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Der schlaue Offizier

Landesgericht Bozen

Ein Oberst der Alpini soll 500 Skipässe zweckentfremdet und einen Masseur „fehlgeleitet“ haben. Die Staatsanwaltschaft am Rechnungshof will deshalb 35.700 Euro von ihm.

Das Strafverfahren vor dem Militärgericht Verona zu dieser Angelegenheit ist eingestellt worden, eine ministerielle Verwaltungsinspektion am Sitz des Alpini-Kommandos in Bozen ergab keine Unregelmäßigkeiten.

Und dennoch muss M.D., ein Oberst der Alpini, nun zu einer Verhandlung vor dem Rechnungshof: Die Staatsanwaltschaft fordert für ihn eine Schadensersatzzahlung in der Höhe von 35.700 Euro. 34.000 Euro wegen zweckentfremdeter Skipässe, 1.700 Euro wegen „Fehlleitung“ als Vorgesetzter eines Magazineuers, der sich auch als Masseur betätigte.

Folgt man Marco Boscarol, dem Anwalt des Alpini-Offiziers, sind sämtliche Vorwürfe unbegründet. Sein Mandat verwaltete zwischen 2015 und 2019 an die 500 Tageskipässe (ein Drittel davon für kleinere Skigebiete, den Rest für Dolomiti Superski), welche das Kommando angekauft hatte. Sie wurden – ohne dass es dafür präzise Regeln bestanden – Mitgliedern von in- und ausländischen Militärsportgruppen übergeben, aber auch Politikern und hohen Staatsbeamten. „Darunter Mitglieder des Rechnungshofs in Rom“, erinnert Boscarol.

Dem jüngst beförderten und nunmehr in Bruneck stationierten Oberst hält die Staatsanwaltschaft generell vor, die 500 Skipässe nicht korrekt verwaltet zu haben. Was sein Anwalt entschieden bestreitet. Für einige Jahre gibt es Verzeichnisse, wer alles in den Genuss eines vom Heer bezahlten Skipass kam, allerdings nicht für alle.

Der zweite Vorwurf gegen den hochrangigen Gebirgsjäger: Einen als Magazineur eingestuften Untergebenen erlaubt zu haben, sich im Dienst auch als Masseur zu betätigen. Beim Heer gebe es allein Dienstgrade, aber keine präzisen beruflichen Einstufungen, entgegnet Anwalt Boscarol. Und er erinnert daran, dass der vermeintliche Magazineur ein äußerst gefragter Masseur sei, der in der Vergangenheit u.a. Rodel-Serienolympiasieger Armin Zöggeler betreut habe. Zum Wohl der Sportnation Italien.

Das Urteil des Rechnungshofs zu diesem Fall wird in einigen Monaten erwartet. (tom)

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (2)

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  • criticus

    Da liest man, dass wir in Südtirol 20.000 verarmte Senioren haben und die Politiker und Staatsangestellte (natürlich in den höheren Positionen) bekommen Gratisskikarten. Der Staat hat jährlich Geld für 500 Skipässe (anscheinend nur Prov. Bozen)? Eigentlich ein Beispiel wie man Steuergelder beim Fenster rausschmeißt. Und ein Militärmagazineur darf in der Dienstzeit als Masseur arbeiten? So, und wenn man sich jetzt vorstellt was sich ein kleiner Oberst leisten darf, dann fragt man sich wie sieht es in den anderen Waffengattungen und Politikerämtern aus, wohl eben typisch afrikanische Verhältnisse, oder?

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