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„Es gibt kein Zurück“

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Gegen die DNA-Pflicht für Hunde regt sich weiterhin Protest – jetzt werden auch Unterschriften gegen das Gesetz gesammelt. Landesrat Arnold Schuler aber stellt klar, dass das Gesetz wie geplant in Kraft tritt – auch wenn erst rund 5.000 der 40.000 Hunde in Südtirol registriert sind.

von Lisi Lang

Bis Ende des Jahres müssen alle Hundehalter in Südtirol ihre Vierbeiner einem DNA-Test unterziehen und sich in die entsprechende Datenbank eintragen lassen. Das vom Landtag genehmigte Gesetz, welches den Hundehaltern eine Frist von rund zwei Jahren für diesen Schritt eingeräumt hatte, greift ab dem 1. Jänner 2024. Das große Problem: Viele Hundehalter sind dieser Registrierungspflicht bislang nicht nachgekommen. Um genau zu sein, wurden erst rund 5.000 der 40.000 Hunde in Südtirol getestet und registriert – 35.000 Tiere fehlen also noch.

Viel Zeit bleibt für diesen Test aber nicht mehr. „Wir haben den Leuten jetzt bewusst zwei Jahre lang Zeit gelassen, damit sie ihre Hunde testen können und dies vielleicht auch mit einem anderen Termin beim Tierarzt verbinden können“, sagt Landesrat Arnold Schuler. Dieser Plan habe aber offensichtlich nicht funktioniert. „Es hat sicher manchmal die entsprechende Information gefehlt, viele haben vermutet, dass die Frist verlängert wird oder abgeschafft – viele haben aber auch einfach die zwei Jahre verstreichen lassen“, so Schuler.

Das neue Gesetz ist umstritten, auch im Wahlkampf war die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme immer wieder ein Thema. Ziel des Gesetzes ist eine zentrale DNA-Datenbank, um zurückgelassenen Hundekot zuordnen sowie die Besitzer streunender Hunde ermitteln zu können. „Man setzt auf eine abschreckende Wirkung, weil auch der Druck aus den Gemeinden, hier aktiv zu werden, wirklich groß war“, so Schuler. Zudem sollen die Daten auch für die Zuordnung von Rissen von Wild- und Nutztieren verwendet werden.

Fakt ist aber auch, dass gut einen Monat vor Ende der Frist erst rund 5.000 Hunde in die neue Datenbank eingetragen sind. „Die Anzahl der Hunde nimmt jedes Jahr um rund 1.000 zu, während der Pandemie wurden ein Jahr sogar ein Plus von 3.000 Hunden verzeichnet – das ist einfach viel und deswegen musste man hier aktiv werden. Und die Alternativen waren eine Hundesteuer, wo man jedes Jahr zahlen muss, oder diese DNA-Analyse, wo einmalig der Test zu bezahlen ist“, so Arnold Schuler.

Und trotzdem: Viele sind mit diesem Gesetz nicht einverstanden und fordern eine Abschaffung: Die Tierschutzorganisation Südtiroler Tierparadies Hilft hat deswegen eine Online-Petition gegen die DNA-Analysen gestartet. „Diese neue Pflicht stößt nicht nur bei Hundehaltern, sondern auch Tierärzten und Experten auf großen Widerstand“, weiß Sonja Meraner, Präsidentin des Vereins Südtiroler Tierparadies Hilft. „Es gibt erhebliche Bedenken hinsichtlich der Durchführbarkeit, Sinnhaftigkeit und ethischen Aspekte dieses Vorhabens“. Außerdem werden in der neuen Datenbank nicht alle Hunde, z.B. Hunde von Touristen, erfasst, was die Effektivität der Maßnahme stark beeinträchtigt, kritisieren die Tierschützer. „Die finanzielle Belastung für die Bürger ist ein weiterer Kritikpunkt“, erklärt Meraner.

Die Tierschützer appellieren deswegen an die Landespolitik, das Gesetz zurückzuziehen und als Alternative verstärkt in Aufklärungskampagnen und Hundetoiletten-Dispenser zu investieren. „Diese Maßnahmen sind praxisnäher, kostengünstiger und vermeiden die ethischen Bedenken“, so Meraner.

