„Kein Weltuntergang“
Jetzt wird es auch für den Bozner Waltherpark ernst: René Benkos Signa Holding hat in Wien einen Insolvenzantrag gestellt. „Wir arbeiten mit Vollgas weiter“, sagt Waltherpark-Geschäftsführer Heinz Peter Hager.
von Thomas Vikoler
Die Nachricht verbreitete sich gestern Vormittag in Windeseile in den Online-Medien des deutschsprachigen Raums: René Benkos Signa Holding GmbH hat mitgeteilt, insolvent, also zahlungsunfähig, zu sein. Am Mittwoch sei beim Handelsgericht Wien ein Insolvenzantrag gestellt worden.
Es handelt sich einen Antrag auf ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung, um eine „geordnete Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs“ zu erwirken. Signa hat 90 Tage Zeit, einen Sanierungsplan vorzulegen, dem die Gläubiger bzw. das Handelsgericht zustimmen müssen. Bei einem Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung muss den Gläubigern zumindest ein Anteil von 30 Prozent ihrer Forderungen geboten werden, der innerhalb von zwei Jahren zu bezahlen ist. Eine Sanierung in Eigenverwaltung zielt darauf, diese ohne einen gerichtlich bestellten Konkursverwalter durchzuziehen, vergleichbar mit einem Ausgleichsverfahren im italienischen Recht.
Insider gehen laut deutschen Medien davon aus, dass weitere Insolvenzen von Signa-Gesellschaften folgen werden. Die Rede ist von der Signa Prime Selection AG und der Signa Development Selection AG.
Und hier kommt das Bozner Projekt Waltherpark ins Spiel, das laut Firmenorganigramm Signa Prime zugeordnet ist.
Spätestens bei einer Insolvenz dieses Tochterunternehmens würde das Vermögen des Waltherpark zu einer (potenziellen) Konkursmasse, in die beispielsweise auch von der Waltherpark AG erworbene Büroflächen, die grundbücherlich nicht übertragen worden sind, hineinfielen. Am vergangenen Samstag warb Signa in der „Süddeutschen Zeitung“ mit einer Anzeige für „Exklusives Wohnen in Südtirol“, in der Wohnungen im Waltherpark angepriesen wurden.
Waltherpark-Geschäftsführer Heinz Peter Hager hat Anfang November auf einer Pressekonferenz betont, dass das Projekt Waltherpark „unabhängig“ von den finanziellen Turbulenzen des Mutterkonzerns tätig und das Projekt „durchfinanziert“ sei. Gestern sagte er zur TAGESZEITUNG: „Wir arbeiten mit Vollgas weiter“. Und: Sollte auch Signa Prime einen Insolvenzantrag stellen müssen, wäre das „kein Weltuntergang“ für den Waltherpark. Es sei im Interesse der Gläubiger, dass das Projekt abgeschlossen wird.
Nachvollziehbare Durchhalteparolen, die aber nicht darüber hinwegtäuschen können, dass auch der Waltherpark AG ernsthaft droht, in den Insolvenzstrudel hineinzugeraten.
Und dann gibt es die Klausel in der Programmatischen Vereinbarung aus dem Jahre 2016, auf die am Dienstag Bozens Bürgermeister Renzo Caramaschi hinwies: Sollte der Projektträger nicht in der Lage sein, die Arbeiten im Ex-Busbahnhofareal fortzuführen bzw. abzuschließen, ginge sein gesamtes Eigentum auf die Gemeinde Bozen über. Formale Voraussetzung dafür ist, dass eine entsprechende Aufforderung innerhalb von drei Monaten nicht befolgt wird.
Signa-Gründer René Benko gerät nach dem Insolvenzantrag offenbar auch konzernintern unter Beschuss: Teilhaber der Holding würden Strafanzeigen vorbereiten.
Benko war am Montag wegen einer luxuriösen Shopping-Reise im Privatflugzeug nach Barcelona in die Schlagzeilen geraten.
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