Unter Reichen
Dem FC Südtirol hat mit knapp 5,7 Millionen Euro das drittkleinste Gehälter-Budget der 20 Serie-B-Clubs. Der Trotz für die Weiß-Roten: Geld schießt keine Tore.
von Artur Oberhofer
Geld schießt keine Tore. Dieser Ausspruch stammt von einem der erfolgreichsten deutschen Trainer, von Otto Rehhagel, der 2004 Griechenland sensationell zum EM-Titel führte.
Dass an diesem Rehhagel-Sager tatsächlich etwas dran ist, zeigt ein Blick auf die aktuelle Tabelle der Serie B.
Der Serie-A-Absteiger Sampdoria Genua verfügt über ein Spieler- und Trainergehälterbudget von über 27,4 Millionen Euro (siehe dazu auch die nebenstehende Info-Grafik). Die Mannschaft von Andrea Pirlo liegt aber derzeit nur auf Rang 13, also in der Playout-Zone.
Cittadella, die Mannschaft mit dem kleinsten Budget aller 20 Serie-B-Mannschaften (knapp 4,6 Millionen Euro), liegt zurzeit auf Rang 9.
Sampdoria ist die Mannschaft mit dem höchsten Gesamtbudget, gefolgt von Spezia (knapp 24,5 Millionen Euro), dem derzeitigen Spitzenreiter Parma (23,2 Millionen Euro), Como (22,5 Millionen Euro) und Cremonese, der Mannschaft von Giovanni Stroppa, die über ein Budget von 22,2 Millionen Euro verfügt.
Sampdoria, Spezia und Cremonese können deswegen große Brötchen backen, weil sie als Serie-A-Absteiger in den Genuss des sogenannten Fallschirms („paracadute“) gelangt sind.
Um den Absteigern die Möglichkeit eines sofortigen Wiederaufstiegs zu eröffnen, zahlt der Fußballverband einem Absteiger (wie Sampdoria), der in den letzten vier Serie-A-Spielzeiten mindestens deren drei in der höchsten italienischen Liga gespielt hat, 25 Millionen Euro.
Absteiger, die – so wie Spezia – in den vergangenen drei Jahren mindestens zwei Saisonen in der Serie A gespielt haben, erhalten einen einmaligen „Fallschirm“ von 15 Millionen. Und Absteiger – wie Cremonese –, die nach nur einem Jahr in der Serie A wieder abgestiegen sind, bekommen vom Verband zehn Millionen Euro.
Die außerordentlichen Zahlungen erklären zum Teil auch die großen Budgets dieser Clubs.
Die nackten Zahlen zeigen einmal mehr, dass man die bisherige Performance des FCS in der Serie B nicht hoch genug einschätzen kann.
Mit einem Budget von 5.685.175 Euro hat der FC Südtirol das drittkleinste (Gehälter-)Budget aller Serie-B-Clubs.
Nur zwei Clubs – der Sensations-Aufsteiger Lecco (4,7 Millionen Euro) und Cittadella – müssen mit noch weniger Geld auskommen.
In dem genannten Budget sind die Spielergehälter, die Gehälter des Trainerstabs der ersten Mannschaft und des Jugendsektors sowie jene des Sportdirektors inbegriffen.
In der Regel beträgt der Anteil der Spieler- und Trainergehälter eines Profi-Fußballclub rund 70 Prozent des Gesamtbudgets. „Die effektiven Betriebskosten eines Fußballclubs“, erklärt Dietmar Pfeifer, der Generaldirektor des FC Südtirol, „liegen um 30 bis 35 Prozent höher.“ Betriebskosten bedeutet: Kosten für Spielereinkäufe, Abschreibungen, Prämien usw.
Auch wenn Geld keine Tore schießt: Mit einem zweistelligen Millionen-Budget ist das Leben eines Sportdirektors ein bisschen leichter.
Venedig, dem derzeitigen Tabellenzweiten, steht ein Budget von knapp 21 Millionen Euro zur Verfügung, weil der US-Unternehmer Duncan Niederauer Jahr für Jahr Geld zuschießt.
Palermo, der derzeitige Tabellendritte, kann mit knapp 18 Millionen Euro haushalten, weil der Club – so wie Manchester City von Pep Guardiola – zur City Group von Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan aus den Vereinigten Arabischen Emiraten gehört.
Insgesamt geben die 20 Clubs der zweithöchsten italienischen Liga in dieser Saison 263.320.779 Euro aus, das sind 8 Prozent weniger als in der vergangenen Spielzeit.
Der FC Südtirol setzt seit jeher auf junge, hungrige Spieler und nicht auf abgehalfterte und teure Profis, die am Karriereende stehen. So gibt es beim FC Südtirol auch keinen Spieler, der mehr als 200.000 Euro netto pro Saison verdient. Parma und Sampdoria haben Spieler in ihren Reihen, die mehr als eine Million Euro netto im Jahr verdienen. Auch Massimo Coda, der derzeitige Torschützenkönig in Diensten von Cremonese, verdient über 800.000 Euro netto in der Saison.
Von solchen Gagen können die FCS-Südtirol-Bediensteten nur träumen. Die höchsten Gehälter beziehen Trainer Pierpaolo Bisoli und der Defensiv-Routinier Andrea Masiello mit rund 180.000 Euro netto pro Saison.
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