Das kurze Leben
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Geschichten von Mobilität, Marginalität und Unterdrückung in Vergangenheit und Gegenwart, Film und Kunst“ des Kompetenzzentrums für Regionalgeschichte wird am 22. November im Filmclub Bozen der Dokumentarfilm „Was mit Unku geschah. Das kurze Leben der Erna Lauenburger“ gezeigt.
Nach der Filmvorführung gibt es eine von Prof. Elisabeth Tauber moderierte Podiumsdiskussion mit Regisseurin Jana Müller (Stadtarchiv Dessau-Roßlau), Historikerin Eve Rosenhaft (University of Liverpool) und Margitta Steinbach (Verein Menda Yek e.V.). Die Veranstaltung ist öffentlich und der Eintritt frei.
Der Dokumentarfilm erzählt die Geschichte von dem Mädchen weiter, um das sich bereits der Jugendroman „Ede und Unku“ von 1931 drehte.
Das in der DDR sehr erfolgreiche Buch gehörte für viele Generationen zur Pflichtliteratur, allerdings ist kaum bekannt, dass es sich bei Unku nicht um eine fiktive Figur handelt, sondern um den Sinto-Namen von Erna Lauenburger, einem Mädchen das wirklich gelebt hat.
Während das Buch ihre Geschichte aus Kindheitstagen erzählt, fragt der Dokumentarfilm nach ihrem späteren Lebensschicksal. Erna/Unku wurde 1920 in Berlin geboren und lebte mit ihrer Familie seit Anfang der 1930er Jahre in Dessau-Roßlau und Magdeburg. Von dort wurde sie nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Die Doku rekonstruiert das kurze Leben der Erna Lauenburger und beruht auf der einjährigen Spurensuche einer Projektgruppe des Alternativen Jugendzentrums Dessau, unter der Leitung von Jana Müller.
Das Leben von Unku, wie das ihrer Familienmitglieder, steht beispielhaft für das Schicksal der Sinti und Roma zur NS-Zeit, als viele dem nationalsozialistischen Völkermord an den Sinti und Roma zum Opfer fielen.
Zu den Gästen:
Jana Müller ist Sozialpädagogin und Mitarbeiterin am Stadtarchiv Dessau-Roßlau. Seit 1998 ist sie engagiert im Bereich der Gedenkkultur an Opfer des Nationalsozialismus im Alternativen Jugendzentrum Dessau: u.a. hat sie über zwanzig Filmproduktionen realisiert und ein Zeitzeugenvideoarchiv, in dem Zeugnisse von mehr als einhundert Überlebenden der Konzentrations- und Vernichtungslager bewahrt werden, geschaffen.
Eve Rosenhaft, Historikerin, ist Professorin an der University von Liverpool gewesen. Sie ist Expertin von Romani Studies, mit besonderem Bezug auf die Geschichte der deutschen Sinti und Roma und ihre Erfahrungen mit dem Holocaust. Ihre Forschung in diesem Bereich ist mit einem Engagement für die Öffentlichkeitsarbeit und den Wissensaustausch verbunden: dazu gehören die Entwicklung einer Wanderausstellung über die nationalsozialistische Verfolgung von Sinti und Roma.
Margitta Steinbach ist Projektmitarbeiterin beim Verein AMCHA, wo sie Betreuerin den Bereich Sinti und transgenerationales Trauma ist. Sie selbst ist Angehörige der Community der Sinti und Enkelkind von Überlebenden des Zwangslagers Berlin-Marzahn und Magdeburg Holzweg und hat zusammen mit anderen Nachkommen der oben genannten Zwangslager den Verein Menda Yek, der sich mit psychosozialen Folgen des Holocaust für Sinti beschäftigt, gegründet.
Elisabeth Tauber, Anthropologin, ist Professorin an der Universität Bozen. Sie setzt ihre Forschungsschwerpunkte auf Romani Studies, Gender und Umweltanthropologie. Sie hat langjährig über Nomadentum, Heirat und Tod im Bezug mit Sinti in Norditalien geforscht. Sie interessiert sich für Betteln und Geschenketausch sowie für ethnografische Archivforschung. In jüngster Zeit hat sie sich auf alpine naturnahe Graslandschaften konzentriert.
Der Filmabend ist eine Veranstaltung des Kompetenzzentrums für Regionalgeschichte der Freien Universität in Zusammenarbeit mit „Geschichte und Region/Storia e regione“. Er ist Teil der Vortragsreihe „Geschichten von Mobilität, Marginalität und Unterdrückung in Vergangenheit und Gegenwart, Film und Kunst“.
Termin:
Vorführung des
Dokumentarfilms „Was mit Unku geschah“ von Jana Müller (Deutschland 2009) im Filmclub Bozen, Dr.-Joseph-Streiter-Gasse 8/D, Bozen
Zeit: 22.11.2023, 20.00 Uhr
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