Der Zweikampf
Für den Posten des Leitenden Oberstaatsanwalts am Landesgericht gibt es zwei Bewerber: Axel Bisignano und Donatella Marchesini, die einen Wettbewerb mit offenem Ausgang bestreiten werden.
von Thomas Vikoler
Der aktuelle interimistische Leiter der Bozner Strafverfolgungsbehörde zierte sich zunächst.
Oberstaatsanwalt Alex Bisignano erklärte, er habe kein Interesse an dem Posten, den er seit Mitte September übergangsmäßig leitet, nachdem der Leitende Oberstaatsanwalt Giancarlo Bramante sich vorzeitig in Richtung Triest verabschiedet hatte: Zu viel bürokratische Arbeit, ein stark unterbesetzter Mitarbeiterstab.
Inzwischen sei er von verschiedener Seite gebeten und gedrängt worden, sich doch um die Nachfolge Bramantes zu bewerben, heißt es. Deshalb hat sich Bisignano nun doch bei der Ausschreibung des Obersten Richterrates (CSM) für Italiens nördlichster Staatsanwaltschaft beworben.
Die Abgabefrist für die Bewerbungen ist am 15. November abgelaufen und seit gestern steht fest: Es wird einen Zweikampf um den leitenden Posten geben.
Bereits länger stand die Kandidatur von Donatella Marchesini fest. Marchesini, eine ehemalige Richterin und Staatsanwältin am Landesgericht, wirkt seit einigen Jahren als stellvertretende Generalstaatsanwältin an der Bozner Außensektion des Oberlandesgericht Trient. Jüngst vertrat sie die Generalstaatsanwaltschaft im Berufungsprozess zum Mordfall Laura Perselli/Peter Neumair.
Ein dritter potenzieller Bewerber, der stellvertretende Staatsanwalt am Landesgericht Igor Secco, hat sich dagegen nicht für den Stellenwettbewerb gemeldet. Er könnte sich später um den Posten des beigestellten Oberstaatsanwalts bewerben, sollte Axel Bisignano das Rennen um die Leitung der Staatsanwaltschaft machen.
Dies gilt trotz der aktuellen leitenden Tätigkeit Bisignanos keineswegs als sicher.
Wie etwa der Vorgänger-Wettbewerb gezeigt hat, als sich der damalige stellvertretende Staatsanwalt Bramante gegen den beigestellten Oberstaatsanwalt Markus Mayr durchsetzte, sind Dienstalter und leitende Tätigkeiten bei der Postenbesetzung nicht entscheidend. Mehr zählen offenkundig Dienstzeugnisse von Kollegen und auch die Vernetzung mit den verschiedenen Strömungen der Richtervertretung Associazione Nazionale Magistrati (ANM).
Das zeigte sich auch bei der jüngsten Besetzung der Präsidentschaft des Landesgerichts Bozen, wo sich Francesca Bortolotti gegen Maria Cristina Erlicher durchsetzte. Die live im Radio übertragene Sitzung der Ernennungskommission machte deutlich, mit welchen Bandagen zuweilen um die leitenden Posten gekämpft wird.
Die Ernennungskommission trifft auch bei der Besetzung der Leitung der Bozner Staatsanwalt eine Vorentscheidung, das letzte Wort hat das Plenum des Obersten Richterrates, das den Sieger oder die Siegerin in rund einem Jahr verkünden wird.
Bis dahin leitet mit Sicherheit Axel Bisignano die Staatsanwaltschaft Bozen, die in Kürze infolge von Abgängen und Mutterschaften über lediglich fünf aktive Staatsanwälte verfügen wird.
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Kommentare (2)
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pingoballino1955
Sehr erstaunlich was da hinter den Kulissen abläuft! Und da soll man noch ein Vertrauen haben an die “ Gerichtsbarkeit“ ????
robby
Machtkämpfe und Intrigen. Zum schämen