Der gesperrte Advokat
Der Meraner Anwalt Giuseppe Avolio darf wegen seiner Verwicklung zur Causa Agrimport ein Jahr lang seinen Beruf nicht ausüben. Eine entsprechende Disziplinarmaßnahme der Kammer ist nun rechtskräftig.
von Thomas Vikoler
Am 27. Februar 2012 ging bei der Anwaltskammer in Bozen eine Meldung ein. Sie betraf zwei Advokaten, die in die Tätigkeit der Firma Agrimport involviert waren. Am 28. Dezember 2011 war bei der Staatsanwaltschaft gegen sie eine Anzeige erstattet worden.
Die Anwaltskammer leitete daraufhin ein Disziplinarverfahren gegen die beiden Anwälte ein, das aber wegen des laufenden Strafverfahrens ausgesetzt wurde.
Vor wenigen Tagen wurde das Disziplinarverfahren mit einem Spruch der Kassation rechtsgültig abgeschlossen. Sie bestätigte eine Entscheidung der regionalen Disziplinarkommission der Anwaltskammer vom 14. Februar 2020 bzw. ein Urteil des Nationalen Rats der Anwaltskammern vom 27. März 2023, mit dem ein einjähriges Berufsverbot verhängt wurde. Ein Berufsverbot gegen den Meraner Anwalt Giuseppe Avolio (das Verfahren gegen den zweiten Anwalt war eingestellt worden).
Das bedeutet: Der frühere Etschwerke-Präsident darf seine anwaltschaftliche Tätigkeit in den kommenden zwölf Jahren nicht ausüben. Er hatte bei der Kassation Beschwerde gegen die von der Zentralen Kammer bestätigte einjährige Sperre eingelegt.
Grund für diese ist das Verhalten Avolios in der Causa Agrimport, das inzwischen strafrechtlich sanktioniert worden ist. In erster Instanz wurde Avolio am Landesgericht zu drei Jahren Haft wegen betrügerischen Bankrotts verurteilt (die Anklage hatte vier Jahre Haft beantragt), in der Berufung schloss der Anwalt einen gerichtlichen Vergleich, der ihm eine Strafreduzierung auf ein Jahr und neun Monate Haft einbrachte. Diese Strafe erwuchs 2021 in Rechtskraft.
In dem Strafverfahren ging es um die Gründung der Firma Orcus GmbH durch Matteo Sordi, einem früheren Agrimport-Angestellten und Avolio, vormals Rechtsberater von Agrimport. Die Firma wurde kurz nach dem Konkurs von Agrimport gegründet, an sie gingen für einen Spottpreis von 5.000 Euro Spritzmittel-Patente über. Avolio höchstpersönlich war mit der Übertragung der Patente befasst. Ein Gutachten im erstinstanzlichen Prozess am Landesgericht ergab, dass diese mindestens eine Million Euro wert waren (ein Gutachten ging sogar von drei Millionen Euro aus).
Die Regionale Disziplinarkommission kam vor der Rechtsgültigkeit des Strafurteils zum Schluss, dass Avolio durch sein Verhalten in dieser Causa die Berufsregeln verletzt hat. Insbesondere deshalb, weil er nachweislich gegen die Interessen seiner Mandantin Agrimport gehandelt habe und rechtswidrige Ratschläge erteilte. Beanstandet wurde auch die Verletzung von Artikel 16 des Berufskodex, nämlich die Ausübung einer wirtschaftlichen Tätigkeit über die Firma Orcus GmbH. Diese stelle im konkreten Fall eine Unvereinbarkeit mit der anwaltschaftlichen Tätigkeit dar. Bis 2011 war eine wirtschaftliche Tätigkeit seitens eines Anwalts gänzlich verboten gewesen, nun muss eine Inkompatibilität mit dem Anwaltsberuf vorliegen.
Avolios Anwalt Flavio Moccia hatte in der Anfechtung der Entscheidung u.a. eine Verjährung der Vorhaltungen und eine Übereinstimmung der Vorhaltungen mit jenen aus dem Strafverfahren geltend gemacht.
Sowohl die Zentrale Anwaltskammer als nun auch die Kassation haben sämtliche Einwände abgewiesen.
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Kommentare (3)
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chris75
„Der frühere Etschwerke-Präsident darf seine anwaltschaftliche Tätigkeit in den kommenden zwölf Jahren nicht ausüben.“ Ich sehe was, was Du nicht siehst
pingoballino1955
1 MILLION????
chris75
De hobns no net verstondn