„Fratelli tutti“
„Sorge tragen für das gemeinsame Haus“: So lautete das Thema einer Tagung in Brixen, zu der das Katholische Forum und das „Katholische Sonntagsblatt“ eigeladen hat.
„Sorge tragen für das gemeinsame Haus“: So lautete das Thema einer Tagung in der Brixner Cusanus-Akademie, zu der das Katholische Forum in Zusammenarbeit mit dem „Katholischen Sonntagsblatt“ eigeladen hat.
Es war Papst Franziskus, der in seinen beiden großen Enzykliken „Laudato sii‘“ und „Fratelli tutti“ in eindrücklicher Weise auf die Bedeutung dieses „Sorge tragen für das gemeinsame Haus“ hingewiesen hat.
Im Eröffnungsreferat nahm Prof. Martin M. Lintner zunächst Bezug zum Tagesheiligen Martin von Tours.
Er wies auf die besondere Symbolik der Geste der Mantelteilung hin. Das Teilen des Mantels ist mehr als ein Akt der Wohltätigkeit, sondern die unbedingte Anerkennung des Anderen, des Bedürftigen als Bruder oder Schwester. Damit schließt sich auch der Kreis zur Botschaft der Enzyklika „Fratelli tutti“: Wir finden unsere Identität nicht in der Abgrenzung zum Anderen, sondern in der geschwisterlichen Beziehung zum Anderen, zum Fremden, zum Schutzbedürftigen. Die Gastfreundschaft – so Lintner abschließend – ist als Gelegenheit zu sehen, das Geschenk der Begegnung mit dem Anderen anzunehmen.
Der Sozialethiker Wolfgang Palaver erinnerte zunächst an die Aussage von Papst Franziskus, dass wir in einem Dritten Weltkrieg leben, der sich in fragmentierter Form seit längerem in unterschiedlichen Formen und unterschiedlichen geografischen Zonen abspielt.
Der Terrorismus ist ein Teil dieses Weltkriegs.
Ins Zentrum seiner Ausführungen stellte Prof. Palaver dann das Verhältnis von Frieden und Gerechtigkeit. Er plädierte dafür, die Frage nach dem gerechten Krieg in die Frage nach dem gerechten Frieden umzumünzen. Ein solcher Friede umfasst soziale Gerechtigkeit und eine vorrangige Option für aktive Gewaltfreiheit. „Frieden muss auf Gerechtigkeit, auf ganzheitliche Entwicklung, die Bewahrung der Schöpfung, die Beteiligung aller am öffentlichen Leben, auf das Vertrauen zwischen den Völkern, auf Zugang zu Bildung und Gesundheitswesen, auf Dialog und Solidarität gegründet sein.“ („Fratelli tutti“). Im Krieg zwischen den Menschen wurzelt der Krieg gegen die Schöpfung, schloss Palaver seinen Vortrag.
Doris Helmberger, Chefredakteurin der österreichischen Wochenzeitung „Die Furche“, rief zu Beginn ihres Referats einige kirchliche Dokumente in Erinnerung, die die Rolle der Medien und die Bedeutung des öffentlichen Worts thematisiert haben – zuletzt im Synthesebericht der Weltsynode, wo es um die digitale Welt geht und die Frage, wie dieser online-Raum spirituell lebensfördernd gestaltet werden kann.
In ihren Ausführungen zeichnete sie ein düsteres Bild einer Mediendemokratie in Krise: Desinformation, durch Algorithmen verstärke Emotionen, Hassbotschaften und öffentliche Empörung, Komplizenschaft zwischen aggressiven Populisten und einem Spektakelfernehen, Misstrauen gegenüber traditionellen Medien sind einige Stichworte dazu. Die gemeinsame Öffentlichkeit, das gemeinsame Verständnis dafür, wohin sich eine Gesellschaft entwickeln soll, geht verloren, so Helmberger. Was ist zu tun? Gefordert ist die Politik auf EU-Ebene, um ein gemeinsames Vorgehen gegen diese zerstörerischen Tendenzen zu erzielen. Gefordert sind auch die traditionellen, klassischen Medien, indem sie mit Transparenz und Fakten-Checks ihre Qualität sicherstellen. Sie schließt mit der Forderung des Medienethikers Bernhard Pörksen, der einen Übergang von der digitalen zur redaktionellen Gesellschaft fordert. Ein Baustein dazu kann eine systematische Medienbildung in den Schulen sein.
Die Tagung schloss am Nachmittag mit einer Podiumsdiskussion ab: Majda Brecelj von der Bewegung „Fridays for Furture“, Heiner Oberrauch vom Unternehmerverband, Generalvikar Eugen Runggaldier, Claudia Plaikner vom Heimatpflegeverband und Verena Dariz von der OEW stellten sich den Fragen der Moderatorin Jutta Wieser.
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