommt in den Genossenschaften ein Viertel des Stroms für die Kühlung, Lagerung und Sortierung der Äpfel von den eigenen Photovoltaik-Anlagen.“ Das Einsparpotential ist aber noch deutlich größer. Dank weiterer Einsparungen und technischer Neuerungen auf den Wiesen und in den Genossenschaften soll die Apfelproduktion bis 2023 – so das Ziel in der Nachhaltigkeitsstrategie „Sustainapple“ – klimaneutral werden.

Dass die Landwirtschaft Teil der Lösung ist, unterstrich auch Ulrich Höllrigl. „Wir wollen den Klimaschutz aktiv angehen, denn er kann ein wirtschaftlicher Vorteil für die landwirtschaftlichen Betriebe sein. Vor allem aber wollen wir den Vorsprung gegenüber anderen Regionen ausbauen.“

 

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