Die Präsidentin des Vereins Südtiroler Tierparadies Hilft selbst kündigt an, dass sie ihren Hund nicht testen lassen wird. „Ich lasse es drauf ankommen“, sagt sie, „zuerst wird sowieso eine Erinnerung kommen und dann wird man sehen. Dieses Gesetz ist einfach nicht durchdacht – was ist mit den Hunden der Touristen, wer sammelt die Proben ein, wer zahlt für deren Analyse, hier sind zu viele Fragen offen“, kritisiert Sonja Meraner.

Mit der Online-Petition wollen die Tierschützer aufzeigen, dass die Menschen gegen dieses Gesetz sind, damit es wieder abgeschafft wird. „Die meisten Hundebesitzer räumen die Hinterlassenschaften ihrer Hunde weg – dass jetzt alle zahlen müssen, nur weil sich einige nicht an die Regeln halten, ist nicht richtig“, betont Sonja Meraner.

Landesrat Arnold Schuler zeigt sich vom Protest und der Online-Petition unbeeindruckt. Es gäbe jetzt kein Zurück mehr, unterstreicht Schuler. „Es ist gar nicht möglich, dieses Gesetz abzuschaffen – das könnte frühestens der neue Landtag im kommenden Jahr machen“, erklärt der Landesrat. Aber dieses Gesetz tritt mit 1. Jänner in Kraft. „Und es ist wirklich mit breiter Mehrheit genehmigt worden, weshalb ich nicht davon ausgehe, dass man jetzt anders entscheiden würde – und es wäre auch nicht korrekt jenen gegenüber, die die DNA-Analyse bereits durchgeführt haben“, stellt Schuler klar. Und wenn man als Landtag nicht die Glaubwürdigkeit verlieren wolle, müsse man dieses Gesetz jetzt durchziehen und keinen Rückzieher machen.

Aber was bedeutet das konkret für die 35.000 Hunde, die bislang noch nicht getestet sind? Flattern ab Jänner die ersten Strafen ins Haus? Arnold Schuler stellt klar, dass es keine Verlängerung geben wird und man derzeit versucht, einen Beitrag zu leisten, indem zusätzliche Angebote geschaffen werden, um die Hunde testen zu können (Informationen dazu will das Land rechtzeitig kommunizieren). Aber auch dieses Angebot werde beschränkt sein, weshalb Schuler an die Hundehalter appelliert, aktiv zu werden und sich auch beim eigenen Tierarzt um einen Termin zu bemühen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (29)

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  • ummagumma

    Jetzt fehlt nur mehr eine saftige Hundesteuer. Let’s do ist.

    • tiroler

      Landesraumordnugsgesetz-Kuenzer zurecht abgewählt. und aus dem Landtag entsorgt.
      DNA für Hunde, sowie Wolfs u Bärenmanagement- Schuler abgestraft und nicht mehr gewollt in der LR.
      Hat die SVP noch immer zuwenig Stimmen eingebüßt, dass sie nicht aus ihren Fehlern lerrnt?

      • meintag

        Kenne in Naturns Umgebung Einige mit Hunden welche gegen die DNA Gesetzgebung sind. Schuler soll zuerst mal Da seinen politischen Willen zeigen. Aber außer politisches blabla hat Er Nichts erreicht.

  • florianegger

    Wer seinen Hund ordnungsgemäss hält, sollte durch die Aktion nichts zu befürchten haben. Oder gibt es etwas, das nicht an die Öffentlichkeit soll? Etwa ein Tierhandelsmarkt?

  • ummagumma

    @florianegger, ich bin mir sicher dass die Hälfte d. Hundehalter keinen blassen Schimmer davon hat wie man so ein Tier hält. Das gleiche gilt für die Züchter, die den Viechern eine Leidenszeit bereiten. Das am Rande erwähnt.

  • pingoballino1955

    Dieses Hundegesetz ist wahrlich “ dämlich und nicht gut durchgedacht“ Herr Schuler ! Hundetoiletten gibt es überall im Ausland nur nicht bei uns,reichem ??Südtirol!

  • criticus

    Neulich hörte ich folgendes: „So viel Scheiße und Schaden wie ein Politiker verursacht, können all die Hunde nicht verursachen.“
    Herr Schuler, ich finde ihr Gesetz genauso unklar wie alle ihre Gesetze. Wer bezahlt die DNA-Analyse, wenn jemand den Hundekot zur Kontrolle abgibt und wo muss die Probe abgegeben werden? Und wenn es ein „Ausländerhund“ ist? Sollte das funktionieren, was passiert danach? Typisch Schuler, bis heute ist nichts geklärt!
    Ach noch was, hätten damals die Fachleute aus der Schweiz uns nicht wegen der Borkenkäfer gewarnt, dann hätten wir vor lauter „Hundegagga-Gesetz“ bis heute nicht reagiert. Oder?

    • bernhart

      Sehr guter Beitrag.
      Schuler hat bis heute nichts brauchbares gemacht und wierd auch weiterhin nichts vernünftiges machen. Wie sieht es mit den Hunden der Gäste Urbauber aus??
      Diskriminirung der Bürger nenn ich diese Aktion.
      Wer bezahlt die DNA Analyse??
      Das land macht daurend Gesetze ohne nachzudenken,wie und was.

  • brutus

    Unterschriftensammlung?
    …und die sogenannten „Braven'“, die bereits die DNA Probe gemacht haben, sind die Gelackmeuerten!

    • andreas1234567

      Hallo @brutus,

      die 5000 von 40000 die da mitgemacht haben und die mittlerweile 5-6-fach Gespritzten dürften auffällig oft den gleichen Namen tragen.

      Grosskopferten Blödsinn einfach nicht mitmachen scheint mir ein neuer Demokratietrend, ich begrüsse das

      Auf Wiedersehen in Südtiroler Hausverstandsregionen wo ich in 27 Jahren niemals, nicht einmal, nicht einmal annähernd ein Problem mit deren Bracken und Border Collies gehabt habe..

      Ich hätte auch nicht mitgemacht, so weit kommt es noch.
      Was käme als Nächstes? DNA-Nachweis für alle? Wer sich heute einer kleinen Spinnerei verweigert verhindert die Dystopie von morgen..

      Auf Wiedersehen in Südtirol

  • dn

    Wer einen Hund will, soll den Scheiß ordentlich entsorgen, d.h., auch nicht den eingepackten Scheiß rumliegen lassen. Wem das zu gschearig ist, der soll sich eben keinen Hund richten. Eigentlich müsste man die Übeltäter (= Hundehalter) auch über den Chip ihrer Wuffis finden. Übrigens: Für diese Aktion zahle ich als Steuerzahler gerne mit. Ich kack ja auch nicht den Hundehaltern vor die Tür.

  • robby

    Wenn das Einsammeln nicht nach klaren Vorgaben und von dafür qualifizierten Personen fälschungs- und verunreinigungssicher eingesammelt wird, wäre eine Strafe von jedem Rechtsanwalt leicht zu annullieren.

  • prof

    Bin selbst Hundhalter und wäre dafür eine Hundesteuer einzuführen,etwa 100 Euro Jährlich.
    Es gibt viele Leute welche einfach die Hunde nicht mögen,auch wenn die Besitzer sich nach den Regeln halten,(leider immer noch zu wenige)
    Was ist,wenn jemand zum Trotz von einem Hunde-Abfall-Kasten einfach einige Säckchen herusnimmt und irgendwo ausleert. Ich sage dies weil ich mir vorstellen kann,daß es solche Menschen zu genüge gibt.

  • kirchhoff

    Hat der LH keine anderen Prioritäten?

  • kritischerbeobachter

    Müssen die Wölfe auch die DNA abgeben, damit sie bestraft werden, wenn sie Gassi gehen?
    Was passiert, mit den Hunden der Touristen, werden die auch registriert, oder machen diese das Geschäft in der Öffentlichkeit nicht?
    Da kann man nur mehr den Kopf schütteln, für was die Steuergelder rausgeworfen werden.
    Die hälfte Stimmenverlust ist immer noch zu wenig, sie wollens einfach nicht begreifen.
    Zudem wird der Wald von lauter Bäumen nicht mehr gesehen.

  • ummagumma

    @kritischerbeobachter, würden die Hundehalter wie es sich gehört eine anständige Hundesteuer bezahlen ( also mind. 3000 Euro im Jahr ) dann hätte sich das Problem eh schnell gelöst!

  • andreas1234567

    Hallo nach Südtirol,

    das ist schon lustig wie vehement eine neue steuerfinanzierte Behörde „Hundescheisseherkunftsermittlung“ gefordert wird.
    Da mag man am „Volkswillen“ etwas verzweifeln, die Einwände dagegen sind natürlich alle richtig und entspringen dem gesundem Menschenverstand, insbesondere die Nichterfassung der „Gästehunde“.
    Bislang habe ich nirgendwo gelesen was dieses „Institut“ denn dann kosten und wie das finanziert werden soll.
    Die politische Hochnäsigkeit a la „kann sein das es teurer Quatsch ist aber wir haben das beschlossen und deswegen wird es gemacht“ ist der Pfad der Mehrheitspartei dann eben demnächst nur noch 10 Sesselchen zu besetzen mit Politikern die „was beschliessen und dann wird es gemacht weil es beschlossen wurde“.

    Glaubt eigentlich jemand ernsthaft in Südtirol gäbe es nur 40000 Hunde?Und wenn da 35000 nicht mitmachen sind das 35000 potentiell verärgerte Wähler die sich das merken..Für die nächste Wahl..

    Wahrscheinlich gibt es demnächst einen neuen Spass neben Mehl und Eiern am Unsinnigen, mit gefundener Hundekacke umherschmeissen und der betroffene Hundebesitzer muss dann irgendwie beweisen sein Hund hat nicht in 5 Metern Höhe die Wand von Schloss Tirol angekackt.

    Auf Wiedersehen in Südtirol

  • robby

    Ummagumma, also ungefähr dreimal soviel wie du mit deinen mickrigen Einkommen?

  • waldemar

    Auch ich bin froh wenn Steuergelder mal für eine Intelligente Sache verwendet werden.

    • andreas1234567

      Hallo @waldemar,

      persönlich halte ich Hundehaufen für eine minder intelligente Sache und sehe das kritisch wenn dort aus Steuergeldern finanzierte goldene Löffel hereingesteckt werden zum Ausforschen und Verkosten.

      Auf Wiedersehen in Südtirol mit dem selbsterfundenem teurem Hundekackeprolem und der teuren steuerfinanzierten Nichtlösung des Problems

  • sougeatsnet

    Wieder ein Beispiel Südtiroler-Schildbürgertums; der Aufwand steht in keinem Verhältnis zum Nutzen. Da die Hunde der Touristen nicht getestet werden ist dies alles letztlich unnütz.

  • florianegger

    Aber die Pferdeäpfel sind Dünger??

  • romy1988

    Weil das Land es nicht schafft, über Jahre nicht bezahlte Autosteuern einzutreiben, bzw. von säumigen Vätern die vorgestreckte Unterhaltszahlung zurückzufordern, werde ich die DNA-Analyse meines Hundes nicht machen lassen. Denn wenn die anderen nicht zahlen müssen, muss auch ich es nicht tun, also gleiches Recht für alle. Somit lasse auch ich es darauf ankommenden. Schuler kann mich mal.

  • sigo70

    Kann mir bitte jemand erklären, weshalb man z.B. für Kleinhunde (2,5kg) beim Tierarzt 120€ bezahlen sollte, welche nicht streunen können, bei welchen ein Riss von Wild- und Nutztieren sehr unwahrscheinlich ist, diese zu 90% an der Leine oder in einer Tasche gehalten werden und im selben Moment eine 8kg schwere Katze herumstreunen und fremde Gärten vollkacken darf?

